Wenn die Rennen nur eine Runde dauern würden, hätte Red Bull immer noch einen Gegner. Zwischen Max Verstappen, Charles Leclerc und Carlos Sainz lagen in der Suzuka-Qualifikation nur 57 Tausendstel. Doch Ferrari muss im Rennen mit so vielen Kompromissen leben, dass die Reise im Rennen immer rückwärtsgeht. Immer aus dem gleichen Grund. Die Reifen überhitzen, egal ob nass oder trocken. Diesmal waren es wieder die Vorderreifen.
Dazu kommt, dass die Fahrer aus Angst um den Motor den Randsteinen fernbleiben müssen. Heftige Stöße verträgt der Ferrari-Antrieb offenbar nicht. Leclerc sitzt außerdem auf hauptsächlich alten Triebwerken mit hoher Laufleistung. Da steigt die Gefahr, dass ihn ein Schaden ereilt, exponentiell. Die Schwachstelle der Ferrari-Motoren sind die Ventile. Leclerc verlor auf den Geraden zwei Zehntel gegen Sainz, der in seinem Motoren-Pool noch mehr Luft hat.
Red Bull hat viel mehr Freiheiten beim Fahrzeug-Setup und dem Einsatz seiner Motoren. Der RB18 geht seit der Sommerpause wesentlich schonender mit seinen Reifen um. Der Verdacht, dass Ferrari mehr unter den verschärften Bouncing-Regeln leidet als alle anderen, wird immer plausibler. Sportchef Helmut Marko lobte: "Max hat sich zum Reifenflüsterer entwickelt." Verstappen selbst gibt zu: "An der Spitze geht das Reifenschonen einfacher." Den Luxus hatte Lewis Hamilton acht Jahre lang.

Alfa muss weiter zittern
Mercedes konnte auch diesmal die beiden Spitzenteams nicht gefährden. Man wählte aus unterschiedlichsten Gründen einen Heckflügel für maximalen Abtrieb. Wären Lewis Hamilton und George Russell am Sonntag allein unterwegs gewesen, hätten sie vermutlich so schnell fahren können wie Red Bull und Ferrari. Doch die Silberpfeile steckten immer im Verkehr fest, und mit einem miserablen Top-Speed gab es praktisch kein Vorwärtskommen.
Zwischen Alpine und McLaren fliegt der Ball hin und her. Nach dem 22 Punkte-Schlag von McLaren in Singapur konterte Alpine in Suzuka mit einer 18 Punkte-Packung. Die blauen Autos waren bei Trockenheit und im Regen deutlich schneller als ihr direkter Konkurrent. Der neue Unterboden schlägt jetzt voll durch. McLaren konnte froh sein, dass es für Lando Norris noch einen WM-Punkt gab.
Im Kampf um Platz sechs muss Alfa Romeo jetzt richtig zittern. Aston Martin räumte mit acht Punkte wieder groß ab. In diesem Bereich des Feldes zählt das wie ein Sieg. Der Vorsprung der Schweizer ist auf sieben Zähler geschrumpft. Alpha Tauri blieb in Suzuka nahezu unsichtbar. Und die Ferrari-Kundenteams kommen derzeit nicht auf die Füße.
Alfa Romeo blieb trotz eines neuen Frontflügels blass, Haas kassierte trotz guter Rundenzeiten im Regen eine Nullnummer. Immer geht irgendetwas anderes schief. Bei Alfa Romeo waren es Platzverluste in der Startrunde, bei Haas zu späte Boxenstopps. Da schnitt sogar Williams mit zwei Punkten für Nicholas Latifi besser ab.

Power Ranking GP Japan
Hier ist das Power Ranking zum GP Japan im Kurzüberblick. Den detaillierten Formcheck aller zehn Teams finden Sie wie immer in der Galerie:
- Red Bull (1)
- Ferrari (2)
- Mercedes (3)
- Alpine (5)
- McLaren (4)
- Aston Martin (6)
- Alpha Tauri (7)
- Alfa Romeo (9)
- Haas (8)
- Williams (10)
*in Klammern Position nach dem GP Singapur