F1 Aerodynamik-Wahnsinn: Die verrücktesten Flügel aller Zeiten

Extreme Formel 1 Aerodynamik
Schluss mit dem Flügel-Wahnsinn?

Aerodynamikern und Technikfreunden stehen harte Zeiten bevor. Die F1-Verantwortlichen haben ihre Drohung wahr gemacht. Das 2021er Reglement bietet den Ingenieuren deutlich weniger Freiheiten, individuelle Ideen an den Autos zu verwirklichen. Vor allem beim Chassis wurde die Form der Oberflächen in ein enges Korsett geschnürt.

Einige Kritiker spotteten bereits, dass es sich schon fast um eine Einheitsserie handele. Von einer GP1 war die Rede, weil sich die Autos der kommenden Generation kaum noch voneinander unterscheiden werden. Die F1-Bosse halten dagegen, dass der normale Fan die Rennwagen heute auch schon nicht auseinanderhalten könne, würde man sie alle in der gleichen Farbe lackieren.

Besonders reduziert wurden die Freiheiten in Sachen Flügeln. Stattdessen wird der Großteil des Abtriebs künfig über den sogenannten „Ground Effect“ gewonnen. Dazu wurden große Tunnel in den Unterboden eingezogen und der Luftdurchsatz des Diffusors vergrößert. Auf der Oberseite des Chassis sind Flügel, Finnen und Leitbleche dagegen nur noch extrem eingeschränkt erlaubt.

Der Hintergedanke dabei ist einfach: Flügel sind immer abhängig von einer sauberen Anströmung. Je größer die Flügel desto größer ist auch der Abtriebsverlust in der turbulenten Luft beim Hinterherfahren eines Konkurrenten. Die F1-Bosse erhoffen sich damit mehr Action auf der Strecke. An der Technik-Front wird es dafür aber wohl deutlich ruhiger.

Red Bull - Formel 1 - GP Kanada - Montreal - 6. Juni 2019
ams

Schluss mit genialen Aero-Ideen?

Dabei gehören geniale Aerodynamik-Tricks genauso zur DNA der Formel 1 wie spektakuläre Überholmanöver. Wir erinnern uns zum Beispiel noch gerne zurück, als McLaren 2009 die Strömung am Heckflügel mit einem cleveren Luftkanalsystem kontrolliert zum Abreißen brachte und so den Top-Speed erhöhte. Oder wie Red Bull ab 2010 den Diffusor mit Hilfe von Abgasen auf den Asphalt presste.

Aber kaum war eine neue Idee geboren, wurde sie von der FIA auch schon wieder verboten. Doppeldiffusor, F-Schacht, FRIC-Systeme – alles mittlerweile Geschichte. Individuelle Geniestreiche wurden in den vergangenen Jahren immer seltener. Ein Grund dafür sind die präzisen Entwicklungswerkzeugen, mit denen alle Ingenieure heutzutage arbeiten. Entsprechend ähnlich fallen am Ende auch die Lösungen aus.

Da erinnern wir uns gerne noch einmal zurück an die guten alten Zeiten, als die Entwicklung hauptsächlich aus dem Trial & Error-Prinzip bestand. Windkanäle kamen erst in den 80er-Jahren in Mode. Strömungssimulationen am Computer (CFD) brauchten mangels Rechenleistung noch 30 Jahre länger, bis sie in den Entwicklungsabteilungen der F1-Teams Einzug hielten. Davor wurden neue Teile noch händisch am Reißbrett entworfen.

Jarno Trulli - Jordan EJ11 - GP Monaco 2001
sutton-images.com

Flügel-Vielfalt in Monaco

Was nicht funktionierte, wurde früher einfach weggeworfen. Dann hat man eben etwas anderes entwickelt. Um den Abtrieb der Autos zu erhöhen, kamen die Ingenieure im Laufe der Jahre auf viele skurrile Ideen. Vor allem auf langsamen Strecken wie Monaco schraubten die Techniker regelmäßig neue, ungewöhnliche Flügelelemente an die Autos.

Bei der Position der Abtriebsspender zeigte man sich wenig wählerisch. Egal ob übereinander gestapelt oder hintereinander positioniert – angebaut wurde, wo Platz war. Zur Not auch mal einfach auf der Nase – mitten im Sichtfeld des Fahrers. Das Thema Sicherheit wurde damals nicht allzu ernst genommen.

Auf welche – teilweise echt bekloppten – Aerodynamik-Ideen die Ingenieure in den letzten 50 Jahren gekommen sind, zeigen wir Ihnen gerne noch einmal in der Galerie.