Der Sprint am Samstag konnte die Fans im Königlichen Park von Monza noch nicht von den Sitzen reißen. Doch die 53 Rennrunden am Sonntag (12.9.) boten Spannung und Spektakel von der ersten bis zur letzten Sekunde. Am Ende kletterte mit Daniel Ricciardo ein Pilot auf die oberste Stufe des Podiums, der zuletzt 2018 in Monaco als Erster ins Ziel kam.
Der Australier legte den Grundstein für den Erfolg schon am Start. Auf den rund 450 Metern zur ersten Kurve beschleunigte der McLaren Polesitter Max Verstappen aus. In der Schikane setzte sich Ricciardo kompromisslos gegen seinen ehemaligen Red-Bull-Kollegen durch, der auch nicht volles Risiko gehen konnte, um seine Titelchancen nicht zu gefährden.
In Reihe zwei gewann ebenfalls das schlechter platzierte Auto den Ampelsprint. Lewis Hamilton setzte sich gegen Lando Norris durch und machte sich direkt auf die Jagd nach Verstappen. In der zweiten Schikane wagte der Weltmeister außen den Angriff, doch sein holländischer Gegner hielt hart dagegen. Hamilton musste neben die Strecke, kam kurz aus dem Tritt und musste sogar Norris wieder passieren lassen.

Crash zwischen Verstappen und Hamilton
In dieser Reihenfolge drehte das Führungsquartett dann auch die ersten 22 Runden, bis die McLaren-Strategen den ersten Zug machten und Ricciardo an die Box riefen. Red Bull ließ Verstappen eine Runde länger draußen und versuchte mit dem Overcut so die Spitze zu übernehmen. Doch beim Stopp klemmte es vorne rechts. Verstappen verlor mehr als acht Sekunden.
Parallel dazu schob sich Hamilton auf der Strecke an Norris vorbei, was McLaren veranlasste auch das zweite Auto reinzuholen. Mercedes reagierte eine Runde später, doch auch hier gingen beim Reifenwechsel anderthalb Sekunden verloren. Am Boxenausgang wurde es plötzlich ganz eng zwischen den beiden WM-Rivalen. Verstappen raste von hinten heran und attackierte Hamilton auf der Außenseite.
Beim Einlenken in den zweiten Teil der Schikane kam es dann zum Kontakt. Beide Autos verhakten sich. Der Red Bull stieg über die Frontpartie des Mercedes auf. Nur dank des Halo-Bügels wurde Hamilton nicht am Kopf getroffen. Das Crash-Duo rutschte ins Kies und blieb stecken. Damit war das Rennen für die beiden WM-Konkurrenten beendet. Nach einer Untersuchung des Unfalls entschieden die Stewards, dass Verstappen als Hauptschuldiger beim nächsten Rennen drei Plätze weiter hinten losfahren muss.

Safety-Car spült Leclerc nach vorne
Um die gestrandeten Autos zu bergen, musste das Safety-Car auf die Bahn. Das gab den Piloten, die noch nicht an der Box waren, die Möglichkeit zu einem zeitsparenden Stopp. Ricciardo konnte seine Spitze gerade so verteidigen. Dahinter schob sich aber Charles Leclerc mit seinem Ferrari vor Norris. Doch schon beim Restart stellte der Brite die alte Reihenfolge wieder her. Vor der zweiten Schikane setzte sich Norris gegen Leclerc mit einem mutigen Manöver durch und machte die McLaren-Doppelführung perfekt.
Leclerc musste danach gleich wieder in den Rückspiegel schauen. Sergio Perez im zweiten Red Bull startete ebenfalls in der Roggia-Schikane eine Attacke. Der Mexikaner drückte sich vorbei, kürze dabei aber die Kurve ab. Weil Perez die Position nicht zurückgab, setzte es eine nachträgliche 5-Sekunden-Strafe.
Nach Perez ging auch noch Bottas an Leclerc vorbei. Durch die Fünf-Sekunden-Strafe für Perez übernahm der Finne nachträglich den dritten Podiumsplatz. Perez wurde sogar noch hinter Perez auf Rang fünf zurückgestuft. In einem verrückten Rennen gab es dahinter auch WM-Punkte für Carlos Sainz, Lance Stroll, Fernando Alonso, George Russell und Esteban Ocon.
Sebastian Vettel ging auf Rang 12 leider leer aus. Auch Mick Schumacher nahm nichts Zählbares aus Monza mit. Der Haas-Pilot wurde zwischenzeitlich auch noch von Teamkollege Nikita Mazepin in einen Dreher gezwungen, was dem Russen eine Fünf-Sekunden-Strafe einbrockte. Die spielte aber keine Rolle, weil Mazepin kurz vor Schluss mit einem Defekt ausrollte.

Schnellste Rennrunde für Ricciardo
Ricciardo und Norris fuhren den Doppelsieg am Ende souverän nach Hause und boten ihren Verfolgern nie die Chance zum Angriff. Es war der erste McLaren-Sieg seit dem GP Brasilien 2012. "Das wurde auch Zeit", freute sich Ricciardo, der am Ende sogar noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde absahnte.
"Nach dem gewonnenen Start gab es keine Garantie, dass ich die Führung bis ins Ziel verteidigen kann. Wir hatten nicht den Mega-Speed, aber es war genug. Ich hatte bereits am Freitag das Gefühl, dass hier was Gutes passiert. Schon ein Sieg wäre für McLaren toll. Jetzt den Doppelsieg zu feiern ist einfach nur krank."
Auch Lando Norris freute sich mit Ricciardo. Der Brite hatte auf eine Attacke verzichtet, um den Teamerfolg nicht zu gefährden. "Das war wirklich ein tolles Wochenende. Wir haben lange hart für diesen Erfolg gearbeitet. Ich bin happy für das Team und für Daniel. Natürlich will man immer auch selbst um den Sieg kämpfen. Aber wenn wir gekämpft hätten, wäre es vielleicht so geendet wie bei den anderen."
Valtteri Bottas zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Ergebnis: "Es ist natürlich schade für Lewis, aber bei mir lief alles perfekt. Ich habe ja schon vorher gesagt, dass es heute noch für ein Podium reicht." An der WM-Spitze änderte sich durch den Doppelausfall nichts. Verstappen und Hamilton reisen in zwei Wochen durch drei Punkte getrennt zum GP Russland nach Sotschi.