Es war ein komischer Trainingstag. Das erste freie Training zum Rennen in Melbourne wurde von zwei Rotphasen beeinträchtigt. Dadurch fiel die effektive Fahrzeit von 60 auf 45 Minuten. In der zweiten Übungseinheit jagten die Piloten nur im ersten Drittel nach schnellen Rundenzeiten, jedoch ohne dafür die weichste Reifenmischung aufzuschnallen. Nach 20 Minuten begann es, im Albert Park zu tröpfeln. Nach Halbzeit wurde der Regen stärker. Die Fahrer mussten daraufhin die Intermediate-Reifen aufziehen.
Das Programm auf den Trockenreifen schrumpfte entsprechend zusammen. Das Positive daran: Die Datenspeicher der Teams sind weit weniger gefüllt als sonst. Das könnte zu einigen Spannungselementen für das restliche Wochenende führen. Gerade mit Hinblick auf das Rennen und das Verhalten der Reifen im Longrun. Die Teams konnten nur im ersten Training kleinere Dauerläufe absolvieren. Am Samstag und Sonntag soll es übrigens trocken bleiben.
Alonso auf Mediums schnell
Red Bull entschied das erste Training für sich. Aston Martin war im zweiten besser aufgestellt. Fernando Alonso schnappte sich zum dritten Mal in dieser noch jungen Saison eine Trainingsbestzeit. Der spanische Routinier kurvte auf dem Mediumreifen in 1:18.887 Minuten um die 5,278 Kilometer lange Rennstrecke. Die Tagesbestzeit verpasste Alonso damit um rund eine Zehntelsekunde. Die geht an Weltmeister Max Verstappen.
Das Ergebnis ist angesichts der Umstände mit Vorsicht zu genießen. Dennoch macht Aston Martin auch im Albert Park eine gute Figur. Das Team aus Silverstone strebt wieder danach, die zweite Kraft im Feld zu sein. Und zur Stelle zu sein, sollte bei Red Bull technisch etwas schiefgehen oder sich die Fahrer in die Quere kommen. Die Ingenieure aus Milton Keynes sorgen sich jedenfalls um die Zuverlässigkeit des RB19.
Das Auto mit den Bullenlogos ist der Maßstab. "Unser Auto ist schnell, wir müssen aber noch stabiler werden. Vor allem das Auto von Max ist noch zu nervös. Die konservativere Abstimmung bei Perez scheint hier besser zu funktionieren", referierte Sportchef Helmut Marko nach dem zweiten Training. Beide Red-Bull-Piloten waren nach Aussage von Teamchef Christian Horner in der ersten Übungseinheit nicht ganz glücklich gewesen mit der Balance und dem Verhalten des Autos in der Bremsphase.

Leclerc Zweiter
Für Verstappen, der noch nie in seiner Laufbahn in Melbourne triumphierte, reichte es am Freitagnachmittag zum dritten Platz. Der Rückstand auf Alonso belief sich auf über sechs Zehntelsekunden. Bei den Reifen herrschte Gleichstand. Wie der Aston-Martin-Pilot spulte auch Verstappen seine schnellste Runde auf der Medium-Mischung ab. Teamkollege Perez landete an der siebten Stelle.
Ferrari probierte im ersten Training viel aus, um den SF-23 zu verbessern. Im zweiten Training kletterten die roten Autos im Klassement. Charles Leclerc schob sich auf die zweite Position. Auch für den Vorjahressieger war Alonso außer Reichweite. Auf den Mediums büßte Leclerc 0,445 Sekunden ein.
Carlos Sainz im zweiten Ferrari eroberte den fünften Platz. Teamchef Frederic Vasseur plagt sich mit Knie- und Rückenschmerzen. Trotzdem nahm er die längste Reise des Jahres auf sich. In einer schwierigen Situation braucht Ferrari seinen Rennleiter. Die Fahrer wollen es ihm mit einem guten Resultat danken.
Für Mercedes brachte die zweite Session die Positionen vier und 13. George Russell war besser dran. Ihm glückte auf den harten Reifen eine gute Runde. Auf die Bestzeit verlor Russell fast acht Zehntelsekunden. Garagennachbar Lewis Hamilton war am Vormittag noch der zweitschnellste Fahrer im Feld gewesen. Am Nachmittag purzelte er aus den Top 10.
Sargeant im Pech
Dort reihten sich noch Esteban Ocon im Alpine (6.), Lando Norris im McLaren (8.) sowie Nico Hülkenberg im Haas (9.) und Pierre Gasly im Alpine (10.) ein. Für Alfa Romeo war es ein durchwachsener Trainingstag. In keiner der Übungseinheiten rangierte man in der oberen Tabellenhälfte. Das trifft auch auf Williams und Alpha Tauri zu.
Alfa-Sauber braucht mehr Zeit, um die umfangreichen Updates an der Frontpartie zu evaluieren. Logan Sargeant hatte Pech. Nach einem Problem mit der Elektrik im ersten Training drehte der Williams-Pilot im zweiten keinen einzigen Umlauf.