Die Mechaniker von Mercedes hatten zwischen Qualifikation und zweitem Training nur sechs Stunden netto, um beide Autos nach den Unfällen wieder einsatzbereit zu machen. Die Parc-Fermé-Regeln begrenzten die Möglichkeiten. Lewis Hamilton brauchte nach seinem Einschlag in Kurve sieben am gestrigen Freitag ein neues Chassis. Die Mechaniker richteten das Ersatz-Monocoque her.
Außerdem wurde in beiden Autos ein anderes Getriebe verbaut. Zur Sicherheit. Die Power Units hatten die Crashs überstanden. Nicht aber die Unterböden, sowie die Flügel, die an den Autos von Hamilton und George Russell getauscht wurden. Beim Auto mit der Startnummer 44 des Formel-1-Rekordsieger kamen die Aufhängungen dazu. So musste sich Hamilton länger gedulden, bis er im zweiten Training mitmischen konnte. 14 Minuten vor Ablauf der Uhr bewegte er seinen Mercedes auf den Red-Bull-Ring in Spielberg.

Ferrari gegen Red Bull
Teamkollege Russell war bereits nach zehn Minuten mit von der Partie. Beide können sich bei ihren Mechanikern für den großen Einsatz bedanken. Das Training schlossen die Mercedes-Fahrer auf den Positionen sieben (Russell) und neun (Hamilton) ab. Mercedes probierte dabei alle drei Reifensorten aus, um sich für Sprint und Hauptrennen zu rüsten.
Ferrari und Red Bull beschränkten sich dagegen auf die Soft- und Medium-Mischung. Beide spulten wie das restliche Feld Longruns mit mehr Benzin an Bord ab, um die Langlebigkeit der Reifen und den Abbau zu überprüfen. Die Regeln untersagen Setup-Änderungen nach der Qualifikation. Spielraum bieten unter Parc Ferme beispielsweise nur der Frontflügel, die Bremsbalance, das Differential und die Reifendrücke. In Summe drehten die 20 Fahrer 676 Runden.
Die Bestzeit ging an Carlos Sainz. Der Sieger von Silverstone lenkte seinen Ferrari in 1:08.610 Minuten auf den weichen Reifen um die Piste. Damit war er fast vier Sekunden langsamer als gestern in der Qualifikation. Was unterstreicht, dass das Ergebnis des zweiten Trainings in Bezug auf die Reihenfolge unbedeutend ist.

Alpine weiter schnell
Teamkollege Charles Leclerc büßte eine halbe Zehntelsekunde ein. Rivale Max Verstappen sortierte sich mit einem Rückstand von 0,168 Sekunden an dritter Stelle ein. Seine schnellste Runde legte der WM-Führende auf den Mediumreifen zurück. Red Bull erwartet einen engen Zweikampf mit Ferrari im Sprintrennen am Abend (ab 16:30 Uhr). Die Mercedes sollte man im Auge behalten.
Alpine hinterlässt weiter einen guten Eindruck. Fernando Alonso und Esteban Ocon eroberten im zweiten Training die Plätze vier und fünf. Es folgte Sergio Perez im zweiten Red Bull. Der Mexikaner haderte am Freitag mit seinem Auto und mit einer nachträglichen Strafe, die ihn für den Sprint auf den 13. Startplatz zurückwirft.
In der oberen Tabellenhälfte landeten noch Valtteri Bottas (8.) und Lando Norris (10.). Alfa Romeo hatte in der Qualifikation keines der Autos ins Q3 gebracht, weil beide Fahrer mit der Balance ihrer Rennwagen kämpften. McLaren fühlte sich unter Wert geschlagen. Ohne die Probleme mit dem Bremssystem (Brake-by-wire) hätte sich der Rennstall aus Woking die Rundenzeiten der Alpine zugetraut. Mit Norris im Cockpit.
Haas bestritt ein unauffälliges Training, das Mick Schumacher auf dem 15. Platz in der Ergebnisliste sah. Landsmann Sebastian Vettel positionierte sich um zwei Ränge vor ihm. Aston Martin strauchelt insbesondere in den Highspeedkurven. Die Balance macht den Fahrern zu schaffen. Und es fehlt Haftung.