Formel-1-Fahrer kritisieren Zandvoort-Aus

Fahrer-Kritik an Zandvoort-Aus
Europa leidet und Chinas neuer Deal

GP Niederlande 2024

Es ist ein Trend, der in der Formel 1 schon länger Einzug gehalten hat. Immer mehr Europa-Rennen müssen auf Kosten von neuen Grand-Prix-Events auf anderen Kontinenten weichen. Deutschland und Frankreich sind schon von der Formel-1-Landkarte verschwunden. Spanien und Belgien stehen unter Druck. In Italien droht Imola das Aus. Und nun hat Zandvoort angekündigt, dass 2026 der letzte Niederlande-GP ausgetragen wird.

Vor dem Hintergrund immer weiter steigender Grand-Prix-Gebühren wollen die Veranstalter das finanzielle Risiko nicht mehr tragen. Ohne staatliche Unterstützung ist es kaum noch möglich, ein Rennwochenende der Königsklasse alleine aus den Einnahmen durch Ticketverkäufe zu refinanzieren. Dafür müssten die Eintrittskarten schon extrem teuer werden. Diese Preise können sich aber einfach nicht genügend Fans leisten.

Carlos Sainz- Ferrari - Formel 1 - GP China - Shanghai - Training - 19. April 2024
xpb

China bekommt neuen Vertrag

In fernen Ländern wird die Formel 1 dagegen von Staatschefs hofiert. Saudi-Arabien, Katar, Aserbaidschan, Bahrain oder China – die Länder auf dem aktuellen Spielplan sind nicht gerade als Geburtsstätten der Demokratie und der Menschenrechte bekannt. Am Ende zählt aber nur das Geld. Rechteinhaber Liberty will Profite einfahren. Und die Teams wollen natürlich möglichst viel vom Kuchen abhaben. Deshalb hält sich die öffentliche Kritik in Grenzen.

Da passt es perfekt in das schiefe Bild – an welchen Orten die Formel 1 ihre Rennen austrägt – dass im Verlauf des Abu-Dhabi-Wochenendes der China-Vertrag verlängert wurde. In Shanghai wird nun bis mindestens 2030 die Königsklasse starten. Das zeigt, wie die europäischen Grands Prix unter Druck stehen. China wedelt mit den dicken Dollar-Scheinen und bekommt den Zuschlag – den Niederlanden geht die finanzielle Luft aus. Und die Formel-1-Fans verlieren den nächsten Klassiker an ein motorsportfremdes Regime.

Carlos Sainz - Ferrari - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
Motorsport Images

Sainz will Old-School-Strecken

Die einzigen, die sich trauen, den Mund aufzumachen, sind die Fahrer. Sie warnen davor, dass sich die Formel 1 ganz auf Rennstrecken in fernen Ländern verlagert: "Der ganze Sport bewegt sich hin zu immer mehr Rennen außerhalb Europas – aus politischen und finanziellen Gründen", bedauert zum Beispiel Carlos Sainz. "Meine Idealvorstellung wäre, dass die Saison 20 Rennen hat und davon sechs bis acht in Europa stattfinden sollten, wo unser Sport seine Wurzeln hat."

Der Spanier hofft, dass klamme Strecken in Europa eine zweite Chance bekommen: "Wenn Zandvoort das Budget nicht aufbringen kann, sollte das nicht bedeuten, dass es komplett verschwindet. Es sollten wenigstens alle zwei oder drei Jahre auf dem Plan stehen, um den niederländischen Fans die Möglichkeit zu geben, Max live zu sehen. Wir sollten Möglichkeiten finden, damit die Old-School-Strecken in Europa hin und wieder in den Kalender kommen."

Ähnlich sieht es auch Oscar Piastri. "Man sollte aufpassen, dass nicht alle Strecken aussortiert werden, auf denen wir das Rennfahren gelernt haben und die wir alle so sehr lieben. Wenn man die Fahrer fragt, werden die meisten wohl sagen, dass ihre Lieblingsstrecken irgendwo in Europa liegen – vielleicht mit Ausnahme von Suzuka. Es sind jetzt schon einige verschwunden, auf die wir gerne zurückkehren würden."

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
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Neue Rennen ohne Zuschauer

Lewis Hamilton befürchtet, dass die Königsklasse mit dem Aus der Europa-Rennen auch die Zuschauer zu verlieren droht. "Es sind die Fans, die den Sport zu dem machen, was er ist. Es gibt einige Rennen im Kalender – ich möchte nicht sagen welche, aber jeder weiß, welche es sind – zu denen nicht viele Zuschauer kommen. Und trotzdem sind sie es, die das Geld bezahlen, was immer es auch kostet. Unser Geschäft läuft gerade richtig gut. Da sollten wir sicherstellen, dass wir an den Traditionsrennen festhalten. Und da gehört Zandvoort für mich dazu."

Max Verstappen ist besonders von der Meldung betroffen. Der Weltmeister verliert sein Heimrennen. "Natürlich bin ich traurig, dass es nicht weitergeht. Als ich in die Formel 1 gekommen bin, habe ich mir nie vorstellen können, dass wir zurück nach Zandvoort gehen. Ich habe viel Respekt dafür, was sie dort für tolle Veranstaltungen auf die Beine gestellt haben. Und ich bin stolz, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Ich freue mich schon auf die letzten beiden Jahre. 2026 gibt es ja noch einmal einen Sprint. Da wird dann mit einem großen Knall Abschied gefeiert."

Lando Norris bedauert ebenfalls, dass es bald vorbei ist mit den Reisen an die Nordseeküste: "Das Rennen hat mir immer viel Spaß gemacht, auch wenn die Fans alle Max anfeuern. Die Atmosphäre ist immer toll, es ist viel Trubel, es ist laut. Es steht definitiv weiter oben auf meiner Liste als viele andere Strecken." Der Brite hat auch schon eine Idee, wie man Zandvoort doch noch im Kalender halten kann: "Max verdient ja genug. Eigentlich sollte er für das Rennen bezahlen. Wenn er ein Heimrennen will, muss das Geld aus seiner Tasche kommen."