Es ist das alte Problem: Die Kosten in der Formel 1 sollen überschaubar bleiben. Teure Testfahrten mit den aktuellen Rennwagen sind verboten. Aber irgendwie muss man junge Fahrer ja auf den anspruchsvollen Job in der Königsklasse vorbereiten. Fernando Alonso schimpfte vor ein paar Jahren, dass die Formel 1 der einzige Sport sei, den man nicht trainieren könne.
Um dem Nachwuchs wenigstens kurz die Chance zu geben, ein paar Runden in den aktuellen Autos zu drehen, hatten sich die Teams vor der Saison 2022 geeinigt, dass alle Stammfahrer ein Mal pro Jahr im ersten Freien Training eines Grand-Prix-Wochenendes aussetzen müssen. Die Teams dürfen den Termin für den Junior-Einsatz frei wählen.
Aus Angst vor teuren Unfällen wurden die Youngster aber meist angewiesen, das Tempo deutlich zu drosseln und nicht zu viel Risiko zu gehen. Einige Teams haben die Junioren-Einsätze auch dazu missbraucht, um Aerodynamik-Runs durchzuführen oder Grundlagenarbeit für die Setup-Wahl zu betreiben. Ans Limit gingen die Neulinge nur selten.

Jack Doohan hat sein Formel-1-Debüt schon gefeiert. Er gilt beim Saisonstart in Australien aber immer noch als Junior.
Drei Fahrer müssen nicht pausieren
Um wenigstens die Kilometerleistung für den Nachwuchs zu erhöhen, wurde für 2025 beschlossen, dass nun jeder Stammfahrer zwei Mal auf die Ersatzbank muss. Die Einsatzmöglichkeiten für die jungen Talente haben sich damit also verdoppelt. Die Maßnahme soll gleichzeitig auch noch für mehr Spannung sorgen, weil die Stars der Szene bei zwei GP-Wochenenden nur noch ein Freitagstraining zur Vorbereitung bekommen.
Die neue Regel betrifft aber nicht alle Stammfahrer gleichermaßen. Im Kleingedruckten von Paragraf 32.4c des sportlichen Reglements steht, dass für die Junior-Einsätze nur Fahrer infrage kommen, die höchstens zwei Grand-Prix-Starts absolviert haben. Das bedeutet, dass die neuen Rookie-Piloten, die beim GP Australien ihr Formel-1-Debüt feiern, bei den ersten beiden Rennen technisch noch als Junioren gelten.
Nach den Rennwochenenden in Melbourne und Shanghai ist hier somit die Regelvorgabe von zwei Pflichteinsätzen für Neulinge erfüllt. Das betrifft mit Gabriel Bortoleto, Isack Hadjar und Andrea Kimi Antonelli gleich drei Fahrer in diesem Jahr. Sie müssen also im weiteren Verlauf der Saison nicht mehr aussetzen und dürfen an allen 24 FP1-Sessions teilnehmen.

Nach elf Grand-Prix-Einsätzen gilt Red-Bull-Neuzugang Liam Lawson nicht mehr als Junior. Auch Ollie Bearman liegt schon über dem Limit.
Jack Doohan setzt ein Mal aus
Ein Sonderfall betrifft Jack Doohan. Der Australier hatte sein Formel-1-Debüt bei Alpine schon beim Saisonfinale 2024 in Abu Dhabi gefeiert. Bei seinem Heimspiel in Melbourne gilt er also noch als Junior-Fahrer. Beim zweiten Rennen in Shanghai geht der 22-Jährige dann aber schon zum dritten Mal an den Start und fällt nicht mehr in diese Kategorie. Also muss er im weiteren Verlauf ein Mal aussetzen.
Auch Liam Lawson und Ollie Bearman, die 2025 in ihre erste volle Formel-1-Saison gehen und von vielen Fans noch als Rookies angesehen werden, haben Pech. Lawson hat bei Toro Rosso insgesamt schon elf Grand-Prix-Einsätze abgespult, Bearman war letztes Jahr als Ersatzmann ein Mal für Ferrari und zwei Mal für Haas im Einsatz. Damit liegen beide über dem Limit und müssen wie alle anderen Stammpiloten zwei Mal ihr Cockpit im ersten Training räumen.