Die letzte Ausfahrt in Suzuka war 1.090 Tage her. Seit drei Jahren gab es auf der japanischen Achterbahn kein Formel-1-Rennen mehr. Die Corona-Krise verhinderte ein Auftreten der Königsklasse im Land der aufgehenden Sonne. Am Freitag war es endlich so weit. Die Fahrer kehrten auf eine ihrer Lieblingsstrecken zurück. Doch die Sonne blieb hinter einer dichten Wolkenwand versteckt.
Und die öffnete ihre Schleusen, sodass die 20 Fahrer zum Auftakt eine klatschnasse Bahn vorfanden. Immerhin bekamen die Fans auf den Tribünen dennoch etwas Action geboten. Für den Rennsonntag sagen Wetterexperten mögliche Schauer voraus. Da mussten die Piloten Erfahrungswerte sammeln, und den Datenspeicher ihrer Ingenieure füllen. In Summe legte das Feld 199 Runden zurück.
Bis zum Fallen der Zielflagge erlaubten sich die Fahrer nur wenige Ausrutscher ohne Folgen. Doch nach den Probestarts kam es noch zu einem großen Abflug. Mick Schumacher versenkte seinen Haas auf dem Weg zurück zu seiner Haas-Mannschaft in Kurve acht. "Ich hatte riesiges Aquaplaning", funkte der Unfall-Fahrer zu seiner Entschuldigung. Beim Einschlag im Reifenstapel riss es unter anderem Nase, Frontflügel und die vorderen Aufhängungen ab. Dazu ist die Kufe des Unterbodens beschädigt. Die Haas-Mechaniker können die Mittagspause streichen.

Alonso legt stark los
In der ersten halben Stunde beschränkten sich die Teams auf die Vollregenreifen. Danach öffnete sich ein Fenster, indem sie auf die etwas weniger stark profilierten Intermediates wechseln konnten, ehe es zum Schluss wieder stärker regnete. Auf den grünmarkierten Inters erzielte Fernando Alonso die schnellste Runde des ersten Trainings. Der Sieger des GP Japan 2006 umrundete den 5,807 Kilometer langen Kurs in 1:42.248 Minuten.
Alpine will an diesem Rennwochenende zurückschlagen. In Singapur hatte man den ersten Doppelausfall der Saison durch Motorschäden wegstecken müssen. Dadurch rutschte McLaren in der Team-WM durch und hält fünf Rennen vor Saisonende den vierten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Alpine hat in Summe aber das bessere, wenn auch unzuverlässigere Paket. Im Regen scheint der A522 zu funktionieren. Esteban Ocon platzierte sich an vierter Stelle.
Dazwischen quetschten sich die beiden Ferrari-Fahrer. Carlos Sainz, der zwischendrin ein komisches Geräusch von seinem Motor vernahm, stellte eine spanische Doppelspitze her. Er verlor in seinem schnellsten Umlauf auf den Intermediates 0,315 Sekunden auf Alonso. Der seltsam klingende Turbolader schien kein großes Problem.
Verstappen hält sich zurück
Der zweite Ferrari-Pilot war nur unwesentlich langsamer. Charles Leclerc büßte 0,386 Sekunden ein. Ferrari hat den F1-75 für den GP Japan überarbeitet. Korrekturen am vorderen und hinteren Teil des Unterbodens sollen das rote Auto wieder näher an den Red Bull heranbringen.
Max Verstappen könnte am Wochenende seine zweite Weltmeisterschaft klarziehen. Dafür muss er acht Punkte mehr als Leclerc und sechs mehr als Teamkollege Sergio Perez holen. Elf Mal wurde in Suzuka bereits ein Champion gekrönt: Nelson Piquet (1987), Ayrton Senna (1988, 1990, 1991), Alain Prost (1989), Damon Hill (1996), Mika Häkkinen (1998, 1999), Michael Schumacher (2000, 2003). Und Sebastian Vettel 2011.
Im ersten Training hielt sich Verstappen zurück. Der elfmalige Saisonsieger wurde mit nur vier Umläufen Sechster. Vor ihm platzierte sich Kevin Magnussen im Haas, der im Gegensatz zu Schumacher unfallfrei blieb. Auch Perez und George Russell hielten den Zählerstand auf einem Minimum. Wie Verstappen lenkten sie ihre Autos nur vier Runden um die nasse Strecke.

Muss Reifentest verschoben werden?
Schumachers siebter Platz ist nebensächlich. Der Unfall wird ihn wurmen. Weil es Haas teuer zu stehen kommt. Der Unfall dürfte das Team eine halbe Million kosten. Und weil es seinen Chancen auf eine Vertragsverlängerung bei Haas sicher nicht fördert. In den Top 10 tauchten ansonsten Lando Norris (8.), Valtteri Bottas (9.) und Sergio Perez (10.) auf.
Alfa Romeo hat für den GP Japan die Nase des C42 gekürzt und obendrein einen neuen Frontflügel gebacken. Die Updates blieben vorerst in den Transportkisten. Das Risiko für einen Abflug war zu groß, der Nutzwert zu gering. Neben Alfa und Ferrari haben noch Alpha Tauri (Heckflügel), Williams (Motorabdeckung) und Aston Martin (Beam wing) neue Teile für das zweite Rennen in Asien innerhalb einer Woche nachgeschoben.
Für das zweite Training ist ein Reifentest geplant. Die Teams sollen sich in den Dienst von Pirelli stellen. Die Übungseinheit wird um eine halbe Stunde verlängert. Doch sollte es weiter regnen, wird der Test auf Mexiko verschoben.