Hamilton glänzt ein letztes Mal für Mercedes

Hamiltons würdiger Abschied
Platz vier mit Meisterleistung

GP Abu Dhabi 2024

Nach 77 Minuten und neun Sekunden ging das letzte Rennen von Lewis Hamilton in einem Mercedes zu Ende. Der Rekordsieger wurde als Vierter abgewinkt. 4,5 Sekunden fehlten ihm zu Podest, 36,4 Sekunden zum Sieg. Und das alles von Startplatz 16. Teamchef Toto Wolff feierte den Mann, der in zwölf Jahren und 246 Starts für Mercedes sechs Titel und 84 Siege eingefahren hatte, mit den Worten: "Lewis, du bist gefahren wie ein Champion."

Der Kehraus von Lewis Hamilton für sein Team erinnerte an die Aufholjagd von Las Vegas. Auch dort verwandelte er ein enttäuschendes Quali-Ergebnis in ein unerwartet gutes Resultat. Der Zehnte am Start wurde noch Zweiter. In Abu Dhabi übertraf der 39-jährige Engländer einmal mehr alle Prognosen der Strategieprogramme. "Wir hatten Lewis bestenfalls auf dem sechsten Platz erwartet", erklärte Wolff. Hamilton widerlegte seine Kritiker: Da steckt noch ein Kämpferherz in dem alten Mann.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
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Plastikpoller zerstört Hamilton-Gala

Es sollte eine emotionale Abschiedsfeier werden, doch sie begann so, wie sie nicht beginnen sollte. Endlich waren Hamilton und sein Mercedes mal eine Einheit, und dann ging schon im Q1 alles schief. Mercedes schickte seine Fahrer zu spät auf die Strecke und störte damit die perfekte Reifenvorbereitung. Und dann hatte Hamilton noch das Pech, dass ihm Kevin Magnussen unabsichtlich einen Plastikpoller vor die Nase seines Silberpfeils kickte. Er blieb im Q1 hängen und machte sich die letzte Aufgabe in seinem Arbeitsverhältnis maximal schwer.

Dieser Plastikpoller ging dem Team um Hamilton noch im Schlaf nach. "Ohne den hätte Lewis um den Sieg kämpfen können", ist Wolff überzeugt. Der Österreicher nimmt dabei vor allem auf den zweiten Stint Bezug, in dem Hamilton sieben Sekunden auf Sieger Lando Norris gutmachte, obwohl er nach dem Reifenwechsel Zeit mit Zweikämpfen verlor. Andersherum büßte der fünffache Abu-Dhabi-Sieger zwischen den Runden 16 und 26, als er endlich mal frei Fahrt hatte, nur drei Sekunden auf Norris ein. Reifenbereinigt war Hamilton laut Wolff nur zwei Zehntel langsamer als Norris.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
Motorsport Images

Das verdiente Happy End

Hamilton wurde für die scheinbar aussichtslose Aufgabe gegen den Trend mit harten Reifen in das Rennen geschickt. Eine starke Startrunde brachte ihm gleich vier Positionen. Doch dann wurde es zäh. Dem Mercedes fehlte Topspeed. Selbst mithilfe von DRS musste sich Hamilton strecken, um den Toro Rosso von Liam Lawson zu überholen.

Die alternative Strategie erlaubte dem Ex-Champion länger auf dem ersten Satz Reifen zu fahren als alle anderen. Nachdem Hamilton in Runde 34 die harten Sohlen gegen Medium-Gummis eingetauscht hatte, begann sein Marsch nach vorne. Vom siebten Platz machte er Jagd auf Nico Hülkenberg, Pierre Gasly und George Russell, der zu dem Zeitpunkt noch 18 Sekunden vor seinem Stallrivalen lag. Erst in der letzten Runde zog Hamilton am Mercedes mit der Startnummer 63 vorbei. Russell machte es der Legende nicht besonders schwer.

Für Hamilton war es der erwartet schwere Abschied von seiner Mannschaft. Jeder verabschiedete sich von ihm per Handschlag auf dem Startplatz. Und alle waren froh, dass es am Ende doch noch ein Happy End gab. Auch der Mann im Cockpit. "Von Platz 16 auf Rang vier nach vorne zu fahren, war unglaublich. Es war ein gutes Resultat, unsere gemeinsame Zeit zu beenden."

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
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Den Moment anhalten

Dann war Zeit für ein bisschen Reflektion. Hamilton plauderte aus: "Nach der Zielflagge wollte ich einfach nur alles in mich aufsaugen und die Gefühle genießen. Ich wollte den Moment anhalten und mich an alles erinnern, was wir zusammen erlebt haben, alle Höhen und Tiefen, und die Erfolge, die wir gemeinsam feiern durften. Ich werde dieses Team vermissen und kann allen nur versichern, dass ich nicht verschwinden werde, auch wenn wir nächstes Jahr gegeneinander fahren."

Toto Wolff verabschiedete seinen teuersten und treuesten Mitarbeiter mit den Worten. "Wir haben zwölf Jahre mit Lewis verbracht. Das war nicht nur das längste Arbeitsverhältnis in der Formel 1, sondern auch eines der dauerhaftesten in der ganzen Sportwelt. Eine so lange Reise hat eine Verbindung, gegenseitiges Vertrauen und gemeinsame Werte geschaffen, wie man sie heute kaum noch erlebt. Diese Zeit werden wir alle für immer in unseren Herzen tragen. Obwohl wir wussten, dass sich daran nichts ändert, egal, was im letzten Rennen passieren würde, wollten wir alle, dass Lewis mit einem Highlight aussteigt. Wir sind froh, dass uns das gelungen ist."