Kaum haben die Formel-1-Tests in Bahrain angefangen, sind sie auch fast schon wieder vorbei. Am Freitag (24.2.) stand auf dem Grand-Prix-Kurs in der Wüste der zweite von nur drei Testtagen auf dem Programm. So langsam sollten alle Kinderkrankheiten ausgemerzt und ein ordentliches Setup gefunden sein. Wer jetzt noch fundamentale Probleme mit sich rumschleppt, wird diese in der verbleibenden Zeit kaum noch lösen können.
Zumindest was die Zuverlässigkeit angeht, scheinen im Feld keine Alarmglocken zu läuten. Beim Test-Auftakt hatte es nur eine kleine Panne bei Aston Martin gegeben, die aber durch die Vielzahl der Sensoren am Auto ausgelöst wurde. Und auch am zweiten Testtag mussten die Streckenposten nur ein einziges Mal die roten Flaggen schwenken, weil es ein Auto nicht mehr aus eigener Kraft an die Box schaffte.
Anderthalb Stunden vor dem Abpfiff hatte George Russell versucht, seinen schwarzen Silberpfeil nach einem Hydraulik-Defekt noch an die Garage zu schleppen. Doch dann blieb das Getriebe im vierten Gang stecken und sorgte für einen ungeplanten Zwischenstopp in Kurve 10. In der Mittagspause hatte der Brite noch die Haltbarkeit seines Dienstwagens gelobt. Das war wohl etwas voreilig.

Alfa verhindert Red-Bull-Bestzeit
Sonst gab es keine großen Dramen zu beobachten – was aber nicht heißt, dass in den Garagen alles nach Plan lief. Vor der Mittagspause sorgte ein Getriebeproblem bei Alfa Romeo für 40 Minuten Standzeit. Bei Red Bull musste Max Verstappen eine geplante Rennsimulation absagen, weil sich seine Mechaniker noch um ein Öl-Leck kümmerten.
Was die Pace angeht, sehen die meisten Experten den Red Bull immer noch klar vorne. Für die zweite Verstappen-Bestzeit reichte es am Freitag aber nicht ganz. Guanyu Zhou ging eine halbe Stunde vor dem Ende der Session mit den ganz weichen C5-Reifen und überschaubarer Spritmenge auf die Jagd nach der Bestmarke. Seine Zeit von 1:31.610 Minuten konnte – oder besser gesagt wollte – an diesem Tag keiner unterbieten.
Verstappen hatte mit dem deutlich härteren und somit auch langsameren C3-Reifen eine Zeit von 1:31.650 Minuten vorgelegt. Neben dem Gummi-Nachteil muss auch der Zustand der Strecke einberechnet werden. Der Weltmeister hatte seine schnellste Runde eine Stunde nach der Mittagspause gedreht, als der Asphalt noch mit 40 Grad glühte, was der Haftung bekanntlich nicht zuträglich ist.

Ferrari leicht verbessert
Fernando Alonso, der sich nach Silber am Vortag nun die Bronze-Medaille sicherte, wartete mit seinen "Push-Runden" genau wie Zhou bis nach Sonnenuntergang. Beim Reifen herrschte allerdings Vergleichbarkeit mit Verstappen. Auch der Aston Martin war mit dem gelbmarkierten C3-Gummi bestückt.
Den etwas weicheren C4-Reifen verwendeten Alpha-Tauri-Rookie Nyck de Vries, Haas-Comebacker Nico Hülkenberg und Williams-Neuling Logan Sargeant, die sich damit auf den Plätzen vier, fünf und sechs einreihten. Dazwischen schob sich noch Carlos Sainz im Ferrari, der aber die Finger von den Pirellis mit den roten Logos auf der Seitenwand ließ.
Wo wir gerade bei den Themen Ferrari und Reifen sind, können wir zur Freude der Tifosi vermelden, dass der Verschleiß nicht mehr ganz so hoch ausfiel, wie noch am Vortag. Offenbar haben die Piloten zusammen mit den Ingenieuren Fortschritte beim Setup erzielen können. Eine besondere Euphorie will im Lager der Scuderia aber nicht aufkommen. Man schaue zwar nicht auf die Konkurrenz, heißt es. Trotzdem dürfte die Red-Bull-Stärke den Italienern nicht verborgen geblieben sein.

Mercedes tappt im Dunkeln
Über Mercedes schwebt weiterhin ein großes Fragezeichen. Neben der Panne gab es über das Werksteam nicht viel zu berichten. George Russell und Lewis Hamilton geizten mal wieder mit schnellen Runden und fanden sich am Ende im hinteren Viertel der Tabelle wieder. Toto Wolff verriet, dass in den Daten ein massiver Abtriebsverlust an der Vorderachse zu erkennen war. Den Grund dafür konnten die Mechaniker im Laufe des Tages aber nicht finden.
Zu allem Überfluss war auch noch ein entscheidender Sensor ausgefallen, der in dieser Angelegenheit hilfreich gewesen wäre. In der Nacht soll der Silberpfeil nun komplett auseinandergebaut werden, um dem Problem auf den Grund zu gehen. "Wir fühlen uns ein bisschen verloren, weil wir nicht wissen, wo wir stehen", gab Toto Wolff zerknirscht zu.
Sorgen muss man sich auch um McLaren machen. Unternehmensboss Zak Brown gab in Bahrain zu, dass man die im Winter gesteckten Entwicklungsziele nicht ganz erreichen konnte. Der neunte Platz von Rookie Oscar Piastri dürfte dem Auto eher schmeicheln und ist sicher nicht repräsentativ. Lando Norris fand sich auf dem vorletzten Platz wieder. Man hofft, das Ruder mit ein paar Upgrades zum ersten Rennen noch einmal herumzureißen.
Bleibt am Ende noch der Blick auf die Distanzwertung. Die Kilometerkrone schnappte sich am zweiten Testtag Alpha Tauri. Yuki Tsunoda und Nyck de Vries scheuchten den AT04 über 159 Runden. Damit wurde Williams (154) knapp geschlagen. Hier war aber Logan Sargeant alleine für das komplette Programm verantwortlich. Mercedes war hier mit nur 98 Runden von Hamilton und Russell das Schlusslicht.