Lange waren die Fronten verhärtet. Mercedes, Ferrari, Red Bull, McLaren, Alpha Tauri und Aston Martin betteln bei der FIA seit Monaten um einen außerordentlichen Inflationsausgleich im Rahmen der Budgetdeckelung. Das finanzielle Reglement der FIA sieht so etwas nur vor, wenn die durchschnittliche Inflationsrate der G7-Länder im September des Vorjahres bei über drei Prozent liegt. Im September 2021 lag sie bei 2,9 Prozent. Japans geringer Inflationsrate sei dank.
Seit Russland gegen die Ukraine in den Krieg gezogen ist, hat sich die Preissteigerung dramatisch verschärft. Die USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland kommen derzeit auf einen Schnitt von 6,2 Prozent. Damit wird der Budgetdeckel 2023 auf jeden Fall angehoben. Doch sechs der zehn Teams wollen schon jetzt eine Anhebung und plädieren auf "höhere Gewalt".

Drei Millionen oder drei Prozent?
Alpine, Alfa Romeo, Williams und zuletzt auch Haas waren dagegen und blockierten die Anpassung der Finanzregeln durch ihr Veto. Ihnen nutzt eine Erhöhung des Kostendeckels nichts, weil sie das Limit gar nicht erreichen. "Mein Budgetlimit ist mein Budget", sagt Alfa-Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur. Die FIA will jetzt den goldenen Kompromiss gefunden haben, der alle Parteien an einen Tisch bringt. Der liegt aber dem F1-Management noch nicht im Detail vor.
Folgendes sickerte durch: Rechteinhaber Liberty soll allen Teams jeweils eine bestimmte Summe cash bezahlen. Die einen sprechen von drei Millionen Dollar, die anderen von drei Prozent des aktuellen Kostenlimits von 140 Millionen. Das wären 4,2 Millionen Dollar. Dieses Geld darf dann ausgegeben werden, ohne dass es zur Budgetdeckelung zählt. Damit hätten auch die Teams etwas davon, die unter der Obergrenze liegen.
Stütze geht vom Gesamtkuchen ab
Die Stütze soll es aber nicht umsonst geben. Liberty würde den Inflationszuschlag vom Gesamtkuchen wieder abziehen. Das trifft die reichen Teams härter als die armen. Der Weltmeister partizipiert mit 14,5 Prozent an der Gesamtausschüttung, der Zehnte nur mit sieben Prozent.
Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer kann mit diesem Kompromiss leben: "Wenn alle in gleichem Maß davon profitieren, sind wir dabei." Haas-Kollege Guenther Steiner meint: "Das wäre ein anständiger Kompromiss, weil auch die Teams etwas davon haben, die gar nicht an die Budgetgrenze kommen."
Noch liegt der Plan der FIA bei Stefano Domenicali nicht auf dem Tisch. Das Formel-1-Management bremst deshalb allzu großen Optimismus: "Wir schauen uns den Vorschlag an. Es ist ja unser Geld, das da verteilt werden soll."