2020 war ein Jahr, das Flexibilität und Kompromisse von der Formel 1 erforderte – und sie wirtschaftlich belastete. Corona machte dem Rennzirkus das Leben schwer. Der geplante Saisonstart musste um vier Monate aufgeschoben werden. Statt im März ging es erst im Juli los. Trotz der widrigen Umstände schafften es die Verantwortlichen um FIA und Liberty Media, einen Notkalender mit 17 Rennen abzuhalten. Und gleichzeitig die Zahl an Ansteckungen mit dem tückischen Virus trotz Reisen auf ein Minimum zu beschränken.
Die Corona-Saison hinterlässt dennoch Spuren. Die Umsätze brachen in den wichtigen Geschäftsfeldern ein. Antrittsgelder, Rundfunkgebühren, Werbung, Sponsoring, Paddock Club, Fracht: Überall verzeichnete die Formel 1 im abgelaufenen Jahr einen Rückgang. Nur die digitalen Geschäfte brachten Gewinne. Fans schlossen auf den Formel-1-Plattformen mehr Digital-Abos.

Großes Minus in der F1-Bilanz
Die neue Normalität zwang die Formel 1 dazu, bestehende Verträge mit Rennstrecken und TV-Anstalten einmalig anzupassen oder neue Deals zu schlechteren Konditionen abzuschließen. Manche Strecken, die nur wegen der Corona-Krise überhaupt in den Kalender geruscht waren, zahlten nicht das übliche Millionen-Antrittsgeld, sondern kassierten sogar eine Miete von Liberty. Sonst hätten sie sich nicht auf die Formel 1 eingelassen. Weil den Rennstrecken ohne Fans die wichtigste Refinanzierungsmöglichkeit fehlte.
Nur bei 3 der 17 Grands Prix waren überhaupt Zuschauer in größerer Anzahl zugelassen: in Russland, am Nürburgring und in Portimao. In Mugello gab es ein kleines Kontingent. Ansonsten beschränkte sich das Angebot auf Einladungen von Gesundheitspersonal, Ärzten und Corona-Helfern. Wie zum Beispiel in Bahrain.
Der Geschäftsbericht von Liberty macht die Krise in Zahlen greifbar. Aus einem Plus wurde ein Minus. 2019 hatte die Formel 1 noch einen kleinen Gewinn von 17 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Ein Jahr später verzeichnete sie einen Verlust von 386 Millionen Dollar. Für die gesamte Formel-1-Gruppe steht in den Büchern sogar ein Minus von 444 Millionen Dollar (2019: minus 35 Millionen)

Wichtigste Einnahmequelle versiegt
Der Umsatz, der von 2018 auf 2019 noch von 1,827 auf 2,022 Milliarden geklettert war, fiel im Corona-Jahr auf 1,145 Milliarden – also um 43 Prozent. Verantwortlich dafür waren vor allem die gefallenen Einkünfte aus den primären Geldquellen. Gemeint sind Antrittsgelder der Rennstrecken, TV-Deals sowie Einnahmen aus Werbung und Sponsoring. Sie machen über 80 Prozent vom Gesamtumsatz der Königsklasse aus. Hier erwirtschaftete die Formel 1 im vorangegangenen Jahr 964 Millionen Dollar, und damit 42 Prozent weniger als noch 2019. Damals waren es 1,664 Milliarden Dollar.
Die prozentuale Aufteilung der drei größten Umsatztreiber änderte sich stark. 2019 hatte die Grand-Prix-Gage, die Rennstrecken an die Formel 1 überweisen, noch 30 Prozent vom gesamten Kuchen ausgemacht. Der generierte Umsatz daraus lag bei über 600 Millionen. 2020 waren es 12 Prozent der Gesamteinnahmen und nur noch rund 137 Millionen. Weniger Rennen im Vergleich zu 2019 – damals 21 Grand Prix – gleich weniger Einnahmen. Plus Corona.
Das meiste Geld sammelte die Formel 1 aus den Übertragungsrechten ein. Im Vorjahr waren es fast 630 Millionen Dollar (55 Prozent der Gesamteinnahmen). 2019 spielte die Formel 1 über die TV-Anstalten bei einem Anteil von 38 Prozent noch fast 770 Millionen Dollar ein. Auch bei Sponsoring und Werbung gab es einen hohen Verlust: von über 300 Millionen (15 Prozent) ging es runter auf etwa 194 Millionen (17 Prozent).
Teams für Unterschrift belohnt
Die Verluste beim wichtigsten Wirtschaftszweig konnten auch von anderen Einnahmequellen nicht aufgefangen werden. Hierunter fallen zum Beispiel der Betrieb von Hospitalities oder der Paddock Club, der kaum offen hatte, sowie Einkünften aus Frachtgeschäften. Auch der Bereich "andere Formel-1-Umsätze" schrumpfte deswegen von 358 auf 181 Millionen US-Dollar.
Die fallenden Umsätze sorgten dafür, dass Liberty weniger an die zehn Teams ausschüttete. 2019 bekamen sie in Summe 1,012 Milliarden Dollar aus dem Topf des Rechteinhabers. 2020 strichen sie 711 Millionen Dollar (minus 30 Prozent) ein. Darunter fällt auch eine Einmalzahlung an die Teams für die Unterschrift unter dem neuen Concorde-Abkommen, das ab 2021 für die nächsten fünf Jahre gilt.