Mercedes ist doch noch Weltmeister geworden. Es gibt aber keinen Pokal und keine WM-Punkte dafür. Auf der Rennstrecke hat es nur zu Platz drei gereicht, bei den Boxenstopps zum achten Rang. Doch die Zuverlässigkeits-Tabelle führen die Silberpfeile an. Ein einziger Defekt, drei Runden vor der Zielflagge beim Saisonfinale trübte die Bilanz. Lewis Hamilton rollte mit einem Hydraulikschaden aus.
Die Mercedes-Piloten haben die meisten Runden (2.247), aber nicht die meisten Kilometer (12.382) zurückgelegt. Den höchsten Tachostand wies am Ende Red Bull auf, obwohl dem Weltmeister-Team 25 Runden auf Mercedes fehlten. Das liegt daran, dass sich die anderen beiden Ausfälle im Lager des WM-Dritten in der ersten Runde abspielten. George Russell schrieb mit seiner Startkollision mit Guanyu Zhou in Silverstone genauso einen Nuller wie Lewis Hamilton bei seiner Karambolage mit Fernando Alonso in Spa. Beides schlägt wegen der großen Streckenlänge der beiden Strecken negativ zu Buche.
Red Bull mit meisten Kilometern
Red Bull legte bei 2.222 Runden 12.422 Kilometer zurück. Drei der vier Defekte traten gleich bei den ersten drei Rennen auf. Immer in der Schlussphase. Der Weltmeister hat trotzdem noch gut die Kurve gekriegt. Nach dem verlustreichen Auftakt erwischte es nur noch Sergio Perez mit einem Getriebeschaden in Montreal und mit einem demolierten Unterboden in Spielberg. Da Red Bull sein Auto im Lauf der Saison noch um 15 Kilogramm abspeckte, stellte die tadellose Zuverlässigkeit in der zweiten Saisonhälfte dem Team aus Milton Keynes ein gutes Zeugnis aus. Normalerweise schleichen sich mit Gewichtsverlust auch Defekte ein.
In der Vorsaison rangierten Mercedes und Red Bull in der Statistik der zurückgelegten Runden noch auf den Plätzen sechs und sieben. Die Steigerung der beiden Topteams ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass der Titelkampf im Vergleich zu 2021 für beide Parteien relativ entspannt verlief. Red Bull verzeichnete im Duell mit Mercedes um den Titel allein fünf Unfälle, aber nur einen technisch bedingten Ausfall.
McLaren & Aston Martin in Top 4
Die beiden anderen Teams im Spitzenpulk der Ankommer sind gute alte Bekannte. McLaren und Aston Martin zählten 2021 wie 2022 zu den Top 4 in der Disziplin Zuverlässigkeit. McLaren landete mit 2.234 Runden auf dem zweiten und mit 12.363 Kilometern auf dem dritten Platz. Aston Martin belegte mit 2.213 Runden und 12.221 Kilometern jeweils Rang 4. Beide Teams verzeichneten je drei Defekte, davon hauptsächlich im Motorumfeld.
Beim Motor war Mercedes in der abgelaufenen Saison eine Bank. Das Werksteam zog unter Strafe jeweils eine Extra-Einheit für seine Fahrer, bei McLaren eine für Lando Norris, während Aston Martin und Williams komplett straffrei blieben. Red Bull brauchte fünf Honda-Motoren, Alpha Tauri mit einem Auto sogar sechs. Auf sechs Einheiten kamen auch Alpine und die meisten Ferrari-Teams. Alpine vermieste sich die Bilanz mit insgesamt sechs Schäden am Motor oder der Wasserpumpe.
Alfa-Sauber rutscht ab
Womit wir schon am Ende der Tabelle wären. Ferrari stürzte vom zweiten Platz 2021 mit keinem einzig technisch bedingten Ausfall in diesem Jahr ans Ende der Tabelle ab. Mit 1.990 Runden war das Team aus Maranello Schlusslicht. Vier Unfälle in der ersten Runde kosteten Kilometer. Carlos Sainz hatte in Melbourne, Imola, Suzuka und Austin jeweils einen kurzen Arbeitstag.
Auch die Ferrari-Kunden bezahlten einen Preis dafür, dass Ferrari seinen Motor über den Winter ohne Rücksicht auf Verluste hochgezüchtet hatte und nach einer Defektserie in der zweiten Saisonhälfte auf die Bremse treten musste. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou blieben noch öfter stehen als ihre Kollegen von Ferrari. Die Alfa-Sauber-Piloten sahen zwölf Mal die Zielflagge nicht.
Das traf den Schweizer Rennstall hart, lag er doch im Jahr davor noch auf dem dritten Rang. Eine Kühlerseuche kostete viele Punkte. Mit fünf Unfällen wurde man nur noch von den Williams-Piloten überboten. Gute Nachricht für die Teams mit Ferrari-Motoren: Die Schäden sind behoben. Im nächsten Jahr wird man wieder vom Power-Vorteil profitieren.