Formel 1: Die schnellsten Rennstrecken der Welt

Die schnellsten Rennstrecken der Welt
Jeddah direkt auf Platz vier

GP Italien 2022

Der Speed-Rekord der Formel 1 übte schon immer eine Faszination auf die Fans aus. Keke Rosbergs Pole Position-Runde 1985 in Silverstone bekam Kultstatus, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit von 259,005 km/h unglaubliche 17 Jahre überstand.

Erst Juan Pablo Montoya brach 2002 in Monza den Rekord. Und der hielt nur zwei Saisons. Danach konnte sich Rubens Barrichello 14 Jahre lang im Licht der schnellsten Qualifikationsrunde aller Zeiten sonnen. Bis mit den breiten Autos die Bestwerte im Jahrestakt purzelten.

Neuer Spitzenreiter ist Lewis Hamilton mit seiner Q3-Runde 2020 in Monza. Der Mercedes-Pilot fegte mit 264,363 km/h durch das Autodrom. Wenn man Hamiltons Geschwindigkeitsrekord mit dem von Rosberg 35 Jahre davor vergleicht, dann kann man kaum glauben, dass nur 5,3 km/h dazugekommen sind. Obwohl der Silberpfeil von 2020 doppelt so viel PS und wahrscheinlich doppelt so viel Abtrieb hatte wie Rosbergs Williams-Cosworth.

Dazwischen hat der Weltverband aber einige Hürden eingebaut, die die Tempojagd bremsen. Wurden die Rennstrecken zu schnell, änderte sich die Kursführung. Silverstone in der Form von 1985 ist längst einem völlig anderen Layout gewichen.

Und das Monza von heute hat nichts mehr mit dem Kurs zu tun, auf dem Peter Gethin 1971 den knappsten Sieg der GP-Geschichte herausfuhr. Es war das letzte Jahr von Monza ohne Schikanen. Auch die Autos mussten immer wieder Federn lassen. Der Williams von 1985 wog 200 Kilogramm weniger als der Mercedes von 2020.

Monza immer in der Spitzengruppe

Monza ist der Speed-Tempel der Formel 1. Das Autodrom im königlichen Park lag immer in der Spitzengruppe. In den 50er und 60er Jahren machten ihm Reims und Spa-Francorchamps Konkurrenz, in den 70er und 80er Jahren der Österreichring und Silverstone. Von den 30 schnellsten Qualifikationsrunden aller Zeiten gehen 20 an Monza, darunter die Plätze eins bis sechs. Rosbergs Super-Runde von 1985 liegt erst auf Platz 7 in der ewigen Bestenliste.

Wenn wir von jeder Rennstrecke nur die jeweils schnellste Quali-Runde herauspicken, dann rangiert Silverstone in seiner Form von 1985 auf dem zweiten Platz. Das war die klassische Strecke mit ihren fünf Kurven plus Woodcote-Schikane. Der alte Österreichring schafft es mit Nelson Piquets 1987er Runde und einem Schnitt von 256,622 km/h noch auf das Podium.

Auf Platz vier folgt die neueste Strecke im GP-Kalender. Und die ist auch noch ein Stadtkurs. Lewis Hamilton markierte auf dem Jeddah Corniche Circuit unglaubliche 253,984 km/h. Das macht den Slalom im Betonkäfig noch beeindruckender. Hamilton gab zu: "Das ist mental die härteste Strecke, die ich je gefahren bin. So schnell, so wenig Übersicht. Du musst ständig damit rechnen, dass hinter der nächsten Ecke ein langsames Auto fährt."

Der alte Hockenheimring nimmt mit Nigel Mansells Schnitt von 252,219 km/h im Jahr 1991 Rang fünf ein. An sechster Stelle wieder eine Überraschung: Lewis Hamilton drehte 2020 in Mugello mit 251,278 km/h eine Runde, die man dem hügeligen Kurs in der Toskana gar nicht zugetraut hätte.

Das Geheimnis: Mugello ist eine Strecke ohne wirklich langsame Kurven. An der langsamsten Stelle wurden 138 km/h gemessen. Das neue Spa (249,026 km/h in 2020), der Red Bull-Ring (246,982 km/h in 2020), Suzuka (240,113 km/h in 2019) und Imola (240,085 km/h in 2020) komplettieren die Top Ten.

Schnellster GP aller Zeiten schon 2003

In der Liste der schnellste Rennrunde liegt natürlich auch wieder Monza an der Spitze. Sie geht an Rubens Barrichello, der mit seinem Ferrari F2004 eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 257,321 km/h auf die Bahn zauberte. Die italienische Traditionsstrecke belegt in der Rangliste der schnellsten Rennrunden 14 der 15 ersten Plätze. Es folgen Silverstone 1987, Spa 1970, Jeddah 2021 und der Österreichring 1987 (siehe Tabelle).

Der schnellste Grand Prix aller Zeiten wurde 2003 in Monza gefahren. Also in grauer Vorzeit. Michael Schumacher spulte die 53 Runden mit einem Schnitt von 247,586 km/h ab. In einer Stunde und 14 Minuten war der Spuk vorüber. Das geht natürlich nur ohne Safety-Car. Das erklärt auch, warum die fünf schnellsten Rennen alle vor langer Zeit stattfanden. Damals wurden Rennen noch nicht neutralisiert.

Platz zwei hält weiter der letzte Grand Prix auf der alten Strecke von Spa. Sieger Pedro Rodriguez spulte die Mutprobe auf dem 14,1 Kilometer langen Kurs mit einem Stundenmittel von 241,919 km/h ab. Es folgen der GP Österreich 1987 mit 235,421 km/h, der GP England 1985 mit 235,405 km/h und der GP Deutschland 2001 mit 235,351 km/h.

Jeddah hat mit zwei Unterbrechungen und vier VSC-Phasen keine Chance auf einen vorderen Platz. Sieger Hamilton legte die 50 Runden in 2:06.15,118 Stunden zurück, was einem Schnitt von 146,588 km/h entsprach. Auf eine Runde wird der 6,174 Kilometer lange Kurs am Roten Meer in dieser Saison möglicherweise noch nach oben klettern. Wegen Sicherheitsbedenken der Fahrer könnten einige der Vollgaskurven begradigt werden.

George Russell forderte nach dem Auffahrunfall von Nikita Mazepin: "Wir müssen aus den Risiken, die das erste Rennen gezeigt hat, lernen. Die Strecke schreit nach Unfällen. Viele der Kurven sind blind. Es sind in einem Formel-1-Auto nicht mal richtige Kurven. Sie stellen nur eine unnötige Gefahr dar. Zwischen den Kurven 2 und 4, sowie den Kurven 17 bis 22 könnte man auch eine Gerade bauen. Dann wäre die Sicht besser."