Schmidts F1-Blog: Ideen gegen Safety-Car-Diellemma

Schmidts F1-Blog zum Safety-Car-Ärger
Kein Rundengeschenk mehr!

Das Problem kündigte sich eigentlich schon länger an. Bereits beim Grand Prix von Aserbaidschan machte ein Unfall kurz vor Ende des Rennens den Einsatz des Safety-Cars notwendig. Unter normalen Umständen wäre dieser Grand Prix unter Gelb zu Ende gegangen. Die Zeit reichte nicht aus, das Wrack von Max Verstappens Red Bull und die vielen Trümmer rund um die Strecke zu beseitigen.

Nach zwei Reifenplatzern bei hoher Geschwindigkeit lag der Verdacht nahe, Wrackteile könnten dazu geführt haben. Was bei Safety-Car-Speed keine Rolle spielt. Die Rennleitung hatte zunächst verfügt, dass die Fahrer die Umleitung durch die Boxengasse nehmen sollten, damit man in Ruhe den Red Bull auf der Zielgerade bergen konnte.

Dann zeigte Rennleiter Michael Masi aus heiterem Himmel aber doch die rote Flagge. Schlecht für Red Bull, gut für Mercedes. Also das umgekehrte Szenario zu Abu Dhabi. Tatsächlich wurden hier die Regeln genauso gebogen wie beim Saisonfinale.

Der Einsatz der roten Flagge ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Sicherheit der Helfer oder der Fahrer gefährdet ist. Das war in Baku nicht der Fall. Die Restdistanz von sechs Runden war auch nicht so lang, dass man unbedingt hätte abbrechen müssen.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Aserbaidschan 2021 - Baku
Wilhelm

F1-Management macht Druck

Trotzdem hat man es getan. Weil es seit geraumer Zeit eine stille Abmachung zwischen den Teams, der FIA und dem F1-Management gibt, Rennen nach Möglichkeit unter Grün zu Ende gehen oder eine Safety-Car-Phase nicht zu lange andauern zu lassen.

McLaren-Chef Zak Brown gab in seinem jüngsten Brandbrief zu: "Die Teams haben mit Nachdruck gefordert, dass es unbedingt vermieden werden soll, ein Rennen hinter dem Safety-Car zu beenden." Ist ja auch klar. Die Zuschauer sollen für ihr Geld Action und nicht einen Autokorso geboten bekommen. Was durchaus ein berechtigtes Ziel ist, solange man dafür nicht die Sicherheit aufs Spiel setzt.

Auf Drängen von Mercedes hat die FIA eine Untersuchung der letzten Runden von Abu Dhabi eingeleitet. Bis zum Ende des Monats will man zu einer Lösung kommen. Ich frage mich, was da so lange dauert.

Wir haben alle gesehen, was passiert ist. Die Rennleitung wollte das Rennen unbedingt noch einmal anpfeifen und hat dabei darauf verzichtet, dass sich alle überrundeten Fahrer zurückrunden dürfen. Und danach hätte man sich noch einmal eine Runde Zeit lassen müssen. Die Sportkommissare beriefen sich auf das Recht des Rennleiters, in einer Safety-Car-Phase die absolute Autorität zu haben.

Safety Car - GP Saudi-Arabien 2021 - Jeddah - Rennen
Wilhelm

Konkrete Regeln für späte Safety-Car-Phasen

Da man das, was passiert ist, nicht mehr ändern kann, sollte man seine Zeit besser in Lösungen investieren, damit es in Zukunft keine Kontroversen bei ähnlichen Fällen mehr gibt. Die Formel 1 sollte dazu stehen, dass ein Rennen wenn möglich unter Grün zu Ende gehen sollte.

Nichts einfacher als das. Sollte in den letzten zehn Prozent des Rennens etwas passieren, das ein Safety-Car verlangt, dann wird das automatisch Rennen unterbrochen und nach den Aufräumarbeiten neu gestartet. Passiert etwas in den letzten beiden Runden, dann muss man eben die Kröte schlucken, dass der Grand Prix in Bummelfahrt endet.

Und noch etwas: Das Geschenk des Zurückrundens sollte sowohl bei einem Safety-Car als auch bei einer Unterbrechung gestrichen werden. Es gibt keinen Grund dafür. Wer überrundet ist, muss sich einfach am Ende des Feldes mit einer Runde Rückstand einreihen.

Es wäre auch bei einem Safety-Car-Einsatz mitten im Rennen viel einfacher, wenn sich die Überrundeten zurückfallen lassen, statt sie am Feld vorbeizuschicken, damit sie wieder hinten aufschließen können. Es würde mindestens eine Runde Zeit sparen und hätte das Dilemma in Abu Dhabi eleganter gelöst.