Nach seinem Ausfall in Melbourne hatte Max Verstappen noch geschimpft, dass diese Saison wohl über 55 Rennen laufen müsste, bis er Charles Leclerc in der WM-Wertung eingeholt hat. Nun gelang der Führungswechsel schon im sechsten Grand Prix des Jahres. Der Weltmeister profitierte in Barcelona von einem Ausfall seines direkten Ferrari-Rivalen. Verstappen triumphierte am Ende, obwohl auch er selbst nicht ohne Probleme über die 66 Runden kam.
Am Start sah noch alles nach einer souveränen Angelegenheit für Leclerc aus. Mit dem Vorteil der frischen Reifen verteidigte der Monegasse die Spitzenposition locker durch die ersten Kurven. Die Verfolger dahinter leisteten sich in der Frühphase reihenweise Fehler. In Runde sieben drehte sich zuerst Teamkollege Carlos Sainz in Kurve 4 ins Kies und verabschiedete sich damit aus dem Kampf um die Podiumsplätze.

Leclerc auf dem Weg zum Sieg
Nur zwei Runden später wurde auch Verstappen von einer Windböe an gleicher Stelle aus der Bahn geworfen. Der Holländer konnte einen Dreher aber gerade noch verhindern und verlor dadurch nur zwei Positionen gegen George Russell und Sergio Perez. Die Red-Bull-interne Reihenfolge war schnell getauscht. Doch der Mercedes erwies sich als harte Nuss. Dabei half auch nicht, dass am Auto von Verstappen das DRS nur sporadisch funktionierte. Schon im Qualifying hatte der Klappflügel gestreikt.
Während die Verfolger in ihren Duellen Zeit verloren, konnte Leclerc seinen Vorsprung an der Spitze immer weiter vergrößern. Der Scuderia-Pilot hatte alles im Griff, als in Runde 26 plötzlich der Antrieb streikte. Leclerc konnte nur noch zur Box schleichen und sein Auto abstellen. Der Frust war dem 24-Jährigen anzusehen. Da halfen auch die tröstenden Schulterklopfer seiner Mechaniker nichts.
"Ich muss auf die positiven Aspekte schauen. Die Pace war das ganze Wochenende gut. Auch das Reifenmanagement hat geklappt. Das gibt mir Zuversicht für die nächsten Rennen", erklärte der Pechvogel. "Dass ich die WM-Führung verloren habe, interessiert mich nicht. Wichtiger ist, dass die Performance stimmt." Auch Teamchef Mattia Binotto lamentierte nicht lange herum: "Es wird eine lange Saison. So etwas ist den anderen auch schon passiert. Heute waren wir dran. So läuft das Spiel nun mal. Wir müssen dem Problem jetzt auf den Grund gehen."

Red Bull schlägt Russell
Auch Russell konnte Ferrari am Ende keine Schützenhilfe leisten. Weil Verstappen auf der Strecke nicht vorbeikam, holte ihn der Red-Bull-Kommandostand früh zum zweiten Boxenstopp und setzte ihn auf weiche Reifen. Perez im zweiten Red Bull machte auf der Strecke kurzen Prozess mit dem Silberpfeil. Dank funktionierendem DRS fuhr er in Runde 30 auf der Zielgerade einfach vorbei. Verstappen fuhr dank seiner überlegenen Pace den zusätzlichen Boxenstopp auf der Strecke heraus. Er kehrte nach seinem dritten Reifenwechsel vor Russell wieder auf die Bahn.
Mit den frischeren Gummis machte sich der Weltmeister am Ende auch noch auf die Jagd nach dem eigenen Teamkollegen. In Runde 49 kam es schließlich zu dem Platzwechsel, bei dem Perez nach Anweisung seines Teams nicht viel Gegenwehr lieferte. Dem Mexikaner blieb nur noch die Option, einen Extra-Boxenstopp einzulegen, um sich auf die Jagd nach dem Bonuspunkt für die schnellste Runde zu machen. Für Verstappen war es der vierte Sieg im sechsten Saisonrennen. Er führt die WM-Wertung nun mit sechs Punkten Vorsprung an.
"Am Anfang habe ich leider das Auto verloren, weil mich der Wind von hinten erwischt hat. Dann streikte auch noch das DRS", klagte Verstappen nach dem Rennen. "Das war ein schwieriger Start, aber zum Glück gab es ein gutes Ende. Glückwunsch auch an Checo. Für das Team ist das natürlich ein tolles Ergebnis."

Hamilton muss Sprit sparen
Hinter George Russell schien Lewis Hamilton auf Rang vier für ein starkes Teamergebnis von Mercedes zu sorgen. Der Brite war in der ersten Runde mit Kevin Magnussen kollidiert, was zu einem Plattfuß führte. Nach dem unplanmäßigen Boxenstopp lieferte Hamilton aber einen tollen Kampf. Sechs Runden vor Schluss zog der Silberpfeil sogar noch an Sainz vorbei, der kein besonders gutes Wochenende erwischte. Doch in der vorletzten Runde schickte der Kommandostand plötzlich die Anweisung ins Cockpit, dass der Pilot langsamer fahren soll, weil wegen eines Wasserlecks sonst ein Ausfall drohe. Dadurch ging der vierte Platz wieder verloren.
Das Mittelfeld wurde von Valtteri Bottas auf Rang sechs angeführt. Der Finne im Alfa Romeo konnte sich lange auf Position vier halten, musste sich in der Schlussphase aber noch Sainz und Hamilton geschlagen geben. Hinter Esteban Ocon und Lando Norris rollte Fernando Alonso auf Platz neun ins Ziel. Der Lokalmatador lieferte eine starke Aufholjagd, nachdem ihn eine Motorenstrafe auf den letzten Startplatz zurückgeworfen hatte.
Den letzten Zähler sicherte sich Yuki Tsunoda im Alpha Tauri. Knapp dahinter gingen Sebastian Vettel und Mick Schumacher auf den Plätzen elf und 14 leer aus. Vettel probierte es mit einer Alternativ-Strategie mit langem ersten Stint. Sie brachte ihn zwar nach vorne, aber nicht weit genug für etwas Zählbares. Schumacher hatte sich in der Startrunde schon auf Rang sechs nach vorne gekämpft, doch eine schlechte Strategie und keine gute Pace warf den Deutschen am Ende aus den Punkten.