Auktion: Ferrari 248 F1 von Michael Schumacher

Auktion Ferrari 248 F1 (2006)
Schumis letzte rote Göttin unterm Hammer

Die Saison 2006 markierte das Ende einer Ära. Es war das (vorerst) letzte Formel-1-Jahr mit Michael Schumacher hinter dem Lenkrad. Der siebenmalige Weltmeister bestritt seine elfte Saison für die Scuderia. Und der Deutsche wollte nochmal angreifen: Im Jahr zuvor hatte Fernando Alonso (Renault) seine Serie von fünf Titeln am Stück beendet. Der Renault-Pilot glänzte durch Konstanz und Rennübersicht, während Schumacher und Ferrari unter den Bridgestone-Reifen litten.

Die Konkurrenz um Renault und McLaren-Mercedes waren 2005 mit den Michelin-Pneus deutlich besser aufgestellt. Schumacher waren die Hände gebunden. Er wurde abgeschlagener WM-Dritter hinter Alonso und Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes). Für das Jahr 2006 wollte das Imperium mit dem neuen Ferrari deshalb zurückschlagen. Ein Chassis aus dieser Saison steht nun am 14. November in New York zur Auktion. Der renommierte Anbieter RM Sotheby's versteigert die Nummer 254 in New York.

Michael Schumacher - Ferrari - Auktion - RM Sotheby's - 248 F1 - Formel 1
RM Sotheby's

V8-Motor von Ferrari

Michael Schumachers alte F1-Autos gehen üblicherweise zu gepfefferten Summen über den Tisch. Erlöse in Millionenhöhe sind bei den legendären Rennwagen stets zu erwarten. Den Preis treiben dürften auch einige technische Besonderheiten. Zum ersten Mal seit der Saison 1964 und dem Ferrari 158 startete wieder ein Auto der Scuderia mit einem V8-Antrieb im Heck. Die Italiener entwickelten einen 2,4 Liter großen V8-Sauger, den sie bis zum Ende des Jahres auf fast 800 PS hochzüchteten.

Der Weltverband FIA schrieb das Downsizing ab der Saison 2006 vor, weshalb die legendären V10-Monster aus der Königsklasse bis heute verschwanden. Ferrari kam wegen der neuen Motoren-Formel auch zum Namen seines Wurfs: 2,4 Liter Hubraum und acht Zylinder ergeben kombiniert den Namen 248 F1. Das Siebengang-Getriebe verbauten die Italiener längs im Heck und übertrug dort die Kraft an die Hinterräder.

Michael Schumacher - Ferrari - Auktion - RM Sotheby's - 248 F1 - Formel 1
RM Sotheby's

Außergewöhnliche Rückspiegel

Das Design des 2006er-Ferrari erinnerte an seinen Vorgänger, den F2005. Dennoch fanden sich an Schumis Rennwagen einige interessante Details. So entschied sich das Designbüro um den technischen Direktor Ross Brawn für unkonventionelle Außenspiegel. Chefdesigner Aldo Costa platzierte mit seinem Team diese auf den äußeren Ecken der Seitenkästen und nicht mehr am Cockpit. Eine Idee, die unter anderem Red Bull in den folgenden Jahren kopierte.

Wegen des kompakteren Motors konnte Ferrari die Lufteinlässe an den Seitenkästen verkleinern. Zum Heck hin zogen die Ingenieure den 248 F1 zusammen, um den Luftfluss Richtung Hinterachse zu optimieren. Auch der Reifenverschleiß stand beim Design des Ferraris im Lastenheft. Der F2005 fraß die Bridgestone-Gummis zu sehr auf. Hinzu kam, dass im Vorjahr keine Reifen gewechselt werden durften. Das Qualifying und das Rennen mussten mit einem Satz bestritten werden.

Michelin hatte diese Aufgabe besser gelöst. Doch für 2006 verschwand die Regel. Beim Nachtanken durften wieder frische Reifen auf die Autos geschnallt werden. Bridgestone und Ferrari machten ob dieser Entscheidung drei Kreuze vor Freude.

Michael Schumacher - Ferrari - GP San Marino 2006 - Imola - Formel 1
xpb

Debüt geglückt

Der Saisonauftakt in Bahrain begann vielversprechend. Schumacher schnappte sich die Pole-Position vor seinem neuen Teamkollegen Felipe Massa, der seinen brasilianischen Landsmann Rubens Barrichello bei der Scuderia ersetzte. Im Rennen musste sich Schumacher jedoch Alonso knapp geschlagen geben. Bis zum vierten Saisonrennen konnte Ferrari nicht mehr mit Renault Schritt halten. Der Abstand war vor dem Europa-Auftakt auf 17 Zähler angewachsen.

Ausgerechnet in Imola gelang der Befreiungsschlag. Michael Schumacher übertraf nicht nur den Rekord für die meisten Pole-Positions von Ayrton Senna, er hielt im Grand Prix auch Alonso in Schach. Im Gegensatz zum Vorjahr fand dieses Mal der Spanier keinen Weg an seinem Kontrahenten vorbei. Rundenlang verteidigte sich Schumacher geschickt und beendete vor den Tifosi die Durststrecke ohne Sieg. Bei seinem Heimspiel auf dem Nürburgring ließ er den nächsten Triumph folgen.

Michael Schumacher - Ferrari - GP Deutschland - Hockenheim - Formel 1
Motorsport Images

Schumi-Aufholjagd

Danach setzte aber Alonso zum Höhenflug an und gewann vier Rennen in Folge. Schumacher und Ferrari standen mit dem Rücken zur Wand. Doch wer geglaubt hatte, die Saison sei entschieden, hatte die Rechnung ohne das Erfolgs-Duo der 2000er-Jahre gemacht. Schumacher schnappte sich in Frankreich, den USA und in Deutschland am Hockenheimring drei Erfolge in Serie. Dabei half auch Bridgestone, die den Rückstand auf Michelin wettgemacht hatten.

Mit den zwei Triumphen zu Beginn der Saison erreichte Schumacher im zu ersteigernden Chassis Nummer 254 insgesamt fünf Grand-Prix-Siege. Obendrauf kommen drei Pole-Positions. Das macht den Ferrari zu einem begehrten Sammler-Stück.

Seine letzten zwei Erfolge in Monza und Shanghai fuhr der Rekordweltmeister mit einem anderen Chassis ein. Ein Motorschaden in Führung liegend während des GP von Japan und ein Reifenschaden in Brasilien beim Saisonfinale vereitelten aber den achten WM-Titel des 91-maligen Rennsiegers.

Michael Schumacher - Ferrari - Auktion - RM Sotheby's - 248 F1 - Formel 1
RM Sotheby's

Staffelstab-Übergabe an Räikkönen

Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Schumacher am Ende der Saison zurücktreten werde. Das hatte der erfolgreichste Ferrari-Fahrer der Formel 1 nach seinem Monza-Sieg verkündet. Sein Nachfolger wurde Kimi Räikkönen.

Das angebotene Chassis spielte dabei die Brücke zwischen den beiden. Schumacher fuhr zur Saisonabschlussfeier in Monza das Auto noch einmal, ehe er seine Ferrari-Ära beendete. Und sein Nachfolger soll das 254er-Chassis bei seiner ersten Testfahrt für Ferrari gesteuert haben. Das gibt RM Sotheby's in seinem Exposé an.

Im Dezember 2007 wechselte das Fahrzeug in seinen heutigen Besitz. Der 248 F1 erlangte das offizielle Zertifikat als Klassik-Ferrari und absolvierte einige private Testfahrten auf der Hausstrecke in Fiorano. 2017 war die rote Göttin Teil der Ausstellung "Seeing Red: 70 years of Ferrari" im Automotive Museum in Los Angeles.

RM Sotheby's schreibt, dass der Formel-1-Renner nach dem Kauf einer technischen Überholung unterzogen werden sollte, ehe er wieder in Betrieb genommen wird. Nach über einem Jahrzehnt Stillstand ist das für einen F1-Prototyp nur allzu verständlich. Das verursacht zwar weitere Kosten, doch wer sich einen der letzten Schumacher-F1-Ferrari leisten kann, dürfte auch diese Revision noch aus der Portokasse bezahlen.