F1-Regeln: Teams mit Lobbyarbeit bei FIA-Präsident

Lobbyarbeit beim Präsidenten
Welche Unterboden-Regel kommt?

GP Ungarn 2022

Am 2. August wird abgestimmt. Die FIA sagt dem Bouncing den Kampf an, obwohl es fast kein Bouncing mehr gibt. Die FIA drohte an, dass die Kanten der Unterböden um 25 Millimeter nach oben gebogen werden und die Venturi-Schächte vorne und hinten einen anderen Anstieg bekommen sollen. Das soll angeblich das aerodynamisch erzeugte Pumpen bei hoher Geschwindigkeit unterbinden, auch dann wenn die Autos immer mehr Abtrieb generieren.

Weil es für eine Regeländerung für 2023 schon zu spät ist und es die erforderlichen 28 Ja-Stimmen in der Formel-1-Kommission nie geben würde, will der Weltverband die angekündigten Änderungen unter dem Deckmantel der Sicherheit durchpeitschen. Ferrari und Red Bull halten das für einen unzulässigen Vorwand. Es gebe kein Sicherheitsproblem, weil das Bouncing unter Kontrolle ist und weil ab Spa per Messung nachgewiesen werden kann, wie stark und in welcher Frequenz die Autos auf der Straße aufsetzen.

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Frankreich 2022
Motrorsport Images

Leclercs Abflug wegen Bouncing?

Ferrari ist der Meinung, dass die FIA deshalb den im Reglement vorgeschriebenen Abstimmungsprozess durch die Instanzen einhalten muss. Maranello droht der FIA mit Zuckerbot und Peitsche, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Man könne klar nachweisen, dass es keine Sicherheitsbedenken gibt. Das Zuckerbrot ist ein Kompromissvorschlag, die Kanten nur um zehn Millimeter hochzubiegen. Die Peitsche ist die Androhung, vor ein ordentliches Gericht zu gehen.

FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem erklärte das Thema jetzt zur Chefsache. Er hatte in den letzten Wochen mit vielen Fahrern telefoniert. Drei Tage vor der Weltratsitzung war bin Sulayem ein gefragter Mann. Teamchefs und Techniker gaben sich im Chefbüro die Klinke in die Hand. Und jeder machte fleißig Politik in eigener Sache.

Mercedes ist für die strenge Auslegung und begründet es damit, dass 16 der 20 Fahrer vor einer erhöhten Unfallgefahr warnen. Das Risiko, die Kontrolle zu verlieren, wenn das Auto in einem ungünstigen Moment auf der Straße aufsetzt, ist größer geworden als früher. Mercedes ist überzeugt, dass die Unfälle von Mick Schumacher und Daniel Ricciardo in Monte Carlo aus genau diesem Grund passiert sind.

Und auch der von Charles Leclerc in Paul Ricard. Zum Beweis zeigt man das Video aus Leclercs Bordkamera. Demnach setzt das Auto drei Mal deutlich hörbar auf der Strecke auf, was Leclerc auf die schmutzige Spur zwingt. Dort verliert er dann sein Auto. Ferrari und Red Bull sagen, das eine habe nichts mit dem anderen zu tun.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Ungarn - Budapest - 29. Juli 2022
Wilhelm

Newey klärt FIA-Präsident auf

Die Chefs der kleinen Teams warnen den Präsidenten vor den hohen Kosten der Umbaumaßnahmen. Red Bull spricht sogar davon, dass man das halbe Auto umbauen müsse. "Das stellt die Aerodynamik auf den Kopf", fürchtet Sportchef Helmut Marko. Der Eingriff kommt laut Red-Bull-Teamchef Christian Horner viel zu spät. "Es ist zehn Minuten nach Mitternacht."

Er fürchtet auch, dass die Maßnahmen der FIA dem Konzept des Mercedes W13 einen Vorteil verschaffen. Aus Sicht von Mercedes machen Ferrari und Red Bull nur deshalb so viel Wind, weil sie so viel Geld in das WM-Duell 2022 investieren, dass kaum noch Geld für ein Parallelprogramm im Windkanal bleibt und sie deshalb Angst haben, dafür im nächsten Jahr zu bezahlen.

Horner nahm extra seinen Technikguru Adrian Newey mit zu dem Besuch beim Präsidenten, um bin Sulayem auch die Sicht eines Ingenieurs zu präsentieren und ihn mit Neweys Expertise zu füttern, was die Konsequenzen einer solchen Maßnahme sein könnten. Ferrari-Kollege Mattia Binotto verweist auf die Meinung der Ingenieure. "Bei einem Treffen der Technischen Ingenieure war die Mehrheit für unseren Kompromissvorschlag." Horner glaubt: "Am Ende werden wir wie immer in unserem Geschäft bei einem Kompromiss landen. Die Frage ist nur, wie der aussehen wird."