Kimi Räikkönen hat sich mit einem zwölften Platz aus der Formel 1 verabschiedet. Der Weltmeister von 2007 fuhr am 1. November 2009 ein uninspiriertes Rennen. Ferrari hatte ihn vor die Tür gesetzt. Es musste Platz für Fernando Alonso geschaffen werden. Räikkönen wurde mit 18 Millionen Dollar abgefunden. Die Kündigung kam so spät, dass es keine Alternativen mehr gab. Seitdem fährt der blonde Finne in der Rallye-WM. Mehr schlecht als recht.
2012 feiert der große Schweiger aus Espoo sein F1-Comeback. Räikkönen fängt bei Renault noch einmal neu an. Bei einem Team, das sich in der zweiten Saisonhälfte 2012 im freien Fall befand. Doch der Rennstall aus Enstone, der im nächsten Jahr Lotus heißen wird, ist offenbar immer noch so attraktiv, dass ein 18-facher GP-Sieger sein Jawort gibt.
Räikkönen treibt nicht nur die Langeweile. Der Ex-Champion hat nichts anderes in seinem Leben, das ihn ausfüllt. Dieses Schicksal teilt er mit vielen seiner aktuellen Kollegen. Außerdem bastelt Räikkönen an einer Karriere nach seiner Rennfahrerlaufbahn. Es gibt Gerüchte, dass der 32-jährige Finne sich mit zwei milliardenschweren Freunden in den Rennstall eingekauft hat.
Eigentlich ist es eher selten, dass Weltmeister nach einer selbstgewählten oder unfreiwilligen Pause in die Formel 1 zurückkehren. Räikkönen ist erst der sechste in der Geschichte des GP-Sports. Wir erinnern uns noch einmal an die anderen großen Comebacks der Formel 1-Geschichte:
Niki Lauda: Rücktritt GP Kanada 1979
Comeback: GP Südafrika 1982, 31 Rennen Pause, 867 Tage Pause. Platzierung Comeback: Platz vier
Niki Lauda stieg mitten im Training zum GP Kanada 1979 aus. Der Österreicher entschied an einem grauen Septembertag in Montreal am Ende einer verkorksten Saison: "Ich habe keine Lust mehr im Kreis herumzufahren." Lauda sagte noch kurz seinem Boss Bernie Ecclestone Bescheid und verschwand.
867 Tage später stand er beim GP Südafrika wieder am Start eines Grand Prix. McLaren-Chef Ron Dennis hatte ihn im Sommer zuvor in einer schwachen Stunde gefragt, ob er sein Auto testen wolle. Und Lauda sagte zu. Nach einem Test in Donington brannte das Feuer wieder. Lauda kam mit Pauken und Trompeten zurück. Platz vier beim Comeback, ein Sieg im dritten Rennen, der dritte WM-Titel zwei Jahre später.
Alan Jones: Rücktritt GP USA-Mitte 1981
1. Comeback: GP USA-West 1983, 17 Rennen Pause, 526 Tage Pause. Platzierung Comeback: Ausfall
2. Comeback: GP GP Italien 1985, 40 Rennen Pause, 896 Tage Pause. Platzierung Comeback: Ausfall
Alan Jones war frustriert. Das Jahr seiner Titelverteidigung brachte ihm nur zwei Siege, dazu Ärger mit Teamkollege Carlos Reutemann und eine zunehmende Abneigung gegen die Formel 1-Politik. Jones zog sich auf seine Farm nach Australien zurück. Und merkte bald, dass ihm etwas fehlte. Nach eineinhalb Jahren war er plötzlich wieder da. Mit einem Kampfgewicht von über 90 Kilogramm. Nur Arrows gab ihm ein Cockpit. Der Heimkehrer fuhr in Long Beach auf Punktekurs, fiel aber aus. Weil keiner seinen Gehaltsforderungen nachkommen konnte, trat Jones ein zweites Mal zurück.
1985 lockte ihn das märchenhafte Haas-Lola-Projekt. Carl Haas heuerte die besten Leute an, bekam Werksunterstützung von Ford und glaubte mit Sponsor Beatrice über Jahre hinaus finanziert zu sein. Doch dann kam alles ganz anders. Ford war mit seinem V6-Turbo spät dran, das Auto nur Mittelmaß, der Sponsor nicht so spendabel wie gedacht. Alan Jones sammelte 1986 kümmerliche vier WM-Punkte und machte dann endgültig Schluss.
Alain Prost: Rücktritt GP Japan 1991
Comeback: GP Südafrika 1993, 17 Rennen Pause, 511 Tage Pause. Platzierung Comeback: Platz eins
Das Ende kam überraschend. Eigentlich hätte der GP Australien 1991 der letzte Grand Prix von Alain Prost sein sollen, doch Ferrari lud ihn aus. Der Franzose hatte sich zuvor despektierlich über seinen roten Dienstwagen geäußert: "Fährt sich wie ein Lastwagen." Das überlebte nicht einmal er.
Prost war froh, der Hölle von Ferrari entronnen zu sein und bastelte im Hintergrund an seinem Comeback. Er nutzte das Jahr Pause dazu, bei Williams anzudocken und es so anzustellen, dass Ayrton Senna dort nicht landen konnte. So bot sich für die Saison 1993 nur ein logischer Favorit an: Professor Prost im besten Auto. Der große Stratege erfüllte die Erwartungen und wurde zum vierten Mal Weltmeister.
Nigel Mansell: Rücktritt GP Australien 1992
Comeback: GP Frankreich 1994, 22 Rennen Pause, 602 Tage Pause. Platzierung Comeback: Ausfall
Beim GP Ungarn 1992 war der Weltmeistertitel von Nigel Mansell endlich perfekt. Zwei Rennen später erklärte er seinen Rücktritt aus der Formel 1. Er verkündete seinen Wechsel in die IndyCar-Serie. Er hatte bei Williams gekündigt und bei Newman-Haas unterschrieben. Der GP-Sport hatte sein bestes Pferd im Stall, seine Nummer eins verloren. Mansell nahm Revanche dafür, dass sein Chef Frank Williams Alain Prost verpflichtet hatte und gleichzeitig mit Ayrton Senna verhandelte. Der sensible Engländer kam sich vor wie das fünfte Rad am Wagen.
1993 ließ Mansell seiner Weltmeisterschaft den IndyCar-Titel folgen. Alle Experten erwarteten 1994 eine Wiederholung der Mansell-Show, doch dann fuhren die Penske-Piloten alles in Grund und Boden. Mansell verlor schnell die Lust. Für Bernie Ecclestone der geeignete Moment, den verlorenen Sohn zurückzuholen. Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen konnte Mansell 1994 nur an vier Grand Prix als Ersatz für David Coulthard bei Williams teilnehmen. Zwei Ausfällen folgte ein vierter Platz in Suzuka und ein Sieg in Adelaide.
Doch dann wurde der mittlerweile 41-jährige von seinem Chef erneut enttäuscht. Frank Williams setzte auf die Jugend und damit auf Coulthard. Mansell diente sich völlig überraschend McLaren an. Die Episode dauerte nur zwei Rennen. Das Auto war nicht konkurrenzfähig. Mansell stieg beim GP Spanien mitten im Rennen aus und sagte Goodbye. Für immer.
Michael Schumacher: Rücktritt GP Brasilien 2006
Comeback: GP Bahrain 2010, 52 Rennen Pause, 1.239 Tage Pause. Platzierung Comeback: Platz sechs
Die Karriere des erfolgreichsten Formel 1-Piloten aller Zeiten endete nicht mit dem achten WM-Titel. Ein Motorschaden beim GP Japan 2006 hatte Michael Schumachers Rivale Fernando Alonso alle Trümpfe in die Hand gespielt. Da half auch einer seiner besten Grand Prix beim Finale in Brasilien nichts. Schumacher erkämpfte sich nach einem Reifenplatzer in einer mitreißenden Fahrt Platz vier.
Danach verschwand er in einem langen Urlaub. Hin und wieder tauchte er bei Testfahrten als Testfahrer und bei den Rennen als Berater von Ferrari wieder auf. Schumacher begann mit dem Motorradfahren und überlebte mit viel Glück einen bösen Sturz im Februar 2009.
Als Felipe Massa beim Training zum GP Ungarn von einer Feder am Kopf getroffen wurde und bis Saisonende ausfiel, meldete sich Ferrari-Chef Luca di Montezemolo bei Schumacher. Der Formel 1-Rentner sagte innerhalb von zehn Minuten zu. Doch die Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Nachwehen der Wirbelverletzungen von dem Motorradcrash verursachten beim Fahren zu große Schmerzen. Schumacher drückte seine Enttäuschung mit den Worten aus: "Für einen Moment fühlte ich mich zurück im richtigen Leben."
Die zweite Chance sollte nur drei Monate später kommen. Weltmeister Jenson Button verzockte bei seinem Vertragspoker mit Ross Brawn, der plötzlich nicht mehr Teamchef eines Privatrennstalls sondern des Mercedes-Werksteams war. Mercedes rief, Schumacher kam. Mit respektablen Ergebnissen, aber ohne den durchschlagenden Erfolg. Inzwischen weiß man: Es liegt am Auto, nicht an Schumacher.