Zum Start in die zweite Testwoche waren in der Früh alle Augen auf die Mercedes-Garage gerichtet. Das deutsch-britische Werksteam hatte für die Generalprobe in Bahrain ein großes Upgrade-Paket angekündigt. Dabei hatten die Ingenieure nicht zu viel versprochen. Neben einem neuen Frontflügel, einem neuen Unterboden und neuen Außenspiegeln fielen vor allem die neuen Seitenkästen ins Auge. Genauer gesagt fielen die Seitenkästen nicht ins Auge.
Mercedes hat die Kühler unter der Haube so platzsparend angeordnet, dass sich die Verkleidung hinter dem Cockpit kaum noch nach außen ausbeult. Aus den rechtwinkligen Öffnungen von Barcelona wurden schmale vertikale Schlitze, mit denen Luft für die Kühler eingefangen wird. Die vorgeschriebenen Crashstrukturen wurden aerodynamisch verkleidet und ragen ein Stück über den Lufteinlässen horizontal aus dem Chassis.
Wie gut die radikale Aerodynamik funktioniert, ließ sich am ersten Testtag jedoch noch nicht so richtig erproben. Lewis Hamilton und George Russell, die sich die Session aufteilten, verzichteten komplett auf schnelle Runden mit weichen Reifen. Von den Ingenieuren war zu hören, dass man noch auf der Suche nach einem passenden Setup sei. Heftige Probleme mit dem Bouncing auf den langen Geraden störten ein geregeltes Testprogramm.

Perez mit Last-Minute-Dreher
Die größte Distanz legte zum Auftakt der Bahrain-Testwoche der Red Bull zurück. Sergio Perez spulte insgesamt 138 Runden ab. Nach der Mittagspause absolvierte der Mexikaner sogar fast eine komplette Renndistanz am Stück. Kurz vor Schluss sorgte Perez dann aber auch für die zweite Unterbrechung des Tages. Während eines virtuellen Safety-Car-Tests in den Schlussminuten hatte er sich bei niedriger Geschwindigkeit in das kleine Kiesbett von Kurve 8 gedreht.
Wie bei Mercedes wurde auch bei Red Bull auf eine Bestzeitenjagd verzichtet. Fast zwei Sekunden trennten Perez dadurch am Ende von Pierre Gasly, der mit seinem Alpha Tauri das Klassement anführte. Allerdings hatte sich der Franzose bei seinem schnellsten Run auch die ganz weichen C5-Gummis aufschnallen lassen. Wichtiger als die Bestzeit war, dass sich der AT03 einigermaßen zuverlässig präsentierte. Mit 103 Runden schaffte es Gasly immerhin in den dreistelligen Bereich.
Direkt dahinter ließen sich die beiden Ferrari-Piloten die zweit- bzw. drittbesten Zeiten des Tages notieren. Carlos Sainz fehlte eine knappe halbe Sekunde, Charles Leclerc sechseinhalb Zehntel auf die Gasly-Marke. Die beiden Scuderia-Piloten waren dabei allerdings auf den deutlich weniger gut haftenden C3-Reifen unterwegs. Was die Zuverlässigkeit angeht, gab sich Ferrari weiter keine Blöße. Der F1-75 umrundete die Grand-Prix-Strecke von Sakhir insgesamt 116 Mal.

Haas verpasst Vormittag
So gut lief es nicht überall. Haas verpasste den kompletten Vormittag, weil die Autos und das Equipment mit fast zwei Tagen Verspätung in Bahrain ankamen. Es war ein Wunder, dass Ersatzmann Pietro Fittipaldi am Nachmittag überhaupt noch 47 Runden abspulen konnte. Mick Schumacher musste auf einen Einsatz am Donnerstag (10.3.) verzichten. Der Youngster wäre gerne am Sonntag eine Extraschicht gefahren, weil Haas unverschuldet in die Situation geriet. Doch der Antrag des Teams scheiterte am Widerstand von McLaren, Alpine und Alfa Romeo.
So war Sebastian Vettel der einzige deutsche Pilot, der beim Testauftakt mit von der Partie war. Der Heppenheimer kam am Vormittag auf 39 Runden und setzte am Ende mit der C3-Mischung die achtschnellste Zeit. Teamkollege Lance Stroll durfte bei den Reifen gleich zwei Stufen weicher gehen und schob sich damit prompt auf Rang vier im Klassement. Der Kanadier war aber auch für die erste Unterbrechung des Tages verantwortlich. Er hatte kurz nach dem Anpfiff der zweiten Hälfte Teile seiner Aerodynamik-Sensoren auf der Strecke verteilt.
Auch bei Alfa Romeo gab es einen kurzen Schreckmoment. Rookie Guanyu Zhou schaffte es am Vormittag gerade noch zurück an den Eingang der Boxengasse, wo er von seinen Ingenieuren zum Stopp aufgefordert wurde. Es handelte sich jedoch nur um einen kleinen Fehlalarm der Sensoren, der keine längere Reparatur nach sich zog.

Technik-Ärger bei McLaren und Alpine
Mit größeren Technik-Sorgen hatte McLaren zu kämpfen. Der Tag fing beim britischen Traditionsteam schon mit einer schlechten Nachricht an. Daniel Ricciardo hatte sich krank abgemeldet. So musste Lando Norris ungeplant die komplette Sitzung absolvieren. Ein hartnäckiges Bremsproblem sorgte jedoch dafür, dass der Engländer in acht Teststunden lediglich auf 50 Umläufe kam. Weniger hatte kein anderes Auto zu bieten.
Am Ende sprang für Norris immerhin die sechstbeste Zeit hinter dem überraschend schnellen Alex Albon heraus. Der Williams war dabei aber auf den weichen C4-Reifen unterwegs. Wegen der unterschiedlichen Programme sind die Zeiten wie immer bei den Testfahrten mit viel Vorsicht zu genießen.
Neben dem McLaren verbrachte auch der Alpine eine längere Phase in der Garage. Die französische Equipe hatte mit einem defekten Kühler zu kämpfen. Fernando Alonso und Esteban Ocon ließen sich am Ende nur 66 Runden notieren. Immerhin funktionierte nun endlich der DRS-Mechanismus. Auf den Klappflügel hatten die Piloten in Barcelona verzichten müssen, was sich in hinteren Positionen im Top-Speed-Ranking niedergeschlagen hatte.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die besten Bilder des Tages.