Nach den Enttäuschungen in Monza und Baku ist Lando Norris wieder auf die Erfolgsspur zurückgekehrt. In Singapur hatte der Brite schon die Freien Trainings und das Qualifying dominiert. Und auch im Rennen am Sonntag (22.9.) ließ der McLaren-Pilot nichts anbrennen. Von der Pole-Position überstand Norris ausnahmsweise mal die erste Runde unbeschadet und setzte sich anschließend immer weiter von seinen Verfolgern ab.
Norris fuhr zwischenzeitlich eine Sekunde schneller als Max Verstappen, der dem McLaren überhaupt nicht folgen konnte. Auch beim Boxenstopp verlor Norris seine Führung nicht. Am Ende rollte er mit 20,9 Sekunden Vorsprung über die Linie. Es hätte aber auch ganz anders ausgehen können. In Runde 29 hatte sich Norris in Kurve 14 heftig verbremst, streifte dabei aber nur leicht die Bande mit dem Frontflügel.
In Runde 45 mussten die Norris-Fans einen weiteren Schreckmoment überstehen. Vor Kurve 10 holte der Spitzenreiter etwas zu weit aus und berührte mit der Felge die Mauer an der Außenseite. Doch wieder war der 24-Jährige mit dem Glück im Bunde. Er konnte seine Fahrt fortsetzen und sich 25 Punkte für den Sieg auf das Konto schaufeln.

Lando Norris kam den Mauern zwei Mal einen Tick zu nahe.
Norris gechillt zum Sieg
"Das waren ein paar knappe Dinger zu viel", grinste der Tagesschnellste im Ziel. "Anonsten war es aber eine kontrollierte Fahrt. Vielleicht habe ich zwischendurch etwas zu viel gechillt. Das Auto war heute echt mega. Ich konnte das ganze Rennen fliegen. Ich hätte es vielleicht noch ein bisschen ruhiger angehen lassen können."
Verstappen musste an diesem Tag mit Rang zwei zufrieden sein. In der WM-Wertung besitzt der Niederländer immer noch einen beruhigenden Vorsprung von 52 Punkten. "Das kann sich aber schnell ändern", klagte der Weltmeister. "Wir müssen jetzt schnell die Kurve kriegen. Mein Rennen heute war ziemlich einsam. So konnte ich mir wenigstens die Reifen einteilen."
Oscar Piastri konnte seinem Teamkollegen in Singapur leider nicht helfen. Von Startplatz fünf kam der Baku-Sieger am Ende als Dritter ins Ziel. McLaren machte mit dem Doppel-Podium immerhin einen großen Schritt in Richtung Konstrukteurspokal. Piastri war das halbe Rennen in einen Dreikampf mit den beiden Mercedes verstrickt.

McLaren baute den Vorsprung in der Teamwertung weiter aus.
Piastri rast aufs Podium
Lewis Hamilton war in Runde 17 relativ früh zum Pflichtboxenstopp abgebogen. George Russell zog zehn Runden später nach. McLaren wartete mit Piastri bis Runde 40, um dem Australier einen möglichst großen Reifenvorteil zu verschaffen. Die Taktik ging auf. Piastri kam zwar hinter den beiden Silberpfeilen zurück auf die Bahn, konnte sich aber beide im Schlussspurt relativ locker schnappen.
Ferrari wählte mit Charles Leclerc eine ähnliche Strategie. Auch der Monegasse wartete deutlich länger mit dem Reifenservice als die Mercedes. Mit Hamilton machte Leclerc kurzen Prozess. In den letzten Runden kam es dann zum Duell mit Russell. Trotz Reifenvorteil fand der Ferrari auf dem überholfeindlichen Stadtkurs aber keinen Weg vorbei an seinem Gegner.
Carlos Sainz im zweiten Ferrari musste am Start durch die Auslaufzone und fiel aus den Top Ten. Um den Spanier aus dem Verkehr zu holen, wählten seine Strategen einen frühen Boxenstopp. Es reichte immerhin für Platz sieben vor seinem Landsmann Fernando Alonso. Nico Hülkenberg lag im ersten Stint zunächst noch lange vor Alonso und den beiden Ferrari, verlor die Positionen dann aber durch eine unglückliche Taktik und einen deutlichen Speed-Nachteil seines Haas.

Daniel Ricciardo wurde von den Fans zum Fahrer des Rennens gewählt.
Ricciardo klaut Norris den Bonuspunkt
Immerhin gelang es Hülkenberg in den Schlussrunden noch, den zweiten Red Bull von Sergio Perez hinter sich zu halten und die zwei Punkte für Rang neun zu retten. Williams-Rookie Franco Colapinto ging auf Rang 11 knapp leer aus. Daniel Ricciardo konnte sein wohl letztes Rennwochenende für Toro Rosso nicht mit einem Höhepunkt abschließen. Er fuhr nur auf Rang 18 weit außerhalb der Punkte über die Linie.
Um Lando Norris noch den Extra-Punkt für die schnellste Runde zu klauen, wurde Ricciardo kurz vor Schluss auf weiche Reifen gesetzt. Der Routinier erfüllte seine letzte Aufgabe mit Bravour, konnte sich dafür aber nichts kaufen. Der Bonus-Punkt wird bekanntlich nur vergeben, wenn es der Fahrer mit der schnellsten Runde auch in die Top Ten schafft.