Bessere F1-Show: Zwei Mal Qualifying?

Mehr Sprint-Wochenenden im Programm
Zwei Mal Quali pro Wochenende?

Noch ist nicht alles Gold, was in der Formel 1 glänzt. Monza hat in vielen Punkten gezeigt, dass gewisse Regeln einer Korrektur bedürfen, damit die Show besser wird. Das Pfeifkonzert der Fans am Ende des Grand Prix von Italien wird noch lange in den Ohren der Formel-1-Chefs Stefano Domenicali und Ross Brawn nachklingen. Die Tifosi sahen sich um ein spannendes Finale betrogen.

Ein Safety-Car zum Ende des Rennens ist seit dem WM-Finale 2021 in Abu Dhabi ein heißes Eisen. Deshalb lobte Mercedes-Teamchef Toto Wolff auch ausdrücklich die Konsequenz der Rennleitung nicht dem Druck des Publikums und der Medien nachzugeben. Trotzdem ist es unbefriedigend, wenn ein Auto mit Motorschaden liegenbleibt und man es in sieben Runden nicht schafft das Fahrzeug zu bergen und das Feld zu sortieren.

Rote Flagge - Imola - Formel 1 - GP Emilia Romagna - 2021
Motorsport Images

Rote Flagge als künstlicher Spannungsbringer

Toto Wolff meinte dazu: "Wem die aktuellen Regeln nicht gefallen, der muss sie ändern." Das wird nach dem Monza-Fiasko wahrscheinlich auch passieren. Ein genereller Abbruch mit einem Neustart wie 2021 in Baku wäre zwar die Garantie für die größtmögliche Show, ist aber bei den Hardcore-Fans nicht sonderlich beliebt, weil es künstlich erzeugte Spannung ist. Eine rote Flagge rechtfertigt eigentlich nur ein Hindernis auf der Strecke, das nicht so schnell wegzuräumen ist, oder ein Fahrer, der medizinische Versorgung braucht.

Da wären andere Maßnahmen besser. Zum Beispiel, dass sich das Safety-Car generell vor dem Führenden einreiht und nicht irgendwo im Feld, um das Tempo zu drosseln. Die Piloten dürfen sowieso nur mit VSC-Speed fahren, was bei einem am Streckenrand parkenden Auto keine Gefahr darstellt.

Auch das Zurückrunden mit der anschließenden Gedenkrunde kostet unnötig zu viel Zeit. Wenn man die Überrundeten ans Ende des Feldes bringt, geht das jederzeit und schneller. Und es braucht keine extra Runde nach dem Sortieren des Feldes. Es gibt keinen Grund den Überrundeten eine Runde zu schenken.

VSC - Formel 1  - GP Italien - Monza - 31. August 2016
ams

Safety-Car besser als VSC

Ein Ärgernis waren auch die vielen Motorstrafen. Da muss das System so transparent werden, dass jeder Zuschauer in der Lage ist, die Startaufstellung selbst zu ermitteln. Die einfachste Lösung: Wer das Motorkontingent überzieht startet von hinten, egal wie viele Komponenten er tauscht.

Damit erhält man zwei Gruppen: Die Fahrer mit Strafen und die ohne. Bei beiden bestimmt die Qualifikationszeit den Startplatz. Der Sorge, dass dann bei jedem Schaden gleich das ganze Antriebs-Kit getauscht wird, steht dagegen, dass es weniger strategische Motorenwechsel geben wird. Wer nur ein Element tauscht wie Verstappen, kommt nicht mehr mit fünf Plätzen davon.

Auch die VSC-Phasen sind der Formel 1 ein Dorn im Auge. Die Drahtzieher würden sie am liebsten abschaffen. Dann lieber gleich ein richtiges Safety-Car, das das Feld wieder zusammenführt. VSC-Phasen geben einseitig gewissen Fahrern einen Vorteil beim Boxenstopp. Nämlich denen, die sich zufällig nahe der Boxeneinfahrt befinden.

Das ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn es Fahrer erwischt, die Boden gutmachen müssen, kann es für Spannung sorgen. Wenn wie in Zandvoort der Spitzenreiter ein Geschenk bekommt, das ihn vor seinen aufholenden Verfolgern rettet, dann macht das die Show kaputt.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Niederlande - Zandvoort - 2. September 2022
Alfa Romeo

DRS mit Zeitschranke

Ein weiteres Problem sind die DRS-Züge. Wer da mittendrin steckt, muss mindestens eine Sekunde pro Runde schneller fahren können, um aus der Falle zu kommen. Mittelfristig will die Formel 1 DRS abschaffen. Doch noch braucht man die Überholhilfe. Es ist zwar einfacher geworden am Vordermann dranzubleiben, doch der Windschatten wirkt nicht mehr ganz so gut wie früher.

In einer Zwischenlösung denkt man darüber nach, DRS gleich in der ersten Runde nach dem Start oder einem Re-Start freizugeben. Oder während des Wochenendes die Aktivierungspunkte so verändern zu können, dass Überholen etwas einfacher wird. Oder eine Zeitschranke einführen wie lange mit dem offenen Flügel gefahren werden darf. Dann müsste sich der Fahrer die DRS-Nutzung pro Runde individuell einteilen. In der Hoffnung, dass der Verteidiger sein Konto zu früh verballert.

Alfa Romeo - Formel 1 - Monza - GP Italien 2022
Wilhelm

Saison 2023 mit sechs Sprint-Grand-Prix

Um die Show zu verbessern wird 2023 zudem die Zahl der Rennwochenenden mit Sprints von drei auf sechs erhöht. Die Bekanntgabe hatte sich zuletzt verzögert, weil die FIA erst extra Geld wollte und dann um einen geringeren Arbeitsaufwand bat. Unfallschäden bei Sprintrennen können vom Budgetdeckel abgezogen werden. Das bedarf allerdings einer genauen Prüfung der Schäden. Die kostet Zeit und Personal.

Erst in der Pause zwischen den Rennen in Monza und Singapur fanden die beiden Parteien eine Einigung. Am Dienstag (27.9.) wurde die Verdoppelung der Sprint-Wochenenden endlich vom FIA-Weltrat abgesegnet. Bei welchen sechs Rennen in der Saison 2023 die Sprints ins Programm genommen werden, wurde allerdings noch nicht kommuniziert.

Für 2024 ist aktuell ein modifizierter Ablauf der Sprint-Wochenenden im Gespräch. Die Formel 1 will den Zuschauern an jedem Tag ein Highlight bieten und die Zahl der Trainingssitzungen verringern, in denen es um nichts geht. So wird über zwei separate Qualifikationen nachgedacht.

Eine soll am Freitag nach dem ersten Training wie bisher die Startaufstellung zum Sprint ermitteln. Die andere am Samstagvormittag bestimmt die Startorder für das Hauptrennen. Es braucht aber noch Überzeugungsarbeit. Eine kurzfristige Änderung für 2023 verlangt 28 von 30 Stimmen. Die Chance das schnell durchzukriegen, ist eher gering. Deshalb peilt man aktuell 2024 an.