Formel-1-Vorschau GP Saudi-Arabien

F1-Vorschau GP Saudi-Arabien
Verstappen hofft auf die Wende

GP Saudi-Arabien 2025

Die Formel 1 hetzt von Bahrain direkt weiter nach Saudi-Arabien. In Jeddah findet am Sonntag (20.4.) der Abschluss des ersten Triple Headers der Saison 2025 statt. Top-Favorit ist wie schon bei den vier Grands Prix zuvor die McLaren-Truppe. Nur einmal musste sich das Team aus Woking geschlagen geben, als Max Verstappen in Suzuka Lando Norris und Oscar Piastri mit einer Gala-Vorstellung in Schach hielt.

Eine Woche nach dem Überraschungssieg in Japan folgte aber direkt die Ernüchterung. In Bahrain ging für den Formel-1-Weltmeister nur wenig zusammen. Rang sechs war das höchste der Gefühle. Verstappen beklagte sich das ganze Wochenende über das Fahrverhalten seines Red Bull. Das Layout in der Wüste schmeckte dem RB21 überhaupt nicht. Der raue Asphalt forderte die Pirelli-Reifen mehr als in Suzuka.

Verstappen und Red Bull hoffen, dass es in Jeddah besser läuft. Die Strecken-Charakteristik dürfte dem Auto entgegenkommen. Viele schnelle Kurven und der weiche Belag erinnern etwas an Suzuka. Ein Nachteil könnten aber die weichen Reifen in Saudi-Arabien sein. Pirelli bringt die Mischungen C3, C4 und C5 an die Strecke. Der McLaren MCL39 geht im Vergleich zur Konkurrenz deutlich schonender mit den sensiblen Pneus um.

Andrea Stella, Lando Norris & Oscar Piastri - McLaren - GP Bahrain 2025
McLaren

Norris vs. Piastri

Auch Lando Norris hofft nach einem enttäuschenden Rennen auf eine Wende. Der WM-Leader ging trotz P3 hart mit sich ins Gericht. Nur noch drei Punkte beträgt sein Vorsprung auf Oscar Piastri. Der neue Zweite in der Tabelle katapultierte sich dank des überlegenen Erfolgs in Bahrain nah an seinen Teamkollegen heran. Viele Experten im Fahrerlager sehen den Australier bereits als den Favoriten auf den WM-Titel. Norris braucht in Jeddah den Konter.

Mercedes fährt mit breiter Brust nach Saudi-Arabien. George Russell lieferte in Sakhir erneut ab. Der Engländer erreichte trotz Elektronik-Problemen und einem langen Schlussstint auf Soft-Reifen Platz zwei. Die Silberpfeile haben dank Russell drei der ersten vier Rennen auf dem Podest beendet. Der W16 funktioniert auf allen Strecken-Typen. Mit Mercedes ist demnach auch in Jeddah zu rechnen, was die Vergabe der Podiumsplätze angeht.

Einen kleinen Schritt nach vorne schaffte Ferrari. Der neue Unterboden am SF-25 bringt das Auto in ein breiteres Arbeitsfenster. In Saudi-Arabien will die Scuderia endlich ihr erstes Podest des Jahres einfahren. Ein Schlüssel wird das Qualifying sein. Die Zeitenjagd am Samstag bestimmte im engen Formel-1-Feld zuletzt regelmäßig auch die Platzierung im Rennen.

Nico Hülkenberg - GP Bahrain 2025
Anadolu via Getty Images

Hülkenberg will wieder punkten

Hinter den Top-Teams kämpfen die restlichen sechs Mittelfeld-Rennställe um Punkte. Alpine hinterließ in Bahrain einen guten Eindruck und dürfte auch in Jeddah ein Kandidat für die Top-10 sein. Nico Hülkenberg wartet seit dem Saisonauftakt in Melbourne auf Zählbares. Der einzige Deutsche im Feld will die Disqualifikation von Bahrain vergessen machen und hofft auf ein besseres Wochenende in Saudi-Arabien. Seinem Sauber C45 soll das Layout von Jeddah besser liegen, wie Team-Urgestein Beat Zehnder nach dem GP von Bahrain erzählte.

Sorgen bereitet seit einigen Rennen die Performance von Aston Martin. Die ambitionierte Truppe aus Silverstone ist bis ans Ende des Feldes zurückgefallen. Star-Pilot Fernando Alonso hat immer noch keinen einzigen WM-Punkt eingefahren. Die Frage lautet, wann die Geduld von Teambesitzer Lawrence Stroll ob der schwachen Auftritte am Ende ist.

Die Strecke: Jeddah Corniche Circuit

Der Jeddah Corniche Circuit, der rund zwölf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt, wurde 2021 in nicht einmal zwölf Monaten Bauzeit aus dem Boden gestampft. Es handelt sich zwar um einen temporären Stadtkurs, doch im Prinzip musste alles neu errichtet und verlegt werden. Der Asphalt. Die Gebäude wie die Boxenanlage. Die Tribünen. Die Drainage rund um die über sechs Kilometer lange Rennstrecke.

