Lange haben die Teams auf diese Post gewartet. Bis Ende dieser Woche sollte nach vielen Verzögerungen endlich der Formel-1-Vertrag für 2021 bei den Teams eintreffen. Darin enthalten sind die finanziellen, technischen und sportlichen Regeln der Zukunft. Der FIA-Weltrat soll das Papier am 14. Juni absegnen.
Sollte es darüber hinaus noch Gesprächsbedarf zwischen den Teams, der FIA und dem F1-Management geben, hätte der Weltverband theoretisch auch noch Zeit bis zum Stichtag, dem 30. Juni. Danach sind Beschlüsse nur noch mehrheitlich möglich. Das Reglement ist nun in Worte gegossen. Es soll wesentlich verständlicher formuliert sein als bislang.
Die FIA und das Ingenieurs-Team der Rechteinhaber hatten sich zwar ursprünglich eine Verlängerung bis Oktober gewünscht, was aber am Veto eines Teams scheiterte. Mittlerweile ist man ganz froh darum, dass es nicht mit dem Aufschub geklappt hat. In dem Papier stand nämlich als Bedingung, dass alle Teilnehmer zustimmen müssen.
Doch welche Teilnehmer? Für 2021 ist noch keiner eingeschrieben. „Spitzfindige hätten bestimmt argumentiert, dass alle Unterschriften wertlos sind, weil noch kein Team Teilnehmer für 2021 ist. Wenn sie damit durchgekommen wären, hätten die Teams uns die Regeln diktiert, weil nach dem Juni die Frist abgelaufen wäre“, erzählt einer aus der Liberty-Gruppe.

E-Fuels noch nicht in ausreichender Menge
Mit Spannung wird erwartet, auf welche Budgetdeckelung sich FIA und F1-Management schließlich verständigt haben. Und wie die Eckdaten der neuen Autos aussehen. So grob wissen es die Teams bereits. Die Optik ist an die letzte Version der Forschungsgruppe angelehnt. Sie trägt den Namen „Juliette“ und ist die zehnte Entwicklungsstufe seit Beginn der Arbeit im März 2017.
Ziel war, dass diese Autos im Verkehr nicht mehr so viel Abtrieb verlieren, was bessere Rennen garantieren soll. Die Flügel werden kleiner. Ein größerer Anteil des Anpressdrucks soll über den Unterboden generiert werden. Teil des Konzepts ist auch eine Radstandbeschränkung. Sie wird nach letzten Informationen aber eher bei 3,55 Metern statt wie zunächst angepeilt bei 3,40 Metern liegen.
Das größte Aufsehen wird ein Element erregen, das normalerweise nicht im Mittelpunkt steht. Die Formel 1 will grüner werden. Fernziel ist, dass die Motoren künftig mit synthetischem Kraftstoff betrieben werden. Im Gegensatz zu einem reinen Elektroantrieb ist der tatsächlich nahezu CO2-neutral, da bei der Produktion dieser Brennstoffe annähernd so viel CO2 aus der Atmosphäre gebunden wird, wie später bei der Verbrennung wieder in die Umwelt gelangt.

Schrittweise Einführung von synthetischem Benzin
Einziges Problem: Im Moment sind diese so genannten E-Fuels noch nicht in ausreichend großer Menge verfügbar, um eine komplette Formel-1-Saison, alle Testfahrten und Prüfstandsläufe damit zu bestreiten. Deshalb werden dem Benzin 2021 erst einmal nur 20 Prozent dieses Sprits beigemischt. Die 20 Prozent beziehen auf die Masse. Bezogen auf die Energiedichte sollen es bereits 30 Prozent sein.
Der Anteil an diesen im Labor gezüchteten Treibstoffen soll bis 2025 kontinuierlich steigen, am liebsten in 10-Prozent-Schritten, um irgendwann einmal komplett unabhängig von fossilen Brennstoffen zu sein. „Wir wollen jetzt mal den Fuß in die Tür stellen. Die Dynamik kommt von allein. Würden wir nichts tun, passiert gar nichts. Nur wer mit 20 Prozent anfängt, kommt irgendwann einmal zu 100 Prozent“, erklärt ein Ingenieur. Die Vereinigung der Kraftstoffhersteller hat dem Plan bereits zugestimmt. Für sie ist es auch eine Art Imagepflege.
Damit greift die Königsklasse eine Technologie auf, die von der Politik ignoriert wird. E-Fuels werden derzeit nicht dem Flottenverbrauch angerechnet. Das könnte sich ändern, wenn diese Kraftstoffe auf einer Plattform wie der Formel 1 wieder ins Gespräch gebracht werden. Dann wird die EU-Kommission erklären müssen, warum man ausschließlich die E-Mobilität fördert und vor allen Alternativen die Augen verschließt und so unzulässig in den Wettbewerb unterschiedlicher Technologien eingreift.
Auch beim Thema Effizienz will die Formel 1 mobil machen. Die aktuellen Antriebseinheiten weisen bereits einen thermischen Wirkungsgrad von über 50 Prozent auf. Unerreicht in der restlichen Autowelt. Ein Ingenieur der Formel-1-Arbeitsgruppe sagt: „Unser Ziel sind 60 Prozent Wirkungsgrad bis 2025.“