Auch im dritten Jahr sind die Sprintrennen ein Thema, an dem sich die Meinungen spalten. Max Verstappen würde sie am liebsten abschaffen. Für TV-Experte Martin Brundle ist der langweiligste Sprint immer noch besser als die spannendste freie Trainingssitzung. Da schließe ich mich der Meinung von Brundle an.
Seit der Sprint 2021 eingeführt wurde, wird an ihm herumgefeilt. Erst gab es nur Punkte für die Top 3, seit 2022 für die Top 8. Zuerst war das Resultat des Sprints die Startaufstellung für das Hauptrennen. Seit diesem Jahr finden zwei Qualifikationen für die beiden Rennen statt. Ich finde die erste Version immer noch die beste.
Das Dumme ist: FIA und FOM haben keine Geduld mit ihrem Produkt. Sie reagieren auf jeden kritischen Kommentar in den Social-Media-Kanälen, anstatt ein bisschen Selbstvertrauen zu zeigen. Eine Analyse der bislang zwölf Sprints zeigt, dass weit mehr als die Hälfte gute Unterhaltung geliefert haben. Eine deutlich bessere jedenfalls als das FP2 und FP3.
Und wenn die Teams klagen, dass ihnen durch die Sprints Vorbereitungszeit gestohlen wird, dann ist es erst recht ein Grund es zu tun. Je besser sich die Teams für das Hauptrennen präparieren können, desto geringer der Überraschungsfaktor.

Die meisten Sprints sorgten für gute Unterhaltung. Unter den Fahrern und vielen Fans werden die Mini-Rennen aber kritisch gesehen.
Neue Ideen für den Sprint
Auch für 2024 stehen die Sprints wieder auf dem Prüfstand. Dass sich der Ablauf der einzelnen Programmpunkte ändern soll, ergibt Sinn. Wenn der Sprint ein in sich abgeschlossenes Event im Event ist, kann man ihn dem Zuschauer einfacher erklären. Kein Mensch versteht, warum man sich schon am Freitag für den Sonntag qualifiziert.
Doch die Sprints sind für die Formel 1 auch eine Art Experimentierfeld. Man testet dort, wie weit man gehen kann. Ein Rückzieher ist hier viel einfacher als bei einem Eingriff in das Hauptrennen.
Im Januar will die Formel 1 allerdings ein Projekt zur Abstimmung vorlegen, mit dem man eine Grenze überschreitet. Man will die Top 10 des Shootouts im Sprint in umgekehrter Reihenfolge starten lassen. Das geht natürlich nur, wenn für den Shootout genauso viele Punkte vergeben werden wie für den Sprint. Sonst würde so manch einer absichtlich langsam fahren, um beim Start des Sprints weiter vorne zu stehen. Wer beides gewinnt, bekäme 20 Zähler. Fast so viel wie der Sieger des Grand Prix. Das ist absurd.
Keine künstlichen Spannungsmacher
Also bitte Finger weg von solchen künstlichen Spannungselementen. Eine umgekehrte Startreihenfolge ist für die Formel 1 genauso ein No-go wie eine BOP oder Platzierungsgewichte. Da driftet der Sport auf das Niveau von Wrestling ab.
Dabei wäre es mit wenig Aufwand relativ einfach, die Qualität der Sprints weiter zu verbessern. Die Rennen sind immer dann besonders spektakulär, wenn nicht ganz klar ist, welche Reifensorte die bessere sein würde. Katar hat es in diesem Jahr gezeigt. Zwölf Fahrer sind auf Medium-Reifen gestartet, acht auf Soft-Gummis. Die erste Hälfte des Rennens gehörte den Risikospielern, die zweite den konservativen. Der Sprint war um Klassen besser als das Hauptrennen.