Am Pistenrand stehen 3.000 Tecpro-Schutzmauern, um entgleiste Autos in der Spur zu halten. Dazu sind noch 3.300 Betonelemente verteilt. 13 Kilometer an Fangzäunen sollen herumfliegende Teile von den Tribünen abhalten. In Summe verbauten die Streckenarbeiter mehr als 37.000 Tonnen Asphalt. Und sie verlegten mehr als 20 Kilometer an elektrischen Kabeln. Jeddah ist eines von sechs Nachtrennen im Kalender. Deshalb wird die Strecke neben Flutlichtern an Gebäuden und Brücken auch von mehr als 600 Leuchtmasten bestrahlt.

Für das Strecken-Design waren zwei alte Bekannte verantwortlich: Hermann Tilke und sein Sohn Carsten. Die Vorgabe: Es sollte kein typischer Stadtkurs mit 90-Grad-Ecken entstehen, sondern eine schnelle Rennstrecke. Was noch wichtig war: Überholen soll in Jeddah möglich sein. Um nachzuhelfen, richtet die FIA hier immer drei DRS-Zonen ein. Sie befinden sich auf der Zielgerade (T27-1), sowie zwischen den Kurven 20 und 22 sowie 25 und 27.

Der Jeddah Corniche Circuit ist der zweitlängste GP-Kurs im Rennkalender nach Spa-Francorchamps. Über die 6,174 Kilometer verteilen sich 27 Kurven. Mehr als auf jeder anderen Rennstrecke. 16 davon gehen links herum, elf nach rechts. Wirklich langsame Ecken gibt es nicht. Auslaufzonen sind Mangelware. Das erhöht bei einem Unfall die Wahrscheinlichkeit auf ein Safety-Car oder gar eine Unterbrechung. Bei den ersten vier Auftritten musste Bernd Mayländer jeweils ausrücken.

Vor dem Grand Prix 2023 wurden im Sinne der Sicherheit noch einige Änderungen an der Strecke durchgeführt. Um das Tempo zu senken und einige Passagen besser einsehbar zu machen, ließ die FIA in den Kurven 14, 20, 22 und 23 Umbauten vornehmen. Dazu wurden an vielen Stellen höhere Randsteine verlegt. In einigen Auslaufzonen gibt es dazu auch noch künstliche Bodenwellen, mit denen die Piloten am Verlassen der Strecke gehindert werden sollen.

Pirelli - Reifen - GP Saudi-Arabien 2025 - Formel 1
Pirelli

Fast Facts

  • Streckenlänge: 6,174 Kilometer
  • Rundenzahl: 50
  • Renndistanz: 308,5 Kilometer
  • Anzahl Kurven: 27 (11 rechts / 16 links)
  • Rundenrekord im Rennen: 1:30.734 Min. (Lewis Hamilton, 2021)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:27.472 Min. (Max Verstappen in Q3, 2024)
  • Vollgas-Anteil (Rundenzeit) 70 Prozent (Rundendistanz: 76 Prozent)
  • Distanz Pole-Position bis erste Bremszone: 148 Meter
  • Länge der Boxengasse unter Speed-Limit: 337 Meter
  • Top-Speed: 329 km/h
  • DRS-Zonen: 3 (T27-1, T20-22, T25-27)
  • Reifenwahl: C3, C4 & C5
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 100 Prozent (4/4)
Lando Norris - McLaren - GP Bahrain 2025 - Formel 1
xpb

Setup

In Bahrain waren wenigstens im Mittelsektor noch ein paar langsame Kurven versteckt. Auf dem flüssigen Highspeed-Kurs von Saudi-Arabien müssen die Ingenieure die Flügel nun deutlich flacher stellen. Die Vollgas-Passagen mixen sich mit schnellen Kurven. Zu viel Luftwiderstand würde zu viel Rundenzeit kosten. Viele der Kurven werden auf Anschlag, sprich unter Volllast, durchfahren. Die Telemetrie zeigt, dass die Fahrer auf 4.877 der 6.174 Meter voll auf dem Gas stehen werden. Einer der höchsten Werte des Jahres. Die Strecke konkurriert hier mit Spa und Monza.

Das erste und das dritte Training beginnen wie in Bahrain vor Sonnenuntergang. Sie sind also nicht ganz repräsentativ, was die Asphalttemperaturen angeht. Die entscheidenden Sessions – Qualifikation und Rennen – finden ausschließlich unter Kunstlicht statt. Bei der Vorbereitung wird also vor allem das zweite Training aufschlussreich. Reifenlieferant Pirelli ist deutlich aggressiver als zuletzt in Bahrain. Es kommen, wie bereits erwähnt, die Mischungen C3, C4 und C5 zum Einsatz.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Giuseppe Cacace via Getty Images

Updates

Nur eine Woche nach dem GP von Bahrain ist nicht viel an Upgrades zu erwarten. Kleinere Updates sind aber immer im Bereich des Möglichen. Für Ferrari geht es in Saudi-Arabien darum, den neuen Unterboden auf einer zweiten Rennstrecke in der Praxis zu evaluieren.

Dazu gibt es sicher noch streckenspezifische Veränderungen an den Neuwagen. Auf dem schnellen Stadtkurs werden die meisten Teams ihre Renner mit Low-Downforce-Flügeln ausrüsten.

In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Bilder des letztjährigen Rennens in Jeddah.