Nach 36 Monaten Pause wurde es am Freitag (17.6.) endlich wieder laut auf den Circuit Gilles Villeneuve. Die Königsklasse ist zurück in Montreal und alle 20 Piloten nutzten die Gelegenheit, im ersten Training, ausgiebig Proberunden zu drehen. Dabei gingen die Fahrer aber zunächst noch relativ vorsichtig zu Werke. Auf der rutschigen Strecke tasteten sich die Protagonisten langsam ans Limit heran.
Für den ersten Höhepunkt des Wochenendes war unfreiwillig Esteban Ocon verantwortlich. Der Franzose sammelte auf der Piste eine Plastiktüte ein, die sich um die Kühlhutze der Bremse vorne links wickelte. Innerhalb weniger Meter überhitzten die Carbon-Stopper und versagten ihren Dienst. Dem Piloten blieb nichts anderes übrig, als sich mit seinem qualmenden Auto an die Box zu schleppen.
Bis auf ein paar kleinere Verbremser vor der Zielschikane waren keine größeren Ausrutscher zu beobachten. Die nah stehenden Banden warteten in den ersten 60 Minuten vergeblich auf Opfer. Yuki Tsunoda war der einzige Pilot, der die Mauer in Kurve 4 küsste und die Funken fliegen ließ. Sein Auto steckte den Kontakt aber überraschend locker weg.
Eine spannende Frage lautete auch, wie sehr die Autos über die öffentlichen Pisten hoppeln würden. In Baku nahm das Bouncing zuletzt dramatische Ausmaße an. Obwohl man in den Onboard-Aufnahmen erkennen konnte, dass es die Helme ordentlich herumschüttelte, hielten sich die Klagen der Fahrer über Funk in Grenzen. Es war allerdings auch möglich, dass niemand die FIA auf den Plan rufen wollte. Die Schiedsrichter hatten angekündigt, das Problem in Montreal schärfer zu überwachen.

Alonso mit Mediums auf P3
Die Zeitentabelle war auf der noch sehr schmutzigen Strecke mit Vorsicht zu genießen. Max Verstappen gab in 1:15.158 Min. das Tempo vor. Ganz reibungslos lief die Session für den Holländer aber nicht. Der Weltmeister hatte zwischendurch ordentlich Gesprächsbedarf am Funk.
Erst mahnte der Holländer ein Problem mit den hinteren Stabis an, wodurch das kurveninnere Vorderrad in der Luft schwebte. Kaum war der Fehler behoben, klagte der WM-Spitzenreiter auch noch darüber, dass ihm am Ende der Geraden zu früh die Elektro-Power ausging.
Carlos Sainz reihte sich zweieinhalb Zehntel hinter Verstappen auf Rang zwei ein. Überraschend stark präsentierte sich in der ersten Session Fernando Alonso. Der Spanier raste ein weiteres Zehntel dahinter auf Rang drei. Im Gegensatz zu Verstappen und Sainz, die ihre persönlichen Bestmarken mit den Soft-Reifen fuhren, war der Spanier bei seiner schnellsten Runde auf den härteren Mediums unterwegs.

Guter Start für Aston Martin
Sergio Perez und Charles Leclerc mussten sich mit den Plätzen vier und fünf begnügen. Dahinter folgte George Russell im schnellsten Mercedes. Während der Youngster mit einem alten Unterboden-Modell unterwegs war, durfte Lewis Hamilton im Schwesterauto ein Upgrade testen, mit dem das Bouncing auf der Geraden reduziert werden soll. Am Ende lag ein halbes Zehntel zwischen den beiden Silberpfeilen.
Lance Stroll konnte sich noch zwischen die beiden Werks-Mercedes auf Rang sieben schieben. Sebastian Vettel im Schwesterauto startete auf Rang neun ebenfalls vielversprechend in das Wochenende. Für Mick Schumacher lief es dagegen noch nicht rund. Der Haas-Pilot fand sich auf Platz 18 wieder. Dass Teamkollege Kevin Magnussen noch zwei Plätze dahinter am Ende des Feldes rangierte, dürfte nur ein schwacher Trost sein.