Für Nico Hülkenberg ist Monte Carlo ein Heimspiel. "Mit dem Scooter bin ich in zehn Minuten an der Strecke." Der Rheinländer liebt die größte Herausforderung für einen Formel-1-Fahrer: "Der Ruhepuls liegt hier gefühlt zehn Schläge höher als auf einer normalen Rennstrecke. Du bist ständig in diesem Leitplankendschungel und kannst nicht ein einziges Mal entspannen. Für eine schnelle Runde muss alles passen. Das Setup, die Reifentemperatur, dein Vertrauen ins Auto, einen freien Platz auf der Strecke finden."
Auch Teamkollege Kevin Magnussen ist ein Monaco-Fan. "Es ist meine Lieblingsstrecke im Kalender. Es gibt kein besseres Gefühl, als ein Formel-1-Auto auf diesen schmalen Straßen zwischen Mauern hindurchzufahren. Auf anderen Strecken drehst du deine Runden, suchst nach der Ideallinie und erreichst das Limit ziemlich schnell. In Monte Carlo näherst du dich dem Limit nur an, erreichst es aber nie ganz."

Nico Hülkenberg (links) kann mit dem Scooter an die Rennstrecke nach Monaco fahren. Der Deutsche lebt im Fürstentum und nahm am Donnerstag seine Frau Egle Ruskyte (rechts) und Tochter Noemi Sky mit ins Fahrerlager.
Gute Windkanal-Ergebnisse für Heckflügel
Für Haas war der GP Monaco 2023 ein Rennen zum Vergessen. Hülkenberg und Magnussen qualifizierten sich nur für die neunte Startreihe und kamen auf den Plätzen 17 und 19 ins Ziel. Das Problem war schnell gefunden. Um die Aerodynamik in ihrem Arbeitsfenster zu halten, mussten die Autos extrem hart gefedert sein.
Das hat sich geändert. "Das Auto ist in dem Bereich, wo es letztes Jahr schlecht war, viel besser geworden. Wir haben ein viel größeres Fenster und sind in der Lage, mit dem Fahrwerk so weich zu gehen, wie wir es brauchen", macht sich Nico Hülkenberg Mut. Das ist der Schlüssel für eine bessere Traktion und die so wichtige Reifentemperatur.
Zusätzlich Hoffnung macht ein neuer Heckflügel. "Zum ersten Mal haben wir einen Heckflügel speziell für dieses Rennen gebaut", verrät Teamchef Ayao Komatsu. Der Japaner blickt optimistisch auf das Wochenende: "Der Heckflügel hat im Windkanal sehr gute Ergebnisse erzielt."

Haas schraubt in Monaco einen neuen Heckflügel an den VF-24. Mit diesem soll der Sprung in die Punkte gelingen.
Großer Respekt vor der Strecke
In Monte Carlo werden die Punkte meistens schon am Samstag vergeben. Darin liegt eine Chance, aber auch eine Gefahr, erklärt Kevin Magnussen. "Drei Zehntel können den Unterschied zwischen Platz zehn und Platz 20 ausmachen. Jede Runde muss passen. Die Strecke entwickelt sich unheimlich schnell, du spürst mehr und mehr Grip. Deshalb kannst du dich nicht auf einer guten Runde ausruhen. In Monaco ist der Preis unheimlich hoch, wenn ein Detail nicht passt. Jedes Auto, dass es ins Q3 schaffen kann, kann genauso gut im Q2 rausfliegen."
Auch Nico Hülkenberg weiß, dass Q3 kein Garantieschein ist, auch wenn er seinen Haas in dieser Saison schon vier Mal für die letzte K.-O.-Runde gebracht hat: "Ich habe großen Respekt vor der Strecke. Es ist immer noch eine der ultimativen Herausforderungen, alle Runden zu verwandeln."
Auch in anderen Disziplinen nimmt Monte Carlo eine Sonderrolle ein. Die Fahrzeugabstimmung ist ein bisschen einfacher, weil die Kurven mit einer Ausnahme zwischen 50 und 170 km/h schnell sind. "Das macht es etwas simpler", erklärt Hülkenberg. "Das Setup dreht sich um einen stark eingeschränkten Geschwindigkeitsbereich. In der Regel hat man relativ schnell den besten Kompromiss zwischen Bodenabstand, Federweg und Aerodynamik gefunden. Danach kommt es nur darauf an, in einen Rhythmus zu kommen und Vertrauen in das Auto zu finden."