F1 Speed-Vergleich 2022 vs. 2021

F1 Speed-Vergleich 2022 vs. 2021
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Nur Haas schneller als 2021

© Wilhelm 25 Bilder

Die neue Formel 1 hält sich an die Prognosen. Die Pole Position in Bahrain war nur um 1,5 Sekunden langsamer als im Vorjahr. Genauso moderat sind die Geschwindigkeiten in den Kurven eingebrochen. An vier Stellen sind die 2022er Autos sogar schneller.

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Es war ein Aufreger noch bevor die neuen Formel-1-Autos geboren wurden. Das neue Technische Reglement bremst die Königsklasse ein. Die Aerodynamik wurde trotz Venturi-Effekt unter dem Auto beschnitten.

Simplere Flügel, keine Leitbleche oder Vortex-Generatoren. Das Mindestgewicht stieg um 46 Kilogramm. Der Antrieb verliert mit E10-Kraftstoff in der Theorie 20 PS. Beim Fahrwerk sind wie in grauer Vorzeit nur noch konventionelle Dämpfer und Federn erlaubt. Die Reifen sind jetzt größer, aber nicht besser.

Die Pessimisten gingen von fünf Sekunden Zeitverlust aus, die Optimisten von einer halben Sekunde. Mit der Theorie und dem Kaffeesatzlesen ist seit dem vergangenen Wochenende Schluss. Die Pole Position von Charles Leclerc mit einem 2022er Ferrari lag exakt 1,561 Sekunden über der Quali-Bestzeit von Max Verstappen im 2021er Red Bull. Damit sind die neuen Autos um 0,288 Sekunden pro Kilometer langsamer.

© xpb

Leclerc war bei seiner Pole Position gut anderthalb Sekunden langsamer als Max Verstappen im Vorjahr.

Haas mit größter Steigerung

Im direkten Vergleich der Teams mit sich selbst ist das 1,5-Sekunden-Delta ein guter Mittelwert. Die Unterschiede zwischen 2021 und 2022 schwanken je nach Team zwischen einem Zeitgewinn von 0,988 Sekunden und einer Einbuße von 2,176 Sekunden. Haas hat sich am meisten gesteigert. Der US-Rennstall konnte als einziger im Feld seinen Vorjahreswert verbessern. Um fast eine Sekunde.

Der Sprung kommt nicht überraschend. In der Saison war der Haas VF-21 konstant das langsamste Auto im Feld. Die Amerikaner traten mit einem Rennwagen an, der schon 2020 nicht mehr weiterentwickelt und 2021 lediglich an die neuen Unterboden-Regeln angepasst wurde. Gleichzeitig nahmen sie früher als alle anderen die Entwicklung am 2022er Modell auf. Der VF-22 stand bereits im Januar 2021 zum ersten Mal im Windkanal.

Alle anderen Teams verloren gegenüber ihrer schnellsten Qualifikationsrunde beim GP Bahrain des letzten Jahres. Alfa Romeo und Ferrari mit 0,852 respektive 0,880 Sekunden am wenigsten. Dass ausgerechnet drei Teams mit Ferrari-Motor den besten Job gemacht haben, kann kein Zufall sein. Ferrari, Alfa und Haas haben sicher gute Autos gebaut, sie profitieren aber auch von einem starken Motor. Und Bahrain ist mit 73 Prozent Volllast eine Power-Strecke.

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Aston Martin verliert am meisten

Williams verliert bereits 1,348 Sekunden auf das Vorjahr. Bei Alpine sind es 1,372 Sekunden. Beide hatten beim Saisonstart 2021 kein besonders gutes Auto und kamen erst im Verlauf der Saison in Schwung. Bei Alpha Tauri ist es umgekehrt. Dem Rennstall aus Faenza gelang 2021 ein guter Saisonstart und in diesem Jahr kein optimaler. Die Quittung ist ein Delta von 1,826 Sekunden im Vergleich der Qualifikationszeiten.

Da liegt die Messlatte von Mercedes und Red Bull schon deutlich höher. Die stellten letztes Jahr je ein Auto in die erste Startreihe. So gesehen liegt ein Defizit von 1,663 und 1,684 Sekunden im Rahmen. Und es zeigt, dass es mit diesen Regeln und unter dem Kostendeckel schwierig ist, dem Rest des Feldes so deutlich davonzufahren wie in der Vergangenheit.

McLaren fehlt 2,081 Sekunden auf die Vorsaison, Aston Martin 2,176 Sekunden. Da muss man sich nicht wundern, dass beide jetzt am Ende der Tabelle stehen. Die beiden britischen Teams müssen nun schnell die Trendwende einleiten.

© Aston Martin

Der schlechte Saisonstart von Aston Martin und McLaren spiegelt sich auch in den Zahlen wider.

Neue Autos auf Geraden langsamer

Interessant ist die Analyse, wo genau die 2022er Autos die 1,5 Sekunden auf ihre Vorgänger verlieren. Die Prognose, dass die aktuellen Autos deutlich schneller auf den Geraden sein würden, bestätigte sich nämlich nicht.

In den Kurven 7, 8,9 und 11 waren die neuen Autos schneller. Das zeigt ein Vergleich zweier Qualifikationsrunden von Alfa Romeo, bei denen man exakt mitverfolgen kann wie sich das Geschwindigkeitsprofil geändert hat.

Der Sauber C42 verliert auf allen fünf Geraden auf den Sauber C41. Der Top-Speed auf der Zielgerade fällt von 320,5 auf 316,7 km/h. Zwischen Kurve 3 und 4 ist der 2022er Alfa um 3,0 km/h langsamer, zwischen Kurve 8 und Kurve 9 um 3,5 km/h, auf der Gegengerade um 8,2 km/h und im letzten Geradeausstück vor den beiden Zielkurven um 6,4 km/h. Die Erklärung kann nur sein: Weniger Power, mehr Luftwiderstand.

© Sauber

Sauber hat uns freundlicherweise seine Speed-Daten aus dem Bahrain-Qualifying zur Verfügung gestellt.

Limitiert beim Beschleunigen

Auch bei den Kurven gibt es eine Überraschung. In den schnellen Kurven sind die aktuellen Autos trotz Groundeffect nicht automatisch schneller. Es hängt ein bisschen vom Umfeld ab. Ist der Anlauf groß genug, dann kann ein 2022er Auto schneller sein. Im Bereich von 160 km/h moderat, über 200 km/h deutlich.

Der Alfa Romeo aus diesem Jahr ist in Kurve 7 um 1,0 km/h, in Kurve 9 um 9,7 km/h und in Kurve 11 um 0,3 km/h schneller. Kurioserweise auch in Kurve 8, und die zählt mit 76,5 km/h zu den langsamsten Ecken. Möglicherweise hat das aber auch damit zu tun, wie gut oder schlecht der Fahrer diese spezielle Kurve erwischt hat.

Das größte Problem haben die Groundeffect-Autos auf den ersten Metern nach einer langsamen Kurve. Da bremst sie das hohe Gewicht, da fehlt das Drehmoment der Motoren aus dem letzten Jahr, und da generiert der Boden noch nicht genug Abtrieb.

Beste Beispiele sind Kurve 3, wo dem Sauber C42 stolze 7,5 km/h auf seinen Vorgänger fehlen, Kurve 5 mit einem Delta von 6,4 km/h und Kurve 15 mit einer Einbuße von 5,6 km/h. Genau in den kritischen Passagen macht Ferrari seine Zeit auf die Konkurrenz gut. Keiner hat eine bessere Traktion als der erste Sieger dieser Saison.

Richtig langsame Kurven kann die 2022er Generation übrigens besser als mittelschnelle. Das stellte auch Nico Hülkenberg bei seiner Akklimatisierung an die neue Formel-1-Wirklichkeit fest: "In den mittelschnellen Ecken fühlen sich die neuen Autos besonders träge an." Das beste Beispiel. Kurve 13 ging 2021 noch mit einem Speed von 138,2 km/h. Ein Jahr später sank die Geschwindigkeit auf 128,5 km/h.

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