FIA-Technik-Regeln: Das sind die größten Baustellen

FIA diskutiert neue F1-Technik-Regeln
Das sind die größten Baustellen

Die Zahlen geben es nicht her. In der Saison 2022 wurden 842 Überholmanöver in 22 Rennen gezählt. In diesem Jahr waren es 901. Trotzdem warnt FIA-Sportchef Nikolas Tombazis: "Das Überholen ist schwerer geworden, weil die Autos mehr schlechte Luft nach hinten abstrahlen."

Schuld ist laut Tombazis die Aerodynamikentwicklung: "Wir haben nicht schnell genug einige Schlupflöcher geschlossen, speziell im Bereich Frontflügelendplatte und den vorderen Bremshutzen. Die Turbulenzen sind aber immer noch deutlich weniger schlimm, als es bei den 2021er Autos der Fall war."

An dem unbefriedigenden Zustand lässt sich auch nicht viel ändern. "Solche Schlupflöcher zu schließen würde bedeuten, dass wir den ganzen Entscheidungsprozess durch alle Instanzen durchlaufen müssten. Da wären wir zu spät dran. Wir können es erst für 2026 besser machen."

Logan Sargeant - Williams - GP Las Vegas 2023
Williams

Reifen, die weniger überhitzen

Das gleiche gilt für die Schutzplanken und Skidblocks unter dem Auto. Es wäre wünschenswert, wenn beides ein Einheitsteil wäre, doch das kann die FIA nicht alleine entscheiden. "Wir haben nicht genug Unterstützung bei den Teams gefunden", bedauert Tombazis, verspricht aber: "Für 2026 wird das vereinfacht."

Das Problem mit der verwirbelten Luft, in der das nachfolgende Auto fährt, strahlt auch auf die Reifen ab. Der damit verbundene Abtriebsverlust bedeutet, dass das Auto im Verkehr mehr rutscht und damit der Reifen schneller überhitzt. Pirelli wurde bei der jüngsten Sitzung der Formel-1-Kommission gebeten, einen widerstandsfähigeren Reifen zu entwickeln, der weniger schnell abbaut.

Der italienische Alleinausrüster hätte jetzt die Zeit dazu, weil die Entwicklung für Reifen, die ohne Heizdecken auskommen, auf die lange Bank geschoben wurde. Tombazis springt Pirelli bei: "Wir messen aktuell die höchste Beanspruchung für die Reifen, die wir je gesehen haben." Auch das wird sich 2026 ändern. Die Autos sollen dann deutlich weniger Abtrieb produzieren.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 28. Juli 2023
Wilhelm

Neuer Kotflügel-Test für Regenrennen

Im Wesentlichen bleiben die Technikregeln für 2024 stabil. Ein paar Änderungen oder Entwicklungsaufträge in die Zukunft gibt es trotzdem. Die meisten davon im Dienste der Sicherheit. Im Frühjahr 2024 soll ein zweiter Regen-Test mit Schutzblechen an den Hinterrädern stattfinden, um das Problem mit der Gischt und der Sicht zu verbessern.

Die FIA-Experten haben mittlerweile festgestellt, dass die beim ersten Test im Juli in Silverstone verwendeten Kotflügel über den Hinterrädern zu klein waren. Von dem Test erwartet man sich auch eine Antwort darauf, wie viel die Reifen und wie viel der Diffusor zu dem aufgewirbelten "Spray" beitragen.

Von einer Diffusorklappe für extreme Regenrennen hält Tombazis nichts: "Dann bekommen wir unkontrollierbare Probleme mit dem Abtrieb." Er warnt aber vor zu viel Optimismus: "Die Testfahrten nächstes Jahr müssen schon sehr positiv verlaufen, dass wir 2025 direkt damit antreten können."

Max Verstappen - Formel 1 - GP Katar 2023
Red Bull

Schutz der Fahrer vor Überhitzung

Auch für das Gegenteil macht sich die FIA Gedanken. Nachdem die Hitzeschlacht von Katar einige Fahrer an den Rand der Erschöpfung gebracht hatte, konsultierten die Vertreter des Verbandes Ärzte um herauszufinden, welche Parameter eine Rolle spielen.

Ein Index aus den Temperaturen, der Luftfeuchtigkeit und dem Layout der Strecke soll in Zukunft bestimmen, wann besondere Maßnahmen wie spezielle Kühlwesten notwendig sind. Außerdem muss jedes Auto einen normierten Kühlschacht unter dem Chassis haben, der bei Extrembedingungen genügend Luft ins Cockpit bläst.