Streit um Mindestgewicht: Nur Alfa-Sauber am Limit

Streit um Mindestgewicht geht weiter
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Nur Alfa-Sauber am Limit

Alfa Romeo C42 - Filmtag - Barcelona 2022 © Alfa Romeo 129 Bilder

Das Thema schwelt weiter im Hintergrund. Neun der zehn Teams sollen mit ihren Autos über dem Mindestgewicht von 795 Kilogramm liegen – teilweise extrem. Offenbar ist nur Alfa Romeo im Soll, und McLaren nicht weit davon weg. Der Rest würde eine Anhebung wohl begrüßen. Doch geht das drei Wochen vor Saisonstart?

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Die Spirale dreht sich immer weiter nach oben. Vor 20 Jahren lag das Gewichtslimit noch bei 600 Kilogramm. Inzwischen liegt das Mindestgewicht der Autos bei 795 Kilogramm. Die 2022er Autos mit ihren größeren Reifen und der verbesserten Sicherheit haben es im Vergleich zum Vorjahr um 43 Kilogramm nach oben getrieben. Die Formel 1 nähert sich der Marke von 800 Kilogramm.

Die Fahrer wünschen sich leichtere Autos, um keine Lkw durch langsame Kurven lenken zu müssen. Die Ingenieure wünschen sich sogar noch schwerere Autos, damit sie keine Kopfschmerzen mehr haben. Im Fahrerlager heißt es, dass neun der zehn Teams über dem Mindestgewicht liegen. Manche sogar zweistellig. Nur Alfa Romeo soll keine Probleme haben. Der McLaren MCL36 soll nur ein paar Fettpölsterchen zu viel angesetzt haben.

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McLaren ist Stand jetzt nicht für eine Anhebung des Mindestgewichts der Autos.

Kehrtwende in Barcelona

Jedes Pfund zu viel macht das Auto langsamer. Auf einer Rennstrecke wie Barcelona kosten zehn Kilogramm etwa drei Zehntelsekunden an Performance. Deshalb gibt es Bestrebungen im Fahrerlager, das Mindestgewicht vor dem Saisonstart noch einmal anzuheben. Als Zahlen kursieren fünf bis zehn Kilogramm mehr. Das ist aber nicht so ganz vorstellbar. Die Formel 1 dürfte zumindest nicht über ein Mindestgewicht von 799 Kilogramm gehen wollen. Eine 800 soll schon aus Imagegründen nicht in der Technik-Bibel stehen.

Das Thema wird durch das augenscheinliche Aufsetzen der Autos überdeckt. Doch es ist nicht minder spannend, wie die FIA damit umgeht. Ein Versuch der Befürworter während der Testfahrten in Barcelona, ein höheres Fahrzeuggewicht festschreiben zu lassen, ist gescheitert. "Erst hieß es, das Gewicht geht hoch, dann kam es zur Kehrtwende", sagt Red-Bull-Sportchef Helmut Marko mit etwas verärgertem Unterton.

Red Bull gehört offenbar zur Fraktion, die deutlich drüber liegt. Auf der anderen Seite stehen Alfa Romeo und McLaren. Und die beiden haben naturgemäß kein großes Interesse daran, den anderen eine Brücke zu bauen. Warum auch, wenn man selbst keine großen Sorgen hat. Das Argument der hohen Kosten, die mit jeder Gewichtseinsparung verbunden ist, lassen sie nicht gelten. Das Budget sei durch den Cost Cap gedeckelt. Die Budget-Grenze liegt bei knapp über 140 Millionen US-Dollar.

© Stefan Baldauf

600 Kilogramm vor 20 Jahren, 795 Kilo heute: In den letzten Jahrzehnten haben die Autos immer mehr an Gewicht zugelegt.

Was wäre fair?

Über Leichtbauteile ließe sich das Problem lösen. Dann allerdings würde Entwicklungsbudget an anderer Stelle fehlen – für das ein oder andere Upgrade unter der Saison. Da versteht man noch besser, warum die Topteams im Zuge der Diskussion um Sprintrennen für eine Anhebung des Budget Caps um 2,65 Millionen Dollar geworben haben. Es in einem Aufwasch zu machen, mit neuen und gleichzeitig leichteren Teilen, könnte zu lange dauern. Dann würde man insbesondere zu Saisonbeginn zu schwer schleppen.

Um das aktuelle Mindestgewicht von 795 Kilogramm noch vor Anpfiff der Saison nach oben zu korrigieren, müssten schon acht der zehn Teams zustimmen. Plus die FIA und die Formel 1. So verlangt es das Concorde Agreement. Es müssen Argumente angehört und abgewogen werden. Was wäre fair? Was im Sinne des Sports? Und was keine Strafe für diejenigen, die im Winter Diät gehalten haben? Vielleicht hat ja jemand eine zündende Idee, den Knoten zu lösen.

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