Vor dem Sprint-Rennen in Imola befürchteten viele Experten im Fahrerlager noch, dass Überholen auf dem Traditionskurs eine schwierige Angelegenheit werden könnte. Doch dank DRS auf der langen Geraden konnten die Fans viele erfolgreiche Attacken beobachten. Auf den 21 Runden wechselte die Reihenfolge im Minutentakt.
Der Großteil der Piloten hatte sich für das kurze Rennen Soft-Reifen aufschnallen lassen. Als schon in der Startrunde das Safety-Car auf die Piste musste, schien der Verschleiß kein Faktor mehr zu sein. Guanyu Zhou und Pierre Gasly waren in der Piratella-Schikane kollidiert. Für den Alfa Romeo war das Rennen direkt vorbei. Gasly musste mit einem beschädigten rechten Vorderreifen an die Box.

Verstappen schlägt zurück
Im Duell zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc kam es auf den ersten Metern zu einem Platzwechsel ohne Berührung. Der Red Bull rollte nicht schnell genug von der Pole Position los und musste den Ferrari ziehen lassen. Leclerc hielt seinen Verfolger anschließend scheinbar locker außerhalb des DRS-Fensters.
Doch kurz vor dem Ende verkürzte Verstappen den Rückstand plötzlich Zehntel um Zehntel. Im vorletzten Umlauf kam es schließlich zur entscheidenden Attacke. Zum Ärger der Tifosi auf den Tribünen zog der Weltmeister mit geöffnetem Klappflügel auf der Geraden vorbei und sicherte sich damit die maximalen acht WM-Punkte sowie den besten Startplatz für das Rennen am Sonntag.
"Mein Start war furchtbar. Ich weiß nicht genau, was los war. Meine Räder haben zu viel durchgedreht", erinnerte sich Verstappen danach an die ersten Meter. "Ich musste dann etwas Geduld beweisen. Doch am Ende hatten wir einen Vorteil beim Reifenverschleiß und ich konnte vor Kurve zwei eine Attacke starten. Mal schauen, wie es morgen läuft. Dabb sind ja noch weitere Reifenmischungen im Spiel. Damit könnte es vielleicht anders laufen. Ich hoffe zuerst einmal, dass mein Start besser ist."

Ferrari vs. Red Bull
Leclerc büßte zwar einen Punkt auf Verstappen ein, konnte am Ende aber mit dem Resultat leben. "Am Anfang war unsere Pace noch ordentlich. Leider hatten wir am Ende aber ein Problem mit den Reifen. Ich habe mit leichtem Graining vorne links gekämpft und konnte mich nicht mehr wehren. Das müssen wir untersuchen um für morgen besser vorbereitet zu sein"
Auch um die dritte Position wurde hart gekämpft. Zunächst sah es so aus, als würde sich Lando Norris erfolgreich auf dem Bronze-Platz halten. Doch Sergio Perez im zweiten Red Bull konnte sich schon am Start von Rang sieben auf fünf schieben. Der Mexikaner machte dank der überlegenen Pace des Red Bulls kurzen Prozess mit seinen Gegnern und musste sich am Ende nur Verstappen und Leclerc geschlagen geben.
"Nach dem schlechten Qualifying ging es heute um Schadensbegrenzung. Das ist mir ganz gut gelungen", freute sich die Nummer zwei im Red-Bull-Lager. "Ich hoffe, dass wir morgen Leclerc gemeinsam attackieren und einen Doppelsieg feiern können, auch wenn das den Tifosi hier wohl nicht gefallen dürfte."
Weil sich Carlos Sainz von Startplatz zehn ebenfalls erfolgreich durchs Feld pflügte, befindet sich am Sonntag auch der zweite Ferrari mittendrin im Spiel um das Podium. Der Spanier wird neben Sainz von Rang vier starten. Dahinter belegen die beiden McLaren die dritte Reihe. Lando Norris gewann das Duell gegen Teamkollege Daniel Ricciardo.

Mercedes außerhalb der Top Ten
Valtteri Bottas hatte genau wie Ricciardo das zweite Training wegen technischer Probleme verpasst, zeigte aber ebenfalls ein starkes Rennen. Der Finne wurde Siebter. Dahinter sammelte Kevin Magnussen auf Rang acht wenigstens noch einen WM-Punkt. Der Däne war auf Rang vier gestartet, musste sich aber schon früh nach hinten orientieren. Den Verschleiß-Vorteil seiner harten Reifen konnte er nicht ausspielen.
Auch der auf Platz fünf gestartete Fernando Alonso büßte ordentlich Positionen ein. Das begann schon mit einem schlechten Start. Am Ende landete der Spanier nur auf Rang neun außerhalb der Punkte. Mick Schumacher fuhr dahinter auf dem zehnten Platz ein. Wenn er diesen Platz am Sonntag hält, würde es endlich den ersten WM-Zähler geben.
Sebastian Vettel wir wohl noch länger auf Punkte warten. Nach seinem überraschend guten Qualifying ging es vom neunten Startplatz rückwärts. Am Ende fiel der Aston Martin bis auf Rang 13. Die beiden Mercedes erlebten ebenfalls eine herbe Pleite. George Russell (P11) und Lewis Hamilton (P14) müssen am Sonntag Positionen gutmachen, wollen sie ihre Punkteserie fortsetzen. Das Rennen in Imola startet um 15 Uhr.