Zwei Trainings, zwei Bestzeiten: Ferrari wird auf dem Hungaroring seiner Favoritenstellung gerecht. Zum Auftakt gehörte noch Carlos Sainz die Show, am frühen Abend übernahm der Teamkollege den Taktstock. Charles Leclerc bestimmte sowohl auf den Mediumreifen als auch auf der Softmischung das Tempo. Der WM-Zweite umkurvte die 14 Ecken der 4,381 Kilometer langen Rennstrecke nahe Budapest in 1:18.445 Minuten.
Teamkollege Sainz rutschte auf den dritten Platz ab. Im direkten Duell läuft der Spanier um 0,231 Sekunden hinterher. Leclerc gehörten die Sektoren zwei und drei. Hier fuhr der 24-Jährige aus Monaco jeweils die Durchgangsbestzeit. Im ersten Abschnitt war ein anderer Fahrer schneller, der schlussendlich sein erster Verfolger war. Lando Norris ließ den McLaren-Kommandostand strahlen. Der Engländer büßte in seinem Papaya-Rennwagen als Zweiter nur 0,217 Sekunden ein.

McLaren vorn dabei
McLaren ist mit elf Siegen der erfolgreichste Rennstall in der Geschichte auf dem Hungaroring. Vom ganz großen Wurf wird das Team aus Woking auch nach einem bärenstarken Freitag nicht träumen. Doch ganz offenbar wirkt das große Aerodynamik-Paket, das McLaren vor einer Woche in Frankreich eingeführt hatte, und in Ungarn um einen retuschierten Diffusor ergänzt wird. Daniel Ricciardo bestätigte es als Fünfter (+ 0,427 Sekunden).
Mit diesem Ergebnis schnitt McLaren sogar besser ab als Red Bull, das die Saison mit bereits acht Siegen aus zwölf Rennen bestimmt. Max Verstappen und seine Ingenieure müssen in Klausur. Es kam wie befürchtet für das Team des Weltmeisters. Ferrari scheint auf dem Kurs, der maximalen Abtrieb verlangt, schneller zu sein.
Verstappen fehlten fast drei Zehntelsekunden zur Bestmarke. So sprang für ihn nur der vierte Platz heraus. Teamkollege Sergio Perez sortierte sich gar nur an neunter Stelle ein. Zu denken geben muss Red Bull obendrein der große Rückstand auf der Medium-Mischung. Auf dem C3-Kleber hängte Leclerc Verstappen um über sieben Zehntelsekunden ab.

Mercedes tut sich schwer
Sieben verschiedene Autos formten die obere Tabellenhälfte: zwei Ferrari, zwei McLaren, zwei Red Bull und je ein Alpine, Aston Martin, Mercedes und Alfa Romeo. McLaren war die Überraschungsmannschaft des Trainingsfreitags, Mercedes die Enttäuschung. George Russell und Lewis Hamilton taten sich augenscheinlich schwer, ihren W13 auf eine Runde auszuquetschen. Beide rutschten zu viel herum.
In Summe verlor Russell als schnellerer der beiden Mercedes-Fahrer über neun Zehntelsekunden. Damit belegte er den achten Platz. Hamilton purzelte sogar aus den Top 10 und klagte über ein zu instabiles Auto während der Longruns gegen Ende des Trainings. Vielleicht setzen die Bodenwellen und die große Hitze den Mercedes zu. Auch am Abend kletterte das Quecksilber über die 30-Grad-Marke. Der Asphalt glühte mit 50 Grad.
Fernando Alonso ließ seinen Alpine fliegen. Der Doppelweltmeister von 2005 und 2006 ordnete sich an seinem 41. Geburtstag auf dem sechsten Platz ein. Teamkollege und Vorjahressieger Esteban Ocon wurde nur 13. Alonso hatte einen Puffer von zwei Zehntelsekunden zu Sebastian Vettel. Ab dem Heppenheimer, ab der siebten Position, drängelt sich das Feld.
Wetterumschwung am Samstag
Die wellige Piste und der langsamere Charakter der Rennstrecke scheinen Aston Martin zu schmecken. Auch Alfa Romeo zeigte sich formverbessert. Valtteri Bottas arbeitete sich auf den zehnten Platz. Im Gegensatz dazu läuft es bei Haas, Alpha Tauri und Williams noch nicht nach Geschmack. Das große Aerodynamik-Paket scheint den US-Rennwagen noch nicht wesentlich schneller gemacht zu haben. Kevin Magnussen, der die neuen Teile an seinem Auto hat, distanzierte Mick Schumacher im alten VF-22 um keine zwei Zehntelsekunden. Das Haas-Duo fand sich auf den Plätzen 16 und 17 wieder.
So viel zum Kräfteverhältnis am Trainingsfreitag. Ab Samstag könnte alles anders werden. Die Temperaturen sollen fallen, und Gewitter aufziehen. Damit wären andere Qualitäten von Fahrern und Auto gefragt.