Fernando Alonso wusste erst dreieinhalb Stunden nach der Zieldurchfahrt, dass er sein 100. Podium in der Königsklasse behalten darf. Seinen Pokal hatte der Spanier da schon längst beim Mercedes-Pavillon abgegeben. George Russell ließ sich ausgiebig mit der Trophäe im Fahrerlager fotografieren und durfte auch an der Pressekonferenz teilnehmen.
Mit der Erfahrung von 358 F1-Rennen nahm Alonso die Sache zunächst relativ locker. Er habe schließlich die schönsten Momente mitnehmen dürfen. Er stand auf dem Podium, durfte bei der Champagner-Dusche dabei sein und ein paar schöne Erinnerungsfotos wurden auch noch geschossen. Um die drei verlorenen WM-Punkte sei es am Ende nicht schade.
Alonso wieder Opfer der FIA
Doch dann kam es bekanntlich ganz anders. Nachdem Aston Martin juristisch gegen die Strafe vorgegangen war, wurde die alte Reihenfolge wieder hergestellt. Russell war zu diesem Zeitpunkt schon längst mit dem Pokal im Gepäck abgereist. Erst am Dienstag wurde die Trophäe von Mercedes wieder an seinen rechtmäßigen Besitzer übergeben. Er steht nun in der Sammlung von Aston Martin in Silverstone.
Für Alonso war dieses Hin und Her nichts Neues. Schon letztes Jahr in Austin wurden dem Spanier nachträglich 30 Strafsekunden aufgebrummt. Haas hatte damals Protest eingelegt, weil der Alpine von Alonso mit einem defekten Frontflügel auf der Strecke unterwegs war. Das Urteil kostete den Piloten und das Team damals sogar sechs WM-Punkte. Von Platz sieben ging es bis auf Position 15 zurück.
Doch auch hier vollzog die FIA eine Rolle rückwärts – wenn auch nicht ganz so schnell wie im aktuellen Fall in Jeddah. Es dauerte eine Woche bis zum folgenden Rennen in Mexiko, bis der Einspruch von Alpine verhandelt wurde. Im Gegensatz zur ersten Untersuchung wurde dem Haas-Protest nun plötzlich doch nicht mehr stattgegeben. Jetzt galt plötzlich wieder das alte Ergebnis. Alonso bekam die verlorenen Punkte zurück.
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Mexiko-Chaos um Verstappen und Vettel
Dass Fahrer nachträglich noch Podiumsplätze verlieren, kommt übrigens gar nicht so selten vor, wie man vielleicht denkt. Max Verstappen wurde in seiner Karriere gleich zwei Mal der Pokal geklaut. In Mexiko saß der Niederländer 2016 schon im Cool-Down-Room, um sich auf die Podiumszeremonie vorzubereiten. Doch weil er sich im Zweikampf gegen Sebastian Vettel in der letzten Runde unfair verteidigt hatte, kassierte er nachträglich noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, die ihn auf Rang fünf warf.
Auf dem Podest wurde Verstappen dann durch Vettel ersetzt. Doch auch der Heppenheimer durfte den Pokal am Ende nicht behalten. Er war eine Runde vor dem Verstappen-Duell im Zweikampf gegen Daniel Ricciardo mit einer regelwidrigen Fahrweise aufgefallen. Dafür setzte es eine 10-Sekunden-Strafe. Ricciardo war der lachende Dritte, Verstappen machte wieder eine Position gut und Vettel wurde schließlich nur Fünfter.
Den zweiten Pokal bekam Verstappen 2017 in Austin geklaut. Damals hatte der Niederländer in der Schlussrunde Kimi Räikkönen neben der Strecke überholt. Auch hier konnte der Red-Bull-Pilot den Champagner schon riechen, als plötzlich Räikkönen den FIA-Raum vor der Siegerehrung betrat und Verstappen wieder rausschickte.
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Sainz muss auf Debüt-Podium verzichten
Der letzte Fahrer, der einen Pokal überreicht bekam, und ihn nachträglich wieder abgeben musste, hieß Lewis Hamilton. In Brasilien hatte der siebenmalige Weltmeister 2019 in der Schlussphase einen Unfall mit Alex Albon verursacht. Die Szene war relativ eindeutig, dennoch durfte Hamilton noch mit aufs Podium, bevor die Strafe ausgesprochen wurde.
McLaren-Pilot Carlos Sainz, der nachträglich den ersten Pokal seiner Karriere abstaubte, musste auf die obligatorische Champagnerdusche verzichten. Das wurde dann am späten Abend mit dem ganzen Team nachgeholt, als die Trophäe endlich an den rechtmäßigen Besitzer übergeben wurde.
In den Crazy Stats haben wir noch weitere interessante Fakten zum 100. Podium von Fernando Alonso gesammelt. In der Galerie erfahren Sie außerdem, wann Red Bull zuletzt zwei Doppelsiege in Folge gefeiert hat, in welcher Kategorie Nico Hülkenberg mit Nick Heidfeld gleichziehen konnte und was Sergio Perez mit John Watson gemeinsam hat.