Ferrari will Lewis Hamilton. Hatten wir das nicht schon einmal? Richtig, das war im November 2019 der Fall. Und was ist passiert? Hamilton blieb Mercedes treu. Der siebenfache Weltmeister spricht von "seiner Familie", wenn er auf Wechselgerüchte angesprochen wird. Er könne sich nicht vorstellen, dass er vor seinem Karriereende noch einmal bei einem anderen Team fahren wolle. Auch nicht für einen Rennstall mit der Strahlkraft von Ferrari.
Vor vier Jahren haben sich FCA-Chef John Elkann und Lewis Hamilton tatsächlich einmal getroffen. Die Gespräche führten zu nichts. Hamilton fährt immer noch für Mercedes und wird es mit größter Wahrscheinlichkeit auch die nächsten beide Jahre tun. "Die Gespräche zwischen Toto und meinen Management-Team laufen. Das passiert im Hintergrund. Zum ersten Mal führe ich die Verhandlungen nicht selbst. Ich fokussiere mich darauf, mitzuhelfen, das Auto schneller zu machen."

Keine Gespräche mit Hamilton
Der 38-jährige Engländer schreibt die kürzlich wieder aufgeflammten Ferrari-Gerüchte einer Folge der nachrichtenarmen Zeit zu. "Wenn dein Vertrag ausläuft, gibt es immer Spekulationen. Da haben einige Medien diese Geschichte in den Raum gestellt. Und das hat sich verselbständigt. Da hat die Absage von Imola wahrscheinlich auch mit reingespielt. Es gab nichts, über das man berichten konnte."
Ferrari-Teamchef Fred Vasseur versuchte, die mediale Aufregung mit Humor zu nehmen: "Vor zwei Wochen habt ihr Sainz zu Audi geschrieben und vor einer Leclerc zu Mercedes. Ich habe demnach keine Fahrer mehr. Da muss ich mich doch auf dem Markt umschauen." Auch solle man nicht allzu viel hineininterpretieren, wenn er mit Hamilton mal einen Fahrerlagerplausch führe. "Wir kennen uns seit Jahren." Hamilton fuhr 2005 und 2006 für Vasseurs ART-Team.
Dann wurde der Franzose ernst: "Es gibt weder Gespräche zwischen uns und Lewis noch ein Angebot. Wir werden in zwei Monaten damit beginnen, mit unseren Fahrern über die Zukunft zu sprechen. Bis dahin hat Vorrang, unser Auto konkurrenzfähiger zu machen. Die Fahrer sind nicht unser Problem."

Mit Hamilton zehnfacher Druck
Die Gerüchte sind schon deshalb an den Haaren herbeigezogen, weil eine Ehe zwischen Ferrari und Hamilton im Moment keinen Sinn machen würde. Hamilton will zum achten Mal Weltmeister werden. Das wird er in absehbarer Zeit weder mit Mercedes noch mit Ferrari. Beide Teams haben gleich viel Rückstand auf Red Bull.
Keiner kann mit Sicherheit sagen, welchem der beiden Teams zuerst die Erleuchtung kommt und ob vor allem wann. Mercedes ist für Hamilton aber viel einfacher einzuschätzen als Ferrari. Das ist seit 2013 sein Zuhause. Und dort kann er darauf hoffen, nach seiner Karriere im Stile von Stirling Moss ein Botschafter auf Lebenszeit zu werden.
Ferraris Problem sind nicht die Fahrer. Charles Leclerc hat Weltmeister-Qualitäten, wenn man ihm das richtige Auto gibt. Das hat er 2022 in der ersten Saisonhälfte gezeigt. Die Defizite von Ferrari liegen im Chassisbereich und in der Reifennutzung. Darauf muss man sich konzentrieren. Mit Hamilton an Bord wäre der ohnehin schon große Druck auf das Team um den Faktor 10 höher. Das würde nur von den wichtigen Aufgaben ablenken.