Mehr als 15 Jahre nach dem Singapur-Grand-Prix in der Saison 2008 zieht die Crash-Gate-Affäre noch ihre Wellen. Damals war Nelson Piquet Jr. in Runde 14 absichtlich in die Mauer gefahren, um Renault-Teamkollege Fernando Alonso zum Sieg zu verhelfen. Massa hatte zum Zeitpunkt des fingierten Unfalls in Führung gelegen, landete aber nach einem Boxenstopp-Fehler seiner Ferrari-Crew nur auf dem 13. Platz.
Lewis Hamilton beendete das Rennen auf Rang drei und sammelte damit sechs WM-Punkte. Am Ende gewann der Brite den Titel mit nur einem einzigen Zähler Vorsprung. Hätte man das manipulierte Rennen ganz aus der Wertung gestrichen, wäre am Ende Massa der Weltmeister geworden – so lautet zumindest die Argumentation der Anwälte des 42-Jährigen.
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Der fingierte Crash von Nelson Piquet änderte nicht nur das Ergebnis des GP Singapur 2008, sondern auch die Reihenfolge in der WM-Wertung.
Massa klagt gegen F1 und FIA
Im August 2023 schickten Massas Anwälte einen Brief an F1-Boss Stefano Domenicali und FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem, um eine Entschädigung ihres Mandanten zu erwirken. Doch die Beschuldigten reagierten trotz der Ankündigung rechtliche Schritte einzuleiten nicht.
Ein halbes Jahr später reicht Felipe Massa nun offiziell Klage gegen das Formel-1-Management, die FIA und den ehemaligen F1-Chef Bernie Ecclestone ein. Massa und seine Anwälte sind davon überzeugt, dass es sich um eine Verschwörung gehandelt haben soll, die dem Brasilianer den einzigen WM-Titel seiner Karriere gekostet hätte.
Das vermeintliche Opfer äußerte sich zu dem Vorgehen: "Ich habe immer gesagt, dass ich bis zum Ende kämpfen werde. Da die FIA und die FOM beschlossen haben, nichts zu unternehmen, werden wir versuchen, diese historische Ungerechtigkeit vor Gericht zu korrigieren. Die Angelegenheit liegt jetzt bei den Anwälten, und sie sind voll und ganz befugt, alles zu tun, was nötig ist, damit dem Sport Gerechtigkeit widerfährt."
Schadensersatz gefordert
Die Anwaltskanzlei Vieira Rezende Advogados erklärt, dass die FIA in den Augen des Klägers im Widerspruch zu ihren eigenen Regeln gehandelt habe: "Herr Massa beantragt die Feststellung, dass die FIA gegen ihr Reglement verstoßen hat, indem sie den Unfall von Nelson Piquet Junior beim Großen Preis von Singapur 2008 nicht unverzüglich untersucht hat und dass Herr Massa bei ordnungsgemäßem Handeln in jenem Jahr die Fahrerwertung gewonnen hätte."
Die ehemalige Nummer 2 im Ferrari-Team neben Michael Schumacher fordert für die entstandenen Einnahmeausfälle nun eine finanzielle Entschädigung: "Herr Massa fordert Schadensersatz für den erheblichen finanziellen Verlust, den er aufgrund des Versagens der FIA erlitten hat, an dem auch Herr Ecclestone und die FOM mitschuldig waren", heißt es.
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Die Anwälte von Felipe Massa behaupten, dass dem Piloten Einnahmen in Millionenhöhe entgangen seien.
Ecclestone sorgt für Aufruhr
Massa sehe sich zu der Klage gezwungen. "Die Versuche, eine gütliche Einigung zu finden, waren erfolglos, sodass Herr Massa keine andere Wahl hatte, als rechtliche Schritte einzuleiten."
Grundlage für die Anklage sind angebliche Aussagen von Bernie Ecclestone. Der damalige F1-Boss soll in einem Interview im März 2023 zugegeben haben, schon 2008 von dem fingierten Unfall gewusst, aber nicht reagiert zu haben. Auf Nachfragen erklärte der 93 Jahre alte Brite nun allerdings, sich nicht mehr an diese Aussagen erinnern zu können.
Der elfmalige Grand-Prix-Sieger lässt sich bei der Klage von den Anwälten Nick de Marco KC und Kendrah Potts sowie Richard Levett und Daniel Levy von Enyo Law vertreten. Massa komplettes Team setzt sich aus weiteren Anwaltskanzleien zusammen: Bernardo Viana (Vieira Rezende Advogados), Antonio J. Perez-Marques (Davis Polk), Michele Bernasconi (Bär & Karrer) und Olivier Loizon (Gide Loyrette Nouel).