In diesem Jahr müssen die Teams mit drei Einheiten von Motor, Turbolader und MGU-H auskommen. Wenn man von einer durchschnittlichen Laufleistung von 780 Kilometern pro GP-Wochenende ausgeht, dann muss jede Antriebseinheit mindestens 5.460 Kilometer durchhalten. Auf dem Prüfstand fahren die Motorenhersteller 7.000 bis 8.000 Kilometer-Zyklen, um auf der sicheren Seite zu sein. Das sind 2.000 Kilometer mehr als im Vorjahr.
Wer Startplatzstrafen vermeiden will, muss also mindestens sieben GP-Wochenenden pro Antriebseinheit schaffen. Der GP Kanada war der siebte Grand Prix im Kalender. Trotzdem wollten Mercedes, Ferrari, Renault und Honda mit frischen Aggregaten in Montreal starten.
Mit 73 Prozent Volllast zählt der Kurs auf der Ile de Notre Dame zu den härteren Prüfungen für die V6-Turbos. Und da zählt jedes PS. Besser einen frischen Motor als einen alten. Deshalb planten die Hersteller, den ersten Motor später in der Saison, auf einer weniger anspruchsvollen Strecke, in sein siebtes Rennen zu schicken. Mercedes hatte den GP Ungarn im Visier.
In Le Mans wurden 5.002 Kilometer gefahren

Daraus wurde nichts. Ein Schaden am Spec 2-Motor auf dem Prüfstand nach 3.700 Kilometern Laufleistung stoppte das Debüt des Motoren-Upgrades. Mercedes und seine Kundenteams waren gezwungen, den alten Motor noch einmal auszupacken.
Damit war klar, dass die Mercedes-Piloten die 5.000 Kilometer-Schallmauer durchbrechen würden. Am Ende des Rennens hatte Valtteri Bottas mit 5.604 Kilometern die Nase vorn. Die 10 PS Leistungszuwachs des Spec 2-Motors wären ihm wahrscheinlich lieber gewesen.
Lewis Hamiltons Triebwerk steht seit dem 10. Juni bei 5.428 Kilometern, das von Sergio Perez bei 5.349 und von Esteban Ocon bei 5.079. Nur kurz zur besseren Einordnung. Der siegreiche Porsche legte letztes Jahr bei den 24 Stunden von Le Mans 5.002 Kilometer zurück.
Für die betagten Mercedes-Aggregate ist wahrscheinlich längst noch nicht Feierabend. Sie könnten später in der Saison noch den einen oder anderen Freitag abdienen, um den späteren Motorspezifikationen ein bisschen Leben zu sparen.
Honda hat 3.728 Kilometer geschafft

Renault und Ferrari haben zwar ihre ersten Motoren ausgebaut, aber noch nicht ins Lager gestellt. Sie werden später ein siebtes Mal zum Einsatz kommen. Carlos Sainz führt die Renault-Armada mit 4.661 Kilometern an. Wenn sein erster Motor ein weiteres GP-Wochenende übersteht, dann kommt er auch auf weit über 5.000 Kilometer.
Das gleiche gilt für den Nummer-1-Motor von Sebastian Vettel. Der hat jetzt 4.639 Kilometer auf der Uhr. Am wenigsten ist Max Verstappen mit seinem ersten Motor gefahren. Nur 3.769 Kilometer. Das liegt auch an seinen vielen Ausfällen.
Bottas, Hamilton, Perez und Ocon haben auch den Turbolader und die MGU-H durch die sieben Rennen gebracht. Vettel und Stoffel Vandoorne hielten mit allen drei Komponenten sechs Rennen durch. Alle anderen Renault-Piloten haben in dem Dreierpack ein Element, das schon getauscht werden musste. Bei Fernando Alonso der Turbolader, bei Nico Hülkenberg und Carlos Sainz die MGU-H.
Honda musste nach einem Schaden an der MGU-H in Melbourne bereits beim zweiten Rennen in Bahrain den zweiten Motor einbauen. Der blieb dann bis einschließlich zum GP Monaco drin. Beim GP Kanada debütierte das Upgrade.
Pierre Gasly fuhr am Samstag in Montreal noch einmal 118 Kilometer auf das alte Triebwerk drauf, bevor er am Sonntag unter Strafe seinen bereits vierten Motor in Anspruch nahm. Der 1er Motor von Honda hat an fünf Wochenenden immerhin 3.728 Kilometer durchgehalten.