GP Abu Dhabi 2022 (3. Training): Perez an Spitze

GP Abu Dhabi 2022 - Ergebnis Training 3
Perez ärgert Verstappen

GP Abu Dhabi 2022

Abu Dhabi ist tückisch. Die Teams haben zwar drei Trainings, um ihre Autos für Qualifikation und Rennen abzustimmen. Jedoch hat nur eines eine echte Aussagekraft. Die erste und dritte Übungseinheit finden unter der glühenden Sonne bei hohen Temperaturen statt. Die entscheidenden Sessions am Abend bei kühleren Verhältnissen unter Flutlicht. Entsprechend müssen die Ingenieure mit dem Setup antizipieren.

Im dritten Training frischte der Wind im Vergleich zum Vortag etwas auf. Die Lufttemperatur betrug 30 Grad Celsius, der Asphalt war 45 Grad heiß. Am Kräfteverhältnis änderte sich vorerst nichts. Red Bull hatte bereits am Freitag das Tempo bestimmt – sowohl auf eine Runde als auch im Longrun. Weltmeister Max Verstappen zeigte sich zufrieden mit seinem Sportgerät. Im Gegensatz zum Rennwochenende in Interlagos fand Red Bull schnell eine gute Abstimmung für den RB18. Das Auto war im Gleichgewicht, statt zu untersteuern.

Max Verstappen - Red Bull - GP Abu Dhabi 2022
Wilhelm

Verstappen etwas zurück

Die Generalprobe für die Qualifikation entschied allerdings nicht der Champion für sich. Der Teamkollege ärgerte ihn. Sergio Perez umrundete den 5,281 Kilometer langen Yas Marina Circuit auf den weichen Reifen in 1:24.982 Minuten. Das ist bisher die schnellste Rundenzeit an diesem Wochenende. Verstappen blieb eineinhalb Zehntelsekunden hinter dem Teamkollegen zurück.

Seine Zeit verlor er im Mittelsektor. Dort knöpfte ihm Perez zwei Zehntel ab. Es sah danach aus, als sei Verstappen speziell in Kurve fünf zu weit hinausgekommen. Er rodelte über die Randsteine und verlor an Schwung. Der ist wichtig, weil danach eine lange Gerade folgt. Für die Quali besteht noch Optimierungsbedarf. Red Bull ist der große Favorit.

Derzeit scheint es nur einen Herausforderer zu geben. Mercedes war bereits am Vortag der erste Verfolger von Verstappen gewesen. Die Performance auf eine Runde stimmte zuversichtlich. Allerdings haderte das Team aus dem englischen Brackley mit dem Abbau der Reifen über den Longrun. Lewis Hamilton fuhr ein leicht anderes Setup als der Teamkollege. Etwas weniger Abtrieb trieb seinen Mercedes ins Übersteuern. Das galt es dem Silberpfeil ab Samstag auszutreiben.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2022
Wilhelm

Untersuchung gegen Hamilton

Mit Bouncing schien sich Mercedes auch im dritten Training zu beschäftigen. Lewis Hamilton fehlten 0,240 Sekunden zur Bestzeit. Er war der schnellste Fahrer im kurvenreichen Schlussabschnitt. Mercedes hat viel Abtrieb, wohl aber zu viel Luftwiderstand. Das trifft die Silberpfeile in den ersten beiden Sektoren.

George Russell ordnete sich an vierter Stelle ein. Sein Rückstand: 0,413 Sekunden. Im Gegensatz zum Garagennachbarn erlebte Russell eine verhältnismäßig ruhige Session. Hamilton zittert. Die Sportkommissare untersuchen eine Vorfall kurz vor Halbzeit des Trainings. Es steht der Vorwurf im Raum, dass Hamilton sowohl den McLaren von Lando Norris als auch einen Haas unter roter Flagge überholt hat. Der angebliche Verstoß passierte auf dem Weg zur fünften Kurve. Sollte ein Fehlverhalten nachgewiesen werden, droht Hamilton eine Startplatzstrafe.

Ferrari hinkte der Pace am ersten Trainingstag hinterher. Mehr im Longrun als auf eine fliegende Runde. Am Samstag von Abu Dhabi gab es zumindest im dritten Training keine Besserung. Charles Leclerc und Carlos Sainz fuhren auf einem Niveau. Sie trennte 34 Tausendstel auf der Stoppuhr. Im Klassement reihten sich die roten Autos auf den Plätzen sechs und sieben ein.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Abu Dhabi 2022
Wilhelm

Ferrari hinter McLaren

Die Fahrer hadern mit der Abstimmung. Leclerc rapportierte, dass ihm die weichen Reifen bereits nach vier Kurven eingingen. Ferraris Ingenieure müssen gegensteuern – und hoffen, dass die roten Autos bei kühleren Temperaturen am Abend zum Leben erwachen. Ansonsten müssen sie sich vielleicht sogar mit den Mittelfeldautos herumschlagen.

Das war in der dritten Übungseinheit der Fall. Lando Norris ließ beide Ferrari hinter sich. McLaren meldete damit Ambitionen an, das Mittelfeld in Abu Dhabi anzuführen. Die hoch eingeschätzten Alpine purzelten aus den Top 10. Doch es ist Vorsicht geboten: Bereits im ersten Training kämpften Esteban Ocon und Fernando Alonso mit ihren Autos. In der Hitze untersteuerten die A522. Am Abend tauten sie auf.

Noch zwei Tage, dann endet eine große Karriere in der Formel 1. Sebastian Vettel befindet sich auf den letzten Metern seiner Laufbahn, die ihm 53 Rennsiege, 57 Poles und vier Weltmeisterschaften einbrachte. Für den Heppenheimer und Aston Martin ist es eine Achterbahnfahrt der Gefühle in Abu Dhabi.

Dazu Teamchef Mike Krack: "Es ist ehrlich gesagt nicht einfach, konzentriert zu bleiben. Es ist ein schmaler Grat. Wir haben auf der Rennstrecke noch einen Job zu erledigen. Wir wollen Alfa Romeo den sechsten Platz abjagen, obwohl sie seit ihrem letzten Upgrade etwas schneller sind als wir. Einerseits müssen wir konzentriert arbeiten, andererseits wollen wir jedem ermöglichen, diesen Moment mit Sebastian zu teilen."

Gasly verliert Teile

Das dritte Training schloss Vettel als Neunter hinter dem zweiten McLaren von Daniel Ricciardo und vor dem Williams mit Alexander Albon im Cockpit ab. Aston Martin scheint einen Schritt gemacht zu haben. Rivale Alfa-Sauber fiel dagegen zurück.

Für die einzige Unterbrechung des bisherigen Wochenendes sorgte Pierre Gasly. Von seinem Alpha Tauri löste sich auf dem Randstein von Kurve neun der rechte Kotflügel vorn. Auch die Bremshutze wurde beschädigt. Das Wrackteil auf der Ideallinie zwang die Rennleitung, zu handeln. Hamilton könnte es zum Verhängnis werden, sofern er tatsächlich zwei Autos unter roter Flagge überholt haben sollte.