Regeln für Sprintrennen: Parc Fermé ab Freitag

Regel-Details zu Sprintrennen
Parc Fermé schon ab Freitag

GP Großbritannien

Das lange angekündigte Sprintrennen-Experiment ist beschlossene Sache. Am Montag (26.4.) stimmten alle Vertreter der Formel-1-Kommission den Plänen geschlossen zu. Bei drei Grand-Prix-Wochenenden, die noch nicht fix ausgewählt wurden, soll das neue Format noch in dieser Saison erstmals ausprobiert werden.

Die Verantwortlichen wollen die Testläufe auf Strecken absolvieren, auf denen Überholen relativ einfach ist. Die besten Chancen haben nach unseren Informationen aktuell Silverstone, Monza und Sao Paulo. Allerdings steht der Brasilien-Grand-Prix wegen der Corona-Pandemie noch auf der Kippe. Sind die Testläufe erfolgreich, könnte das Experiment schon nächstes Jahr auf weitere Strecken ausgedehnt werden. Die Fans müssen sich aber keine Sorgen machen, in Monaco oder Budapest wird es das Format wohl nie geben.

Der Plan sieht folgendermaßen aus: Statt dem zweiten Freien Training wird am Freitagnachmittag ein normales Qualifying mit drei K.O.-Runden gefahren, mit dem die Startreihenfolge für das Sprint-Qualifying am Samstag gebildet wird. Experten gehen davon aus, dass die Teams das erste 60-minütige Training davor ausschließlich für kurze Runs und Quali-Simulationen nutzen.

Die Longrun-Übungen dürften komplett auf das ebenfalls 60-minütige zweite Freie Training am Samstagvormittag verlegt werden. Dabei können die Ingenieure dann die Daten zum Reifenverschleiß sammeln, die für die beiden Rennen gebraucht werden. Die Distanz des Sprint-Qualifyings am Samstagnachmittag beträgt rund 100 Kilometer, also ein Drittel der normalen Grand-Prix-Distanz. Ein Pflicht-Boxenstopp ist nicht vorgesehen.

Carlos Sainz - Ferrari - Imola - Formel 1 - GP Emilia Romagna - 17. April 2021
Jerry André

Parc Fermé schon am Freitag

Eine richtige Podiumszeremonie wird es am Samstag auch nicht geben. Die drei Erstplatzierten des Mini-Rennens bekommen aber immerhin ein paar zusätzliche WM-Pünktchen, die nach dem Schlüssel 3-2-1 aufgeteilt werden. Das Hauptrennen am Sonntag läuft dann ganz normal ab. Die Startaufstellung für den Grand Prix wird durch das Ergebnis des Sprint-Qualifyings am Tag zuvor gebildet.

Für den Ablauf des Rennwochenendes mussten bis zuletzt noch ein paar Details geklärt werden. Weil die FIA verhindern wollte, dass die Teams ihre Autos speziell auf das erste Qualifying trimmen, treten die Parc-Fermé-Regeln schon ab Freitagnachmittag in Kraft. Die Teams dürfen an den Autos nach dem Qualifying somit keine großen Änderungen für die Rennen am Samstag und Sonntag vornehmen. Auch die übliche Sperrstunde am Freitagabend fällt weg, weil die Autos drei Stunden nach dem Ende des Qualifyings über Nacht versiegelt werden.

Am Setup dürfen nach dem Qualifying unter den Parc-Fermé-Bedingungen nur noch wenige Dinge modifiziert werden. So können die Ingenieure zum Beispiel die Gewichtsverteilung ändern. Und sollte sich die Außentemperatur zwischen Freitag und Samstag um mehr als 10°C verschieben, darf auch die Kühlung angepasst werden. Zudem können die Mechaniker Verschleißteile wie Bremsen, Zündkerzen sowie Öl- und Luft-Filter tauschen.

Pirelli-Reifen - 70 Jahre F1 GP - Silverstone - Formel 1 - 6. August 2020
Motorsport Images

Frische Reifen für die Rennen

Auch um das Reifen-Reglement wurde bis zuletzt gestritten. Am Ende einigten sich die Verantwortlichen darauf, dass alle Fahrer nur 12 Reifensätze Slicks bekommen und nicht 13 wie an einem normalen Grand-Prix-Wochenende. Die Mischungen sind vorher festgelegt: Zwei Mal hart, vier Mal Medium und sechs Mal soft.

Die Teams dürfen ihre Reifen sowohl für den Start des Sprintrennens als auch für den Start des Hauptrennens am Sonntag frei wählen. Die Regel, dass der Reifensatz der schnellsten Q2-Runde bei den Top-Ten-Fahrern auch beim Start des Rennens verwendet werden müssen, ist damit außer Kraft gesetzt. Experten befürchten jedoch, dass die Spannung darunter leidet, wenn alle Fahrer mit frischen Gummis antreten dürfen.

Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass das normale Qualifying mit dem neuen Format entwertet wird. Die Zeitenjagd stellt einen der großen Höhepunkte des Rennwochenendes dar, bei dem die Einschaltquoten teilweise über dem Rennen liegen. Dieser Höhepunkt wird nun auf den Freitagnachmittag vorverlegt. Es ist zu befürchten, dass an einem Werktag deutlich weniger Fans Zeit haben, die Fahrer beim Kampf gegen die Uhr zu beobachten.

Formel-1-Boss Stefano Domenicali zeigte sich dennoch zufrieden mit dem ausgearbeiteten Plan: "Wir freuen uns, den Fans ein noch spannenderes Rennwochenende bieten zu können. Es wird eine aufregende Erfahrung, wenn die Piloten an allen drei Tagen gegeneinander kämpfen müssen. Und ich bin sicher, dass auch die Fahrer das neue Format begrüßen. Ich freue mich besonders, dass alle Teams den Plan unterstützt haben. Es zeugt von unseren gemeinsamen Anstrengungen, die Fans mit neuen Ideen zu begeistern, während wir unserer Historie treu bleiben."