In der Saison 2021 kam es zu vielen kontroversen Entscheidungen bei Rad-an Rad-Kämpfen. Nicht nur Max Verstappen und Lewis Hamilton standen immer wieder im Mittelpunkt und beschäftigten die Sportkommissare. Auch die Duelle zwischen Sergio Perez und Lando Norris oder Charles Leclerc sorgten für aufgeregte Diskussionen. Strafe oder nicht Strafe? Viele warfen den Sportkommissaren vor, mit zweierlei Maß zu messen.
Deshalb forderten die Fahrer von der FIA klare Regeln darüber, was erlaubt ist und was nicht. Sie mussten bis einen Tag vor dem Saisonstart in Bahrain warten, bis sie eine Antwort bekamen. Die FIA definierte auf zwei Seiten einen Verhaltenskodex, der den Sportkommissaren als Richtlinie gilt. So gibt es Regeln für Überholen innen wie außen und in Schikanen.

Weiße Linien sind das Streckenlimit
Die neue Rennleitung stellte fest, dass die aufgestellten Regeln lediglich den Sportkommissaren bei ihrer Entscheidungsfindung helfen sollen, aber nicht bindend sind. Grundsätzlich gilt: Beide Fahrer müssen sich genug Platz lassen, um innerhalb der Streckenlimits zu bleiben. Wer innen überholt, muss am Scheitelpunkt die Vorderräder neben dem gegnerischen Auto haben. Bei einem Angriff von außen muss der überholende Fahrer am Scheitelpunkt vorne liegen. Bei Schikanen wird jede Kurve nach obigen Regeln gesondert betrachtet.
Zufall oder nicht: Bis jetzt haben sich die Piloten an die Klarstellung gehalten. Dabei kommt es zu mehr Zweikämpfen als in der Vergangenheit, und die werden zum Teil härter geführt, weil der Verteidiger nicht mehr wehrlos ist, nachdem er überholt wurde. Charles Leclerc und Max Verstappen haben bei mehreren Gelegenheiten demonstriert, dass man auch sauber an seinem Kontrahenten vorbeikommen kann. Bis jetzt gab es weder eine Berührung noch ein böses Wort. Und beide Fahrer hielten ihre Autos auf der Strecke.
Als Streckenlimits gelten die weißen Linien. Wer mit allen vier Rädern die Strecke verlässt, bekommt die Runde gestrichen. Drei Mal im Rennen bedeutet Strafe. Da nicht alle Kurven elektronisch überwacht werden, werden bei Streitfällen in den anderen Kurven die Aufnahmen der Streckenkameras und die Bordkameras der Autos herangezogen.

Keine Diskussion mit dem Rennleiter
Das kann im Streitfall für Chaos sorgen. Im Gegensatz zur Rennleitung, die personell begrenzt ist, haben die Teams ein ganzes Arsenal an Spezialisten in der Fabrik sitzen, die jedes Auto überwachen. Sollte es nach einem Grand Prix klagen geben, weil Fahrer in Kurven, die nicht digital überwacht werden, zu oft die Strecke verlassen haben, müssen zur Beweisführung die entsprechenden Kamerapositionen gesichtet werden.
Der Rennleiter will in Zukunft auch nicht mehr während des Rennens mit den Teams kommunizieren, sondern sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Für den Austausch mit den Sportdirektoren ist eine extra Person in der Rennleitung abgestellt. Verhandlungen, ob man eine Position nach einem Zweikampf wieder hergegeben soll, soll es nicht mehr geben. Der neue Rennleiter steht auf dem Standpunkt, dass die Fahrer und ihre Teams die Regeln kennen und selbst entscheiden sollen. Auch das kann nach dem Rennen für Diskussionen sorgen.