Die Teams erwarten in Monza die Bekanntgabe, wer im Bieter-Duell zwischen Pirelli und Bridgestone um den neuen Formel-1-Vertrag von 2025 bis 2027 das Rennen gemacht hat. Pirelli soll dabei die besseren Karten haben. Der Deal kann sich aber noch herauszögern. Angeblich hat Bridgestone sein Angebot noch einmal nachgebessert. Und bevor die Verträge nicht unterschrieben sind, gibt es auch kein offizielles Statement der Formel 1.
Diesmal werden nicht nur finanzielle Gründe entscheidend sein. Die technische Herausforderung ist größer als bei allen Vertragsabschlüssen davor. Es müssen für 2025 und 2026 jeweils neue Reifen konstruiert werden. Möglicherweise sogar Reifen, die ohne Heizdecken auskommen. Mit den Groundeffect-Autos sind die Kräfte auf die Reifen so hoch wie nie zuvor. Das ist schon für Pirelli eine große Aufgabe. Für einen Neuling umso mehr.
Bridgestone mit 180-Grad-Wende
Bridgestone war zwar von 1997 bis 2010 in der Formel 1 am Start, doch die aktuellen Anforderungen an die Reifen sind mit keinem der früheren Jahre vergleichbar, in denen die Japaner mit ihrem Produkt in der höchsten Spielklasse antraten. Die Aufgabe wird auch dadurch schwerer, da Bridgestone viel weniger Vorbereitungszeit bleibt als vor 26 Jahren.

Bei Bridgestone entschied man sich erst vor wenigen Monaten, an der Ausschreibung für den neuen F1-Deal teilzunehmen.
Die Entscheidung für die Formel 1 fiel erst im Februar dieses Jahres. Da erkannte der Vorstand, welche Vermarktungschancen der Höhenflug der Königsklasse gerade bietet. Davor hatte Bridgestone mit Motorsport auf höchster Ebene praktisch abgeschlossen. Vergangenen Winter wurde sogar eine Abschiedsfeier für ehemalige Mitarbeiter veranstaltet. Von der 2010er-Truppe könnte Bridgestone nur noch auf zwei Techniker zurückgreifen.
Testfahrten mit Arrows
Beim ersten Formel-1-Einstieg vor einem viertel Jahrhundert ließen sich die Japaner viel mehr Zeit für die Vorbereitung. Man übte in der Formel Nippon und der DTM. Und man konnte ein Jahr lang Formel-1-Reifen mit dem Arrows-Rennstall auf den Strecken testen, die damals im Kalender standen. Da das Reglement in den 90er-Jahren noch Wettbewerb unter den Reifenherstellern erlaubte, war es möglich, sich mit einem Team zu verbünden.
Würde Bridgestone den Zuschlag für 2025 bekommen, bliebe den Japanern nur ein Jahr Vorbereitung. Sie müssten aus Gründen der Chancengleichheit allen Teams gleich viele Testkilometer anbieten und diese aus eigener Tasche bezahlen. Die Teams müssten 2024er-Autos zur Verfügung stellen, um dem Wiedereinsteiger möglichst realitätsnahe Bedingungen zu schaffen. Es ist fraglich, ob dieser Aufwand in so kurzer Zeit zu stemmen ist.