Seit 2007 vergibt die Formel 1 nur noch Exklusivverträge für Reifenhersteller. Und dabei soll es auch in Zukunft bleiben. Zwei Hersteller würden nur zu einem Wettrüsten aufbrechen, was zu einer Explosion der Kosten führen würde. Da macht kein Lieferant mehr mit. Bis 2010 erfüllte die Aufgabe Bridgestone. Seit der Saison 2011 stellt Pirelli die verschiedenen Reifenmischungen für die Formel 1 zur Verfügung. Der Vertrag der Italiener, die gleichzeitig einer der Serienpartner sind, läuft noch bis einschließlich 2024.
Pirelli ist daran interessiert, den Kontrakt mit der FIA und der Formel 1 zu verlängern. Doch wie es aussieht, bekommt der Konzern aus Mailand Konkurrenz. Ausgerechnet Bridgestone sei stark daran interessiert, ab 2025 in die Formel 1 zurückzukehren, heißt es aus Fahrerlager-Kreisen. Der Hype um die Champions League des Motorsports ist am japanischen Reifenhersteller nicht vorbeigegangen. Bridgestone soll ein Comeback deshalb prüfen.

Aussicht auf mehr Einnahmen
Bei Liberty Media reibt man sich die Hände. Zwei Bewerber würde die Rechteinhaber automatisch in eine bessere Verhandlungsposition bringen. Da könnte man sich erst ein Angebot von der einen Seite einholen, und damit den zweiten Kandidaten möglicherweise aus der Reserve locken. Im besten Fall treiben die Kandidaten gegenseitig den Preis nach oben. Profitieren würden damit am Ende auch die Teams, die am Gewinn der Königsklasse beteiligt sind.
In einem ersten Schritt hatte die FIA am 20. März die Ausschreibung für die Reifen von 2025 bis 2027 gestartet. Mit Option auf eine weitere Saison 2028. Der Vertrag umfasst nicht nur die Formel 1. Wer den Zuschlag erhält, muss wie aktuell auch die Nachwuchsserien Formel 2 und Formel 3 mit Reifen ausrüsten.
Bis Mitte Mai haben Interessenten Zeit, ihre Bewerbung einzureichen. Diese wird dann von der FIA hinsichtlich der technischen Aspekte einer intensiven Prüfung unterzogen, die bis Mitte Juni abgeschlossen sein soll. Danach wären die Rechteinhaber dran, über die kommerziellen Rahmenbedingungen zu verhandeln. Bei Pirelli rechnet man damit, dass eine Entscheidung über den Ausrüster ab 2025 bis zur Sommerpause im August fallen könnte. FIA und Formel 1 müssen sich über den Kandidaten einig sein.
Gewisse Vorteile für Pirelli
Pirelli hat sich zwar öffentlich dazu bekannt, gerne weiterzumachen, aber noch keine Bewerbung eingereicht. Die Italiener müssen erst mal die Details studieren. Das Dokument für die Ausschreibung soll rund 50 Seiten umfassen. "Wir investieren viel Geld und Ressourcen in die Formel 1", sagte Pirelli-Sportchef Mario Isola am Rande des GP Australien in der offiziellen Pressekonferenz. "Wir sind glücklich, in der Formel 1 zu sein. Der Sport ist gesund und in einer guten Position. Wir würden ihn mit der FIA, der Formel 1 und den Fahrern gerne noch besser machen."
Zwar sollte Bridgestone das technische Knowhow und die Infrastruktur haben, Reifen für die Formel 1 und ihre Nachwuchsserien zu bauen. Doch Pirelli hat ein paar Vorteile auf seiner Seite. Die Italiener haben sich seit 2011 stets in den Dienst der Königsklasse gestellt, und versucht, jede Anforderung an das Produkt umzusetzen. Auch wenn sich die Wünsche der Formel 1 nicht immer mit den Vorstellungen des Reifenausrüsters deckten.
Als Bernie Ecclestone damals verlangte, einen Reifen zu entwickeln, der im Rennen schnell abbaut, lieferte ihn Pirelli. Und ließ Kritik von Teams und Fahrern über sich ergehen. FIA und Formel-1-Management wissen also, was sie an Pirelli haben. Zumal die Anforderungen an das Produkt der Zukunft ähnlich zu heute bleiben sollen. Die Reifen sollen ein breites Arbeitsfenster haben, nicht zu schnell überhitzen, wenig abnutzen und trotzdem strategische Optionen eröffnen.

Bridgestone mit F1-Geschichte
Bridgestone müsste mit dem Nachteil leben, zwei Mal innerhalb kurzer Zeit neue Reifen vom Reißbrett zu konstruieren. Für 2025 und dann direkt für 2026. Dann wechselt die Formel 1 auf neue Autos mit einem anderen Motorenkonzept. Der Elektroanteil wächst. Das wird auch eine Anpassung am Produkt erfordern. Die Reifen für 2026 werden vermutlich wieder schmaler.
Für die Zukunft wünscht sich die FIA eine elektronische Kennung der Reifen. Natürlich spielt auch die Nachhaltigkeit des Produkts eine gewichtige Rolle. Die Formel 1 will ihren Fußabdruck in der Umwelt verkleinern. In der Ausschreibung heißt es: "Der erfolgreiche Bieter muss bewährte Verfahren und Innovationen unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus der Reifen nachweisen."
Bridgestone verbindet eine lange Geschichte mit der Formel 1. Erstmals war der japanische Reifenhersteller 1976 im GP-Zirkus aufgetaucht. Das war beim GP Japan. Das letzte Rennen bestritt man 2010 in Abu Dhabi. Autos auf Bridgestone-Reifen errangen 175 Siege und 168 Pole Positions.