Neue Teile für Europa-Auftakt: Was plant Red Bull?

Neue Teile für Europa-Auftakt
Wie groß ist das Red-Bull-Upgrade?

GP Imola 2022
Red Bull - Formel 1  - GP Australien - 8. April 2022
Foto: ams

Drei Mal war der Formel-1-Zirkus mit der neuen Autogeneration in Übersee unterwegs. Noch sind gar nicht alle Geheimnisse der 2022er Rennwagen aufgedeckt. Doch jetzt, mit dem Beginn der Europa-Saison in Imola, dürfte der Entwicklungswettlauf richtig an Fahrt aufnehmen. Das erste Rennen des Jahres auf dem heimischen Kontinent ist für die Ingenieure traditionell der Startschuss, die ersten größeren Ausbaustufen zu zünden.

Dieses Jahr könnte die Neuheiten-Show jedoch etwas kleiner ausfallen als gewohnt. Im Rahmen des Grand-Prix-Wochenendes findet das erste Sprint-Rennen der Saison statt. "Da wird es schwierig, neue Teile zu evaluieren. Im ersten Freien Training muss man sich eigentlich schon voll auf das Qualifying am Nachmittag vorbereiten", gibt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zu bedenken.

Charles Leclerc - GP Australien 2022
Wilhelm

Marko hofft auf größeren Sprung

Nach den bekannten Parc-Fermé-Regeln dürfen die Teams mit Beginn der Qualifikation keine Änderungen mehr an ihren Autos vornehmen. Wenn Neuteile nicht wie geplant funktionieren oder man sich bei der Abstimmungsarbeit verzettelt hat, gibt es keine Möglichkeit mehr zur Korrektur.

Ferrari hat schon entschieden, beim Heimspiel nicht viel Neues an den F1-75 zu schrauben. "Wir wollen lieber an unseren bekannten Problemen arbeiten, zum Beispiel beim Thema Bouncing. Das hatte zuletzt ziemlich viel Einfluss auf unsere Performance", erklärte Binotto. "Größere Upgrades werden wir erst zu einem späteren Zeitpunkt der Saison bringen."

Bei Red Bull ist noch nicht klar, was man für Imola im Köcher hat. Teamchef Christian Horner schlug ähnliche Töne an wie sein Ferrari-Kollege: "Bei unserem Upgrade würde ich nicht von einem großen Upgrade sprechen. Wir betreiben eine normale Weiterentwicklung des bestehenden Pakets. Wegen der kurzen Zeit zum Ausprobieren, müsste man schon sehr viel Vertrauen in die neuen Teile haben."

Sportchef Helmut Marko äußerte sich dagegen zuversichtlich, dass Red Bull einen Sprung nach vorne machen kann: "Wenn die neuen Teile so gut funktionieren, wie das erste Upgrade in Bahrain und wir das Gewicht runterkriegen, dann müsste uns das eigentlich auf Ferrari-Niveau bringen. Aber zunächst müssen wir die Probleme mit der Zuverlässigkeit lösen. Es hilft der ganze Speed nichts, wenn Du nicht ins Ziel kommst."

Zur Erinnerung: Am letzten Testtag der Bahrain-Tests hatten die Red-Bull-Ingenieure das erste Upgrade des Jahres ans Auto geschraubt. Auch damals wurde im Vorfeld von einem moderaten Schritt gesprochen, der die Pace des RB18 dann aber deutlich mehr steigern konnte, als es die Verantwortlichen selbst erwartet hatten.

Pierre Gasly - Alpha Tauri - GP Australien 2022 - Melbourne
xpb

Alpine & Alpha Tauri mit Updates

Neben dem Sprintrennen in Imola bereitet den Ingenieuren auch die Grand-Prix-Premiere in Miami zwei Wochen später Kopfzerbrechen. Erstens handelt es sich direkt wieder um einen Übersee-Grand-Prix, bei dem der Vorlauf für den Transport länger ausfällt. Zweitens kennen weder die Fahrer noch die Ingenieure die neue Strecke rund um das Hard-Rock-Stadium.

Die Piloten brauchen Zeit, die Ideallinie zu finden. Die Techniker müssen das ideale Setup ausarbeiten. Da besteht eine erhöhte Gefahr, dass man sich verzettelt, wenn man gleichzeitig noch neue Teile an den Start bringt. Und Vergleichsdaten aus früheren Jahren gibt es in Miami auch nicht.

Deshalb werden sich einige Teams am Ende wohl doch dazu entscheiden, trotz Sprint lieber in Imola mit der ersten Ausbaustufe anzutreten. Alpha Tauri hat seine Fabrik nur wenige Kilometer von der Strecke entfernt in Faenza. Das B-Team von Red Bull hat schon viele Testkilometer auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari abgespult. Hier kennen sich die Fahrer und die Techniker aus. Und auch von Alpine erwarten wir in Imola ein größeres Paket.

Mercedes will dagegen weiter abwarten. "Wir müssen erst einmal unser Problem mit dem Bouncing verstehen, bevor wir neue Teile ans Auto schmeißen", bat George Russell die Silberpfeil-Fans um Geduld. "In Zeiten eines Budget-Deckel kann man nicht mehr einfach auf Verdacht Teile bauen, um zu schauen, ob vielleicht etwas davon funktioniert."