Formel-1-Autos werden im Fachjargon unter dem Oberbegriff "Monoposto-Rennwagen" geführt. Die Bezeichnung stammt aus dem Italienischen und bedeutet übersetzt einfach nur "Einsitzer". Der Begriff hat es sogar in den Duden geschafft, wo die Fahrzeuggattung offiziell als "einsitzige Rennwagen mit unverkleideten Rädern" definiert wird.
Das Cockpit der "Single Seater", wie die Engländer sie nennen, ist mittig angeordnet. Die Beine des Piloten liegen fast waagerecht im Vorderbau. Seitlich angeordnet sind Kühleinlässe, den Motor hat der Fahrer im Rücken. Auf Komfort oder eine gute Rundumsicht wird kein Wert gelegt. Alles ist auf maximale Performance getrimmt.
Das Problem: Bei überdachten Rennwagen, wie zum Beispiel Tourenwagen oder Rallye-Autos, können sich die Fans noch einigermaßen in die Gefühlslage des Fahrers reinversetzen. Doch Formel-1-Piloten leben auf einem ganz eigenen Planeten, was allein schon an der ungewöhnlichen Sitz- bzw. Liegeposition liegt. Dazu kommen ein geringes Gewicht, leistungsstarke Motoren und riesige Flügel, die beim Gasgeben, beim Bremsen und beim Kurvenfahren die G-Kräfte in die Höhe schnellen lassen.

Formel 1 von außen langweilig
Im Fernsehen wirkt es bisweilen fast schon etwas langweilig, wenn moderne GP-Renner mit mehr als 1.000 PS wie auf Schienen um die Kurven gleiten. Von außen lässt sich kaum erahnen, welche Leistung die durchtrainierten Gladiatoren in ihren Cockpits abliefern müssen. Erst nach der Zieldurchfahrt, wenn die Visiere hochgeklappt werden, kann man die Strapazen in den Gesichtern der Protagonisten ablesen.
Um Fans und Gästen das Erlebnis Formel 1 auch körperlich näher zu bringen, kamen Ende der 90er Jahre einige pfiffige Konstrukteure auf die Idee, Monoposto-Rennwagen mit zusätzlichen Cockpits zu erweitern. Den Anfang machte McLaren im Jahr 1998 mit dem MP4/98T, in dem zwei Personen in Tandem-Formation Platz fanden. Wegen seiner hohen Cockpit-Seitenwände diente damals das Chassis des McLaren MP4-11 aus der Saison 1996 als Basis.
Um einen zusätzlichen Passagier in erhöhter Position hinter dem Fahrer unterzubringen, waren allerdings einige Umbauten nötig, vor allem an den Seitenkästen. Zudem wurde der Lufteinlass in der Airbox durch einen verstärkten Überrollbügel ersetzt. Im Heck brüllte übrigens ein Mercedes V10-Motor mit rund 750 PS, was die Fahrt auch akustisch zu einem Erlebnis machte.

Vom Formel-1-Doppelsitzer zum Dreisitzer
Wegen des großen Erfolgs des McLaren-Umbaus, in den vor allem Sponsorgäste und VIPs für Marketing-Aktionen einsteigen durften, tauchten in den Jahren danach immer mehr Formel-1-Doppelsitzer auf. Einen Namen im "Renntaxi-Business" machte sich vor allem Minardi-Teambesitzer Paul Stoddard, der bis zu acht seiner "F1x2"-Renner gleichzeitig mit Gästen auf die Strecke schickte. Noch heute setzt Liberty Media den Minardi-Umbau im Rahmen von Grands-Prix-Events für Touristenfahrten ein.
Auch der Arrows-Rennstall baute Ende der 90er einen Rennwagen zum Zweisitzer um. Anfang 2001 wuchs bei Teamchef Tom Walkinshaw dann allerdings die Idee, sogar gleich zwei zusätzliche Personen in einem Formel-1-Renner unterzubringen. Das führte zur Entwicklung des sogenannten AX3, der auf dem Arrows A21 aus der Saison 2000 basierte.
Der Vorteil des Dreisitzer-Umbaus bestand vor allem darin, dass die zusätzlichen Cockpits seitlich versetzt vom Piloten angeordnet waren, wodurch die Beifahrer freie Sicht nach vorne bekamen. Und natürlich verdoppelte sich die Zahl der Gäste bei jeder Fahrt. Um möglichst vielen Fans das Formel-1-Erlebnis zu ermöglichen, ließ Arrows gleich drei AX3 aufbauen.

Taxi-Geschäft kommt wieder in Mode
Nach anfänglichen Erfolgen verschwanden die Mehrsitzer allerdings schnell in der Versenkung. Erst in den letzten Jahren wurden die irren Formel-Taxis wieder aus der Mottenkiste befreit und einsatzbereit gemacht. So bietet zum Beispiel die "Squadra Corse Angelo Caffi" bei Rennsport-Events in Italien regelmäßig Taxifahrten in alten Jordan-Dreisitzern an. Pilotiert werden die V10-Monster von Alex Caffi und Nicola Larini.
Und bei Ferrari kutschiert auch schon mal Jungstar Charles Leclerc höchstpersönlich wichtige Gäste der Scuderia um die Hausstrecke in Fiorano. Zum Einsatz kommt dabei ein umgebauter F2002, mit dem Michael Schumacher 2002 souverän zu seinem fünften WM-Titel raste. In der Galerie zeigen wir Ihnen viele Beispiele von verrückten Mehrsitzer-Umbauten aus den letzten Formel-1-Jahrzehnten.