Ferrari-Teamchef Binotto: "Fokus liegt auf 2022"

Ferrari-Teamchef erwartet keine Siege
„Unser Fokus liegt auf 2022“

Die Ferrari-Fans haben ein hartes Jahr hinter sich. Nur drei Mal standen Piloten mit roten Rennoveralls auf dem Podium. Neue Siegerpokale für die Vitrine in Maranello konnten gar keine gesammelt werden. Am Ende ging ein enttäuschender sechster Platz in die Bilanz ein. Zu wenig für die hohen Ansprüche des Rekordweltmeisterteams.

Beim feierlichen Saisonauftakt der Scuderia, der wegen Corona ohne Zuschauer im Ferrari-Museum in Maranello abgehalten wurde, sprach Teamchef Mattia Binotto nicht lange um den heißen Brei herum: "Letztes Jahr war eine große Enttäuschung. So ein schlechtes Ergebnis darf sich nicht wiederholen. In einem Wettbewerb können Fehler passieren. Ich erwarte in Zukunft aber weniger Fehler – am besten ganz wenige bis gar keine.

Bei der Analyse der Vorsaison war die große Schwäche der Autos schnell erkannt. Auf den Geraden verlor man einfach zu viel Boden auf die Konkurrenz. "Das lag aber nicht nur an der mangelnden Motorleistung sondern auch am hohen Luftwiderstand", betont Binotto. "Wir haben viel Arbeit sowohl in den Antrieb als auch in die Aerodynamik des Autos gesteckt. Basierend auf den Simulationen erwarte ich, dass das nicht noch einmal so ein großes Problem für uns sein wird."

Mattia Binotto - Ferrari - F1 - 2021
Ferrari

Lücke lässt sich nicht schließen

Laut Binotto sei das Auto in allen Belangen effizienter geworden. Ob das schon reicht, den Rückstand wettzumachen und auf den Geraden mitzuhalten, könne man aber erst nach den Testfahrten in Bahrain sagen. Der Wüstenkurs mit seinen langen Geraden ist der perfekte Gradmesser. Wenn Ferrari immer noch Schwächen in Sachen Top-Speed hat, dann werden diese hier direkt sichtbar.

Aber mehr Tempo auf den Geraden heißt nicht automatisch auch, dass die roten Renner um Siege und Titel kämpfen werden. "Es gab diesen Winter leider einige Limitierungen bei der Entwicklung", führt Binotto als Entschuldigung an. "Ich glaube, dass unser Auto besser ist als letztes Jahr. Natürlich lässt sich das wegen der geänderten Aero-Regeln am Unterboden und dem Heck nicht ganz vergleichen, aber von den Daten her sollten wir einen bedeutenden Schritt gemacht haben."

Der 51-Jährige bestätigte noch einmal, dass Ferrari seine beiden Entwicklungstoken im Heck eingesetzt hat. Wie aus Maranello zu hören ist, wurden am Getriebe Modifikationen vorgenommen, die mit der Aufhängung zu tun haben könnten. "Wir müssen realistisch bleiben. Die Lücke zu den schnellsten Autos war letztes Jahr sehr groß. Die lässt sich in einem einzigen Winter nicht wieder schließen", hält Binotto den Ball flach.

Carlos Sainz & Charles Leclerc - Ferrari - F1 - 2021
Ferrari

Keine Weiterentwicklung 2021

Wie gut der Ferrari wirklich ist, werden die Fans wohl schnell erkennen. "Der Start der Saison ist sehr wichtig. Ich erwarte, dass sich das Kräfteverhältnis im Rest der Saison nicht mehr groß verändern wird", prognostiziert Binotto. "Wir kennen unsere Daten. Aber es wird wichtig, dass wir die Leistung auch auf der Strecke abliefern. In der Vergangenheit sind die Fortschritte aus dem Windkanal nicht immer auch in der Praxis angekommen."

Der gebürtige Schweizer stellt die Tifosi auf eine weitere Saison ohne Titel ein. Aber er macht auch Hoffnung für die längerfristige Zukunft: "Unser Fokus in der kommenden Saison liegt schon auf der Entwicklung des 2022er Autos. Das ist unsere Hauptaufgabe. Wir werden nicht viel Zeit für die Weiterentwicklung des 2021er Modells während der Saison aufwenden. Der Wechsel auf die neuen Autos für 2022 ist so umfangreich, dass wir da auf jeden Fall den Großteil unserer Ressourcen hin verschieben werden."

Wie schon in der vergangenen Saison plant Binotto ein paar Rennen auszulassen: "Ich beabsichtige nicht alle Rennen zu besuchen. Ich werde natürlich zu Beginn dabei sein, wenn es darum geht unsere Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen und sicherzustellen, dass auf der Strecke alles planmäßig läuft. Aber irgendwann werde ich in Maranello bleiben, um mich verstärkt auf das Projekt für 2022 zu konzentrieren."

Sebastian Vettel - Ferrari - GP Emilia-Romagna 2020 - Imola
xpb

Ferrari braucht Sieger-Mentalität

Am Ende schickte der Capo der Scuderia noch einmal motivierende Worte an seine Mannschaft. Vor allem auf die richtige Einstellung komme es an: "Für mich zählt der Wille zu siegen. Das heißt nicht, dass wir damit auch Rennen gewinnen werden. Da müssen wir realistisch sein. Es geht mehr um unsere Einstellung, unser Engagement und unseren Fokus. Jedes Detail zählt."

"Ich erwarte Entschlossenheit beim Team und den Fahrern und dass wir Fortschritte zeigen. Da geht es vor allem um die richtige Mentalität. Als Teamchef bin ich meiner Verantwortung voll bewusst. Ich fühle dabei aber mehr den Stolz als Druck." Sollte sich die Ergebnisse aus dem Vorjahr wiederholen, könnte das mit dem Druck aber von ganz alleine kommen.