Red Bull und Max Verstappen sind in diesem Jahr einfach nicht aufzuhalten. Das Team feierte in den ersten acht Rennen acht Siege. Sechs davon mit dem Doppelweltmeister im Cockpit. Beim Heimspiel in Spielberg ist die Kombination auf dem Weg zum nächsten Erfolg. Die Voraussetzung dafür schaffte Verstappen in der Qualifikation. Am frühen Freitagabend schnappte sich der 25-Jährige den besten Startplatz für das Sonntagsrennen.
Der größte Konkurrent war kein anderes Auto, sondern die Track Limits. Die Rennleitung griff in der Qualifikation mehr als dutzend Mal ein und strich den Fahrern die Rundenzeiten, sobald sie mit allen vier Rädern neben den weißen Strich gerieten. Auch Verstappen war davon betroffen. Im dritten Durchgang ging der WM-Führende deshalb auf Nummer sicher. Trotzdem reichte es für die sechste Pole der Saison. Verstappen umrundete den 4,318 Kilometer langen Kurs in 1:04.391 Minuten.

Ferrari knapp hinter Red Bull
Ein Red Bull startet von ganz vorne, der andere nur aus dem Mittelfeld. Für Sergio Perez geht die schlechte Serie weiter. Zum vierten Mal in Folge verpasste der WM-Zweite den letzten Quali-Teil. Diesmal machten ihm die Track Limits einen Strich durch die Rechnung. Die beiden schnellsten Runden hätten für Perez für das Q3 gereicht. Doch er geriet in der vorletzten und letzten Kurve jeweils mit allen vier Rädern neben die weiße Linie. So bleibt für den Mexikaner nur der 15. Startplatz.
Die Streckenlimits wurden zum großen Ärgernis der Qualifikation. Teilweise verkam das Zeittraining zu einer Farce. "Es ging ums Überleben", meinte Pole-Mann Verstappen. "Aus dem Cockpit heraus kannst du in den schnellen Kurven kaum die weißen Linien sehen. Dass so streng überwacht wird, raubt einem etwas den Fahrspaß."
Ferrari reiste mit einem modifizierten Frontflügel und neuem Unterboden nach Österreich. Die Upgrades scheinen zu fruchten. Charles Leclerc schrammte um ein halbes Zehntel an der Pole Position vorbei. Teamkollege Carlos Sainz sortierte sich an der dritten Stelle ein. Sein Rückstand belief sich auf 0,190 Sekunden. Leclerc resümierte zufrieden. "Ich bin glücklich, weil ich eine saubere Qualifikation hatte. Wir haben nicht erwartet, so nah an Red Bull dran zu sein. Das ist ein gutes Zeichen." Die große Probe erwartet Ferrari allerdings im Rennen. Dort will man bestätigen, dass der Reifenverschleiß besser geworden ist.

Norris schlägt Hamilton
Eine starke Vorstellung lieferte Lando Norris ab. Im rundum überarbeiteten McLaren büßte der Engländer nur 0,267 Sekunden auf Verstappen ein. Das bringt ihm den vierten Startplatz für den Sonntag. Der geringe Abstand ist aber auch der kurzen Strecke geschuldet. Auf keiner Piste sind die Rundenzeiten so tief wie in Spielberg. Dass Norris sogar Landsmann Lewis Hamilton hinter sich lassen konnte, ist eine Überraschung.
Für Mercedes war die Qualifikation ein kleiner Rückschlag. Bei fallenden Streckentemperaturen rutschten die schwarzen Rennautos zurück. Hamilton schaffte es immerhin auf den fünften Platz. Für den zweiten Mercedes-Fahrer war hingegen früh Schluss. George Russell kam in der Qualifikation nie richtig auf Speed. Die letzte Möglichkeit, doch noch mit Ach und Krach ins Q3 aufzusteigen, verbaute sich der 25-Jährige mit einem mäßigen ersten und zweiten Abschnitt. Da reichte auch eine persönliche Verbesserung im dritten Sektor nicht mehr aus. Russell startet das Hauptrennen nur an elfter Stelle.
Auch bei Aston Martin gab es lange Gesichter. Die Positionen sechs und sieben genügen nicht den gewachsenen Ansprüchen. Lance Stroll gelang dabei der zweite Quali-Erfolg des Jahres über Fernando Alonso. Die letzten Plätze in den Top 10 ergatterten Nico Hülkenberg als starker Achter sowie Pierre Gasly im Alpine und Alexander Albon im Williams.
Esteban Ocon und Oscar Piastri erwischte es jeweils im zweiten Durchgang. Beide verbauten sich wie Perez ein besseres Ergebnis, weil sie die Track Limits nicht einhielten. Ihre schnellsten Rundenzeiten hätten theoretisch für die Top 10 ausgereicht. Doch die Rennleitung schritt ein. Bei Valtteri Bottas machte es keinen Unterschied. Der finnische Routinier hatte nicht die notwendige Pace. Das Resultat ist der 14. Platz. Im ersten Teil der Qualifikation hatte sich Bottas ausgangs der ersten Kurve gedreht und für eine Unterbrechung von sechs Minuten gesorgt.

Zwei Alpha Tauri früh raus
Der WM-Letzte der Konstrukteurs-Wertung scheiterte mit beiden Autos bereits im ersten Teil der Qualifikation. Yuki Tsunoda verpasste in seinem Alpha Tauri den Aufstieg um gerade einmal 21 Tausendstel. Auf dem rettenden Ufer lag zu diesem Zeitpunkt Alfa-Pilot Bottas. Der zweite Alpha Tauri sortierte sich gar auf dem letzten Platz ein. Neuling Nyck de Vries kommt in dieser Saison einfach nicht in Schwung. So wackelt sein Stuhl nach der Österreich-Quali noch ein bisschen mehr als ohnehin schon zuvor.
Während der Teamkollege wenigstens den zweiten Durchgang erreichte, war für Guanyu Zhou bereits nach 18 Minuten Feierabend. Der Chinese sortierte sich an 17. Stelle ein. Dahinter folgte Logan Sargeant im Williams. Der US-Amerikaner verpatzte in seinem besten Umlauf die letzte Kurve. Dort ließ er zu viel Zeit liegen. Sonst wäre das Q2 vielleicht möglich gewesen. Im neunten Vergleich mit Albon hagelte es die neunte Quali-Niederlage.
Grund zum Ärger hatte Kevin Magnussen als 19. Der Däne beschwerte sich über ein Getriebeproblem. Die Kraftübertragung hatte sich nach Kurve drei geweigert, einen Gang herunterzuschalten. Das kostete entscheidenden Schwung. Garagennachbar Nico Hülkenberg war mehr als zwei Zehntel schneller als Magnussen.