Max Verstappen hat einen weiteren großen Schritt in Richtung Titelverteidigung gemacht. Nachdem sich seine größten Rivalen durch Fehler im Qualifying und Strafen schon vor dem Start in schlechte Positionen gebracht hatten, schien der Kanada-Sieg für den Weltmeister nur eine Formsache zu sein. Doch am Ende musste der Holländer ordentlich für die 25 WM-Punkte kämpfen.
In den letzten Runden kam es zu einem spannenden Duell zwischen Verstappen und Carlos Sainz um den Sieg. Eine Safety-Car-Phase hatte den Red Bull und den Ferrari 18 Runden vor Schluss ganz nah zusammengebracht. Doch Sainz fand kein Weg vorbei und musste sich mit Rang zwei zufriedengeben.
Red Bull hatte sich schon früh im Rennen das Leben schwer gemacht. Zwar konnte Verstappen den Start von der Pole Position gewinnen und das Feld zunächst anführen, doch dann entschieden sich die Red-Bull-Strategen in der neunten Runden für einen frühen Boxenstopp in einer virtuellen Safety-Car-Phase. Das Tempo im Feld musste künstlich verlangsamt werden, weil Sergio Perez im Schwesterauto mit einem Getriebeproblem ausgerollt war und geborgen werden musste.

Heißes Duell in den Schlussrunden
Mit dem Stopp sparte sich Verstappen zwar etwas Zeit, es war aber klar, dass er relativ früh noch einmal reinkommen musste. Carlos Sainz machte derweil kurzen Prozess mit Landsmann Fernando Alonso, der nach seinem guten Qualifying von Rang zwei gestartet war, aber die Pace an der Spitze nicht mitgehen konnte.
Ferrari nutzte eine weitere virtuelle Safety-Car-Phase in Runde 20 für den ersten Stopp von Sainz. Die zweite Ruhephase war durch ein Hybrid-Problem am Haas von Mick Schumacher ausgelöst worden. Der Deutsche war aussichtsreich auf Punktekurs unterwegs, als er sein Auto abstellen musste.
Verstappen übernahm erneut die Spitze, hatte aber deutlich ältere Reifen als sein Verfolger. Mit immer stärker abbauenden Gummis holte Red Bull das Auto mit der Nummer 1 in Runde 43 noch einmal an die Box. Es sah danach aus, als müsse Verstappen einen Zehn-Sekunden-Rückstand auf der Strecke aufholen. Doch nur fünf Umläufe später rutschte Yuki Tsunoda nach seinem Reifenwechsel in der zweiten Kurve in die Bande, was ein richtiges Safety-Car auf die Bahn rief.
Ferrari entschied sich dazu, Sainz erneut reinzuholen, wodurch der Spanier die Führung abgehen musste, aber beim Restart die frischeren Reifen im Vergleich zu Verstappen hatte. Doch trotz des Gummivorteils musste sich der Scuderia-Pilot zum dritten Mal dieses Jahr mit Rang zwei zufriedengeben. Im Ziel betrug der Abstand nur 0,9 Sekunden.

Leclerc-Aufholjagd endet auf P5
"Sie hatten eine sehr gute Pace", lobte Verstappen den Gegner. "Das wäre für mich am Ende sehr schwer geworden, die Lücke trotz frischerer Reifen zu schließen. Dann kam das Safety-Car und sie konnten auf frische Reifen gehen. Ich hätte lieber attackiert als mich zu verteidigen. Zum Glück haben wir dieses Jahr ein Auto, das auf den Geraden sehr schnell ist."
Sainz ärgerte sich, dass er den ersten Sieg knapp verpasste: "Ich habe alles versucht Max zu schlagen. Aber ich bin leider nicht gut genug aus der Haarnadel gekommen. Es hat immer ein Bisschen gefehlt. Generell bin ich aber zufrieden mit der Pace. Wir konnten Max stets unter Druck setzen. Wir haben alles probiert und müssen die positiven Aspekte sehen."
Verstappen konnte seinen Vorsprung in der WM massiv auf 46 Punkte ausbauen. Nicht nur Perez verlor durch seinen Ausfall ordentlich Zähler, auch Charles Leclerc fiel in der Gesamtwertung deutlich zurück. Vom vorletzten Startplatz kam der Monegasse nur langsam voran. Die virtuellen Safety-Car-Phasen passten nicht zu seiner Strategie. Die Mechaniker verpatzten den Boxenstopp. Und der Ferrari litt dazu auch noch an Traktionsproblemen. So tat sich Leclerc beim Überholen schwerer als erwartet.

Strafe kostet Alonso zwei Plätze
Am Ende rollte der zweite Ferrari noch hinter den beiden Mercedes auf Rang fünf über die Linie. Die Silberpfeile, die im Training am Freitag noch mit zahlreichen Problemen gekämpft haben, legten eine überraschend starke Pace auf den Asphalt. Lewis Hamilton konnte zum Teil sogar den Speed der Spitze mitgehen. Am Ende fehlten nur sechs Sekunden auf den Sieger.
"Das ist so ein großer Kampf mit dem Auto dieses Jahr. Aber wir geben nicht auf", kommentierte Hamilton nach der Zieldurchfahrt. "Danke an die ganze Crew. Die Jungs vorne sind leider noch einen Tick zu weit weg. Aber wir kommen näher. Unsere Pace war richtig gut. Ein Podium haben wir bei der Anreise sicher nicht erwartet." George Russell konnte seine gute Serie in dieser Saison mit Rang vier fortführen.
Hinter Leclerc rollten die beiden Alpine auf den Plätzen sechs und sieben ein. Alonso verlor das Duell gegen Teamkollege Esteban Ocon wegen einer suboptimalen Strategie und Problemen mit dem Motor. Und dann gab es auch noch Ärger von der Rennleitung. Weil er beim Verteidigen gegen Valtteri Bottas zu oft die Linie gewechselt haben soll, setzte es nachträglich noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, die Alonso hinter die beiden Alfa Romeo von Bottas und Guanyu Zhou warf.
Der letzte WM-Punkt ging an Lokalmatador Lance Stroll. Sebastian Vettel im zweiten Aston Martin ging auf Rang 12 leer aus. Der Heppenheimer hatte mit einem sehr frühen ersten Stopp gepokert, um eine Aufholjagd zu starten. Aber am Ende profitierten die Konkurrenten mehr von den Zwischenfällen. Die nächste Chance auf ein besseres Ergebnis kommt in zwei Wochen, wenn der Klassiker in Silverstone auf dem Programm steht.