Bereits am Freitag hatte sich der Seriensieger der Formel 1 hinter einem Kollegen anstellen müssen. Sensationsmann Kevin Magnussen hatte Max Verstappen in der Qualifikation entzaubert. Einen Tag später war es ein anderer Fahrer, der dem Weltmeister die Show stahl. George Russell fuhr im Sprint von Sao Paulo wie entfesselt. Der Mercedes-Pilot überholte den Red Bull in der 15. von 24 Runden und sicherte sich den Erfolg im Mini-Grand-Prix.
Die Reifenwahl war einer der Schlüssel dazu. Mercedes entschied sich wie der Großteil des Feldes für die weichen Reifen. Verstappen wählte dagegen die etwas härteren Mediums. Offensichtlich war das der falsche Zug von Red Bull. Der Überflieger des Jahres fiel sogar vom Sprint-Treppchen. Dort versammelten sich Carlos Sainz und Lewis Hamilton neben Sieger Russell.

Dritter Sprint geht an Russell
Es war der dritte Sprint der Saison nach Imola und Spielberg. Die Kollegen verwehrten Verstappen den dritten Triumph. Red Bulls Superstar ist kein Fan des noch jungen Formats, das im Vorjahr eingeführt worden war. Er findet es eher langweilig, weil die Fahrer das Risiko scheuen. Der Sprint von Sao Paulo widerlegte ihn. Es entwickelte sich von Anfang an ein grandioses Schaulaufen über 24 Runden oder 103,356 Kilometer.
Verstappen musste sich nach dem Start hinter Magnussen anstellen. Es dauerte bis zur dritten Runde, bis der Niederländer den Sensationsmann des Vortages überholt hatte. Russell zog wenig später mit und setzte seinen Vordermann im dunkelblauen Auto in der Folge unter Druck. Der Mercedes-Pilot ließ sich nicht abschütteln. Dank DRS auf den Geraden blies er ab der zwölften Runde zum Angriff.
Die ersten Attacken konnte Verstappen noch abwehren. Im 15. Umlauf war er dann fällig. Russell beschleunigte den Red Bull mit der Startnummer eins ausgangs der vierten Kurve aus und machte sich aus dem Staub. Vier Runden später wurde der Weltmeister vom nächsten Gegner überrannt. Diesmal war es Carlos Sainz im Ferrari, der sich im Senna-S vorbeizwang. Dabei verlor Verstappens Red Bull die linke vordere Endplatte.
Hamilton rast auf Platz drei
Das kostete den Red Bull etwas Anpressdruck. Das Untersteuern wurde verstärkt, was Verstappen ohnehin über das Wochenende bemängelt hatte. So konnte sich der Champion auch nicht vor seinem Erzrivalen halten. Lewis Hamilton überflügelte ihn und raste vom achten Startplatz vor bis auf die dritte Position. Für Mercedes war es der fast perfekte Samstag. Besser hätte es kaum laufen können.
Beinahe hätte Hamilton noch den vorausfahrenden Ferrari geschnappt. Bei Sainz ließen die Reifen stärker nach als am Mercedes. Das kennen wir aus der Saison. Hamilton schrammte um 0,5 Sekunden am zweiten Rang vorbei. Verstappen schleppte sich mit einem Rückstand von 10,4 Sekunden auf den Sieger vor Teamkollege Sergio Perez ins Ziel. Der Mexikaner fragte in der Schlussphase nach einem Platztausch. Für ihn zählt jeder Punkt, um in der WM den zweiten Rang abzusichern. Red Bulls Teamführung verwehrte ihm den Wunsch.
Für Ferrari war nach einem suboptimalen Qualifying Schadensbegrenzung angesagt, um sich für das Hauptrennen in eine bessere Ausgangsposition zu bringen. Mit Charles Leclerc hatte die Scuderia in der Qualifikation komplett bei der Reifenwahl verzockt. Man erwartete einsetzenden Regen zu Beginn des Q3 und stellte deshalb beide Autos auf verschiedene Reifen. Leclerc auf die Intermediates und Sainz auf die Slicks. Der Spanier hatte in diesem Fall das Glück auf seiner Seite, weil der Regen erstmal ausblieb.

Magnussen wird Achter
Im Sprint machte Sainz seine Sache gut. Den Platz in der ersten Reihe muss er jedoch an Hamilton abtreten. Ein Motorwechsel vor dem Rennwochenende kostet Sainz fünf Positionen. Somit stehen zwei Mercedes in der ersten Startreihe für das Hauptrennen. Damit haben die Silberpfeile beste Aussichten, doch noch einen Grand Prix in dieser Saison zu gewinnen. Durch das starke Ergebnis im Sprint verkürzte Mercedes den Abstand zu Ferrari in der Team-WM. Hier geht es um den zweiten Platz.
Leclerc kämpfte sich vom zehnten Rang bis auf die sechste Position nach vorne. Dahinter folgte Lando Norris im McLaren. Der Engländer erreichte das Maximum. Gegen die drei Topteams im Feld war er chancenlos. Es war abzusehen, dass er den vierten Platz vom Start nicht würde halten können über die 24 Runden. Immerhin schlug er Magnussen.
Der Held des Vortages sah die Zielflagge als Achter. Damit sicherte sich Magnussen wenigstens einen Zähler. Mehr war im Haas trotz der herausragenden Startposition vermutlich nicht möglich. Teamkollege Mick Schumacher fuhr einen beherzten Mini-GP. Vom letzten Platz kämpfte er sich bis an die zwölfte Stelle vor. Die Rennstrecke von Interlagos liegt dem Haas. Sie ist laut Teamchef Guenther Steiner vom Anforderungsprofil ähnlich zu Bahrain und Österreich. Schon dort sahen die US-Rennwagen gut aus.
Vettel gegen Stroll
Sebastian Vettel verbesserte seine Ausgangslage. Der Heppenheimer sicherte Aston Martin den neunten Platz. Dabei überstand er einen Schreckmoment. Teamkollege Lance Stroll hatte ihn kurz vor Halbzeit bei hoher Geschwindigkeit in die Wiese abgedrängt. Vettel bändigte seinen ausbrechenden Aston Martin. Die Sportkommissare straften Stroll mit zehn Sekunden ab. Den letzten Platz in den Top 10 eroberte Pierre Gasly.
Zoff gibt es bei Alpine. Esteban Ocon und Fernando Alonso legten sich in der Startrunde miteinander an. Der Spanier bezahlte es mit dem Frontflügel, der Franzose mit einem wundgeschlagenen Auto. Wegfliegende Teile zwangen Alonso in die Box. Die Alpine landeten zum Schluss auf hinteren Plätzen. Das freut besonders McLaren, das nun gute Chancen hat, in der Team-WM näher zu kommen. Die Sportkommissare bestraften Alonso nachträglich mit fünf Sekunden. Sie sahen in ihm den Hauptschuldigen für den Auffahrunfall.