Dieser erste Trainingstag von Bahrain verspricht einen spannenden Saisonstart. Red Bulls Überlegenheit von den Testfahrten war zumindest am Freitag über eine schnelle Runde verschwunden. Für den neutralen Fan gibt es noch bessere Nachrichten: Das Feld rückte in der zweiten Übungseinheit auf der 5,412 Kilometer langen Rennstrecke zusammen. Die Top Ten trennte gerade einmal 0,679 Sekunden.
Obendrein war die Vielfalt in der oberen Tabellenhälfte groß. Acht verschiedene Autos belegten die ersten zehn Plätze. Nur Aston Martin und Red Bull brachte beide Fahrer auf einstellige Positionen. Ferrari, Haas, Alpine, Mercedes, McLaren und Alfa Romeo hatten wenigstens einen Rennwagen im Nordpol der schnellsten Liga der Welt.

Verstappen nur Zweiter
Die Sensation gelang Fernando Alonso im Aston Martin. Der Ex-Weltmeister eroberte den Spitzenplatz. Die Testfahrten hatten es bereits angedeutet. Der Rennstall aus Silverstone hat mit seinem neuen Auto einen riesigen Schritt gemacht. "Wir hatten aggressive Entwicklungsziele, die wir größtenteils erreicht haben", frohlockt Technikchef Dan Fallows. Nach Platz zwei im ersten Training kletterte Alonso um eine Position. Auf den weichen Reifen (C3) umrundete der Spanier den Kurs in 1:30.907 Minuten.
Das zweite Training war deutlich repräsentativer als das erste, weil es wie die Qualifikation und das Rennen am Abend stattfand. Die Asphalttemperaturen purzelten ohne Sonneneinstrahlung um 15 bis 20 Grad. Alonso vollstreckte eiskalt. Red Bull hatte das Nachsehen. Max Verstappen verlor auf seiner schnellsten Runde 0,169 Sekunden. Teamkollege Sergio Perez als Dritter war noch einmal zwei Tausendstel weiter entfernt.
Die überragende Form der Testfahrten ist dem Weltmeisterteam zumindest am Freitag abhandengekommen. Nach einem missglückten Setup-Versuch in der ersten Übungseinheit rüstete Red Bull am Verstappen-Auto zurück. Doch der Titelverteidiger erkannte seinen RB19 trotzdem nicht wieder. "Das Auto springt mehr als bei den Testfahrten", meldete der 35-malige GP-Sieger am Funk.

Hülkenberg dreht auf
Aston Martin fordert Red Bull. Wie gut der grüne Rennwagen ist, unterstrich der angeschlagene Lance Stroll mit einem sechsten Platz. Ihm fehlt Fahrpraxis, und trotzdem hinkte er seinem Teamkollegen nur um eine halbe Sekunde hinterher. Die lädierten Handgelenke schränken Stroll ein. Er kann beispielsweise die ersten Kurven der Rennstrecke nicht optimal anfahren. Der Kanadier muss sich an diesem Wochenende durchbeißen. Einer dürfte sich ärgern: Sebastian Vettel ist offensichtlich zu früh zurückgetreten, angesichts der Gala-Vorstellung seines Ex-Teams.
Ferrari und Mercedes suchen nach ihrer Form. Charles Leclerc verbesserte sich im Vergleich zum ersten Training zwar um eine Position, doch zu Aston Martin fehlen über viereinhalb Zehntelsekunden. Teamkollege Carlos Sainz erwischte einen gebrauchten Tag. Seine persönlich schnellste Zeit reichte nur für den 14. Rang. In einem Feld, das innerhalb von etwa 1,8 Sekunden liegt, kann man sich keine Schwäche mehr erlauben.
Der Kunden-Ferrari vom Haas-Team geigte dagegen groß auf. Oder besser gesagt Nico Hülkenberg. Der lange Rheinländer feiert an diesem Wochenende sein Comeback als Stammfahrer in der Formel 1. Im ersten Training überzeugte Hülkenberg nicht, dafür aber umso mehr am Abend. Das Ergebnis war ein starker fünfter Platz. Kevin Magnussen im zweiten Haas hatte sowohl auf einer schnellen Runde wie auch im Longrun deutlich das Nachsehen.
Williams und Alpha Tauri hinten
Endlich zeigte auch Alpine mehr von sich. Neuzugang Pierre Gasly lenkte seinen A523 an die siebte Stelle. Dem viertplatzierten Vorjahressieger Leclerc unterlag er nur um eine Zehntelsekunde. Der zweite Alpine-Pilot, Esteban Ocon, landete außerhalb der besten zehn. Einen Platz dort sicherten sich noch Lewis Hamilton (8.), Lando Norris (9.) und Guanyu Zhou (10.).
Mercedes ist weiterhin auf der Suche nach der passenden Balance für den W14. George Russell schnitt als 13. schwach ab. Für McLaren sieht es dagegen etwas besser aus, als nach den Testfahrten angenommen. Die beiden langsamsten Autos kristallisieren sich auch schon heraus. In Bahrain fuhren Alpha Tauri und Williams am Trainingsfreitag mit einem kleinen Respektsabstand dem Feld hinterher.