In Austin strahlt die Sonne. Die Wetterfrösche sagen bis zu 30 Grad Celsius an allen drei Tagen voraus. Und trotzdem wird der GP USA im Vergleich zu der Hitzeschlacht von Katar eine Spazierfahrt. Für die Fahrer ist das Rennen, das sie mehr als jedes andere bis ans Limit ihrer Kräfte gebracht hat, noch lange nicht abgehakt. "Ich finde es gut, dass sich die FIA darum kümmert, damit so etwas nicht noch einmal passiert", lobt Oscar Piastri.
Nico Hülkenberg zählt zu den fittesten Piloten im Feld. Der Haas-Pilot hatte zwar keine Blackouts während des Rennens oder danach, aber er musste zugeben: "Das war das härteste Rennen meines Lebens. Ich hatte noch nie so ein Hitzegefühl." Und Hülkenberg hat bei 198 GP-Starts schon einiges erlebt.
Zum Beispiel die Hitzerennen in Malaysia, bei denen es heißer und noch schwüler war, weil sie in der Nachmittagshitze stattfanden. Und trotzdem war es kein Vergleich zu Katar. "Die Autos heute sind viel schneller als damals. Das war ein Kindergeburtstag im Vergleich zu dem, was wir heute fahren." George Russell regt sich deshalb über Kritik von Ex-Fahrern auf, die der aktuellen Generation Verweichlichung vorwerfen: "Die waren auch 20 Sekunden pro Runde langsamer unterwegs als wir."

Nico Hülkenberg gehört zu den fittesten Fahrern im Feld.
Wie im Skianzug bei 33 Grad
Fernando Alonso will keinem die Schuld geben, dass es zu einem Rennen wie in Katar gekommen ist: "Das war einfach nicht vorhersehbar. Am Samstag im Sprint ging es noch. Dann aber sind die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit deutlich gestiegen. Wir haben erst während des Rennens gemerkt, welche Auswirkungen das hat."
Alonso gibt nicht nur den äußeren Bedingungen, dem hohen Renntempo und den vielen schnellen Kurven die Schuld. "Seit dem Feuerunfall von Grosjean sind die Overalls um einige Lagen dicker als früher. Die Körpertemperatur kann nicht mehr so gut nach außen abgegeben werden, sondern bleibt im Overall stecken." Hülkenberg beschreibt das Gefühl im Auto: "Wie in einem Skianzug bei 33 Grad. Das ist so, als würde dir ein heiß gelaufener Föhn ständig ins Gesicht blasen."
Ein weiteres Problem ist der Minimalismus bei den Autos. Um der Aerodynamik so viel Platz wie möglich zu geben, werden viele Steuergeräte, Hydraulikleitungen und Elektrokabel rund um das Cockpit oder teilweise sogar um die Sitzschale herum drapiert. "Das heizt den Platz auf, in dem du arbeiten musst", erzählt Alonso. Hülkenberg schränkt ein: "Also mir kommt es im Cockpit jetzt nicht heißer vor als früher."

Routinier Fernando Alonso zieht einen Vergleich zur Sportwagen-WM (WEC).
Temperatursensor wie in Le Mans im Cockpit
Aston Martin hat für den GP USA Vorsorge getroffen. "Wir haben alle Teile, die das Cockpit aufheizen könnten, speziell isoliert. Außerdem schauen wir darauf, dass wir mit so wenig wie möglich Temperatur im Auto starten. Dann erreichen dich die Spitzen nicht nach 40, sondern erst nach 50 Runden", verrät Alonso. Es soll sich nicht wiederholen, dass der Sitz selbst zu heiß wird. Das ist ein spezielles Aston-Martin-Problem.
Der zweifache Weltmeister hat aber auch einen Technikvorschlag für die FIA. "In den WEC-Autos für Le Mans gibt es einen Temperatursensor im Cockpit. Der schlägt an, wenn es im Auto um zwei Grad heißer ist als draußen. Dann darfst du nicht mehr fahren. So etwas könnte man auch in der Formel 1 machen."
Auch beim Procedere vor dem Rennen könnte man etwas ändern, meint Alonso. "Die Aufstellung für die Nationalhymne liegt viel zu dicht am Start. Wenn du dann ins Auto steigst, bist du schon heiß gelaufen. Läge etwas mehr Zeit dazwischen, könnten wir uns noch herunterkühlen, bevor es losgeht."