GP Aserbaidschan 2022 (2. Training): Leclerc-Konter

GP Aserbaidschan 2022 - Ergebnis Training 2
Leclerc kontert Red Bull

GP Aserbaidschan 2022

Die zweite Übungseinheit zum GP Aserbaidschan verlief ohne große Dramen ab. Wenn man von diversen kleinen Ausrutschern, Verbremsern, Drehern und Mauerküssen einmal absieht. Unterhaltungswert war durchaus geboten – wie üblich auf der Highspeedstrecke, die mit 20 Kurven und diversen Geraden durch Baku führt. Größeren Schaden richtete eigentlich nur Alexander Albon an.

Für den Williams-Fahrer war das Training nach einem Fahrfehler vorzeitig beendet. Albon lenkte seinen Rennwagen in Kurve 17 zu früh ein und traf mit dem rechten Vorderrad die Mauer. Das machte die Aufhängung nicht mit. Der Thailänder suchte direkt seine Mannschaft auf, die aber auf die Schnelle auch nichts mehr reparieren konnte. Schlechter schnitten am frühen Abend nur Mick Schumacher und Nicholas Latifi ab.

Der deutsche Pilot sucht in seinem Haas noch nach Speed, was angesichts des fast komplett verpassten ersten Trainings keine Überraschung ist. Es fehlt wohl das letzte Vertrauen ins Auto. Ohne kann man auf dem anspruchsvollen Stadtkurs nicht schnell sein. Im ersten Training hatte Schumacher eine lose Schlauchschelle ausgebremst, und für einen Wasserschaden gesorgt.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 10. Juni 2022
Red Bull

Perez wieder vor Verstappen

Red Bull hatte den Auftakt für sich entschieden. Ferrari konterte in den zweiten 60 Minuten. Die beiden WM-Rivalen bewegen sich in Baku auf ihrem eigenen Planeten. Ferrari baute für den Abend um. Die Mechaniker rüsteten die beiden roten Autos auf weniger Abtrieb um. Mit kleinerem Heckflügel legte der F1-75 deutlich an Spitzengeschwindigkeit zu, ohne in den Kurven überproportional zu büßen. So umrundete Charles Leclerc den 6,003 Kilometer langen Kurs auf den weichen Reifen in 1:43.224 Minuten.

Auch auf den Medium-Reifen, die zu Beginn gefahren wurden, war der Monegasse der schnellste Mann auf der Strecke. Zum Schluss meldete Leclerc während der Longruns kleinere Probleme. Er vermutete zunächst einen Leistungsverlust, den die Ingenieure in den Daten jedoch nicht ausmachen konnten.

Dem RB18 ging die Überlegenheit auf den Geraden flöten. Sergio Perez rutschte gegenüber der ersten Session um eine Position nach hinten. Der Mexikaner verbuchte als Zweiter aber immerhin den nächsten Trainingserfolg über Teamkollege Max Verstappen. Perez verlor auf eine schnelle Runde 0,248 Sekunden. Verstappen lag eine weitere Zehntelsekunde zurück.

Alonso trumpft auf

Allerdings hätte der Weltmeister und viermalige Saisonsieger wohl schneller fahren können. Seinen ersten Versuch auf der C5-Mischung ruinierte ihm ausgerechnet der Teamkollege, der vor ihm in Kurve 15 im Notausgang strandete. Die Streckenposten schwenkten gelbe Flaggen, Verstappen verlangsamte. Auch ansonsten verlief das zweite Training für ihn nicht reibungslos. Anfangs stand der WM-Führende für 12 Minuten in der Garage, weil die Red-Bull-Mechaniker augenscheinlich den Heckflügel-Flap richteten.

Rivale Leclerc hätte wohl ebenfalls Rundenzeit abknabbern können. Zumindest war er mit seinem schnellsten Umlauf nicht vollends zufrieden. Der zweite Ferrari stellte sich hinter Fernando Alonso im Alpine an. Carlos Sainz hinkte als Fünftplatzierter über eine Sekunde hinterher. Jedoch konnte sich der Spanier auf den weichen Reifen gar nicht verbessern. Es blieb die Zeit auf der Medium-Mischung stehen. In den ersten beiden Abschnitten war der WM-Fünfte in seinem Ferrari auf gutem Niveau unterwegs gewesen. Im letzten Abschnitt passte es allerdings nicht. Der Grund: Sainz lief in gelbe Flaggen und musste Tempo herausnehmen.

Alpine gehörte zu den Gewinnern des Freitags. In beiden Trainings brachte der französische Werksrennstall beide Autos in die obere Tabellenhälfte. Alonso war dabei jeweils schneller als Teamkollege Esteban Ocon. Das hellblaue Auto fliegt vor allem im letzten Streckenabschnitt. Dort war keiner schneller als Alonso. Der Mini-Heckflügel zeigt Wirkung. Die Frage lautet, ob Alpine die Motoren schon stärker aufgedreht hat. Das wäre an einem Trainingsfreitag nicht unüblich für das Team aus Enstone.

Fernando Alonso - Alpine - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 10. Juni 2022
xpb

Ferrari-Kunden hinten

Alpha Tauri machte es wie Alpine. Beide Fahrer rasten jeweils in die Top 10. Diesmal war Pierre Gasly schneller als Yuki Tsunoda. Für den Rennstall aus Faenza wird es darum gehen, die Form über das restliche Wochenende zu retten. Und dieses Mal keine operativen Fehler wie in Monaco zu machen. Kurse mit langsamen Ecken scheinen dem AT03 zu schmecken.

Offensichtlich schraubten die Teams die Fahrzeughöhe nach oben. Im zweiten Training setzten die Autos nicht mehr so stark auf wie im ersten. Mercedes fiel nicht groß auf. George Russell hatte im teaminternen Duell die Oberhand. Der 24-jährige Engländer ließ als Siebter seinen 13 Jahre älteren Landsmann Lewis Hamilton um fünf Positionen hinter sich. Der Abstand zwischen den Silberpfeilen betrug rund drei Zehntel. Die Spitze ist so weit weg, dass es Hamilton kaum fassen konnte.

McLaren ist an Freitagen meist konservativ unterwegs. Lando Norris arbeitete sich am Abend in die obere Tabellenhälfte. Teamkollege Daniel Ricciardo ist mal wieder langsamer. Aston Martin und Sebastian Vettel knabberten an den Top 10. Der Einzug ins Q3 scheint möglich zu sein, wenn alles passt. Die Ferrari-Kunden taten sich schwerer: sowohl Haas als auch Alfa Romeo verharrten in beiden Trainings auf der Südseite der Tabelle